Lockere Abgasregeln: Donald Trump tut den Autobauern keinen Gefallen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Präsident Trump will die US-Autobauer unterstützen und schwächt Abgasvorschriften. Damit tut er der Branche keinen Gefallen. Eine Analyse.

US-Präsident Donald Trump hört während einer Wahlkampfveranstaltung zu.
US-Präsident Donald Trump hört während einer Wahlkampfveranstaltung zu. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA wollen beschlossene Abgasvorschriften wieder lockern.
  • Davon profitiert in erster Linie die Ölindustrie, die Autobauer hingegen weniger.

Umweltschutz hat für US-Präsident Donald Trump keine Priorität. Die Wirtschaft ist ihm wichtiger. Seine Umweltbehörde EPA hat darum gestern entschieden, die Effizienzstandards und Abgasvorschriften für Autos zurückzuschrauben.

Die von der Obama-Regierung beschlossenen Normen für den Zeitraum nach 2020 seien «nicht mehr angemessen und vernünftig», heisst es. Ab 2025 sollte eigentlich ein Flotten-Verbrauch von 4,3 Liter pro 100 Kilometer gelten. Jetzt verharrt der Wert bis 2026 bei 6,3 Liter. Zum Vergleich: In der Schweiz verbraucht die Neuwagenflotte im Schnitt aktuell 5,9 Liter Benzin.

Öllobby profitiert

Die Regulierung kostet die Branche einen dreistelligen Milliardenbetrag. Die Behörden glauben, dass dadurch Neuwagen im Schnitt 2326 Dollar verteuern würden. Was sich wiederum negativ auf die Absätze auswirken, glaubt die Umweltbehörde. Zudem glaubt die EPA, dass sich so Amis mehr neue, sichere Autos kaufen würden. Und so die Zahl der Toten durch Autounfälle um rund 1000 sinkt.

Unbestritten: Gewinner ist die Öl-Industrie. Sie dürfte sich freuen, wenn die Autos nicht weniger Most schlucken. Hoher Verbrauch heisst in ihrem Fall: Hoher Gewinn.

Der Autobranche ist kein Gefalle getan. Zwar könnten die Autobauer weiter auf spritschluckende SUVs setzen. Doch das wäre sinnlos. Im Oktober hat General Motor angekündigt, in den nächsten fünf Jahren 20 reine Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringen. Und Konkurrent Ford will in den nächsten vier Jahren 11 Milliarden in die Entwicklung von E-Autos stecken.

Langfristig planen

Solche Pläne entwickeln die Autobauer nicht von heute auf morgen. Von der ersten Skizze bis zum Produktionsstart vergehen zwischen vier bis sechs Jahre. Milliarden haben die Unternehmen bereits investiert, als der Wind unter Obama in eine andere Richtung wehte. Die Pläne werden wegen Trumps Entscheid nicht verworfen. Das E-Auto-Förderprogramm in Kalifornien droht allerdings wegzufallen. Die Absätze dürften weniger hoch ausfallen wie erwartet. Heisst auch: Bis 2030 könnten 60'000 Jobs im Bereich für energieeffiziente Fahrzeuge verschwinden. Zu diesem Schluss kommt eine Rechnung der Regierung.

Es wäre fahrlässig für die US-Autobauer, nicht in effizientere Fahrzeuge zu investieren. Vor allem für den Export. Denn im Ausland sind spritschluckende Ami-Schlitten immer weniger gefragt. China, der grösste Wachstumsmarkt der Welt, will vor allem eins: E-Autos. Auch Europa fährt die Effizienz-Standards hoch. Durstige SUVs aus Übersee haben kein Platz, sparsame Hybriden oder Stromer hingegen schon.

Verlieren werden auch die Konsumenten. Weil die USA ihre Standards nicht erhöht, können ab 2022 jährlich nicht 100 Millionen an Gesundheitskosten eingespart werden. Wer das berechnet hat? Die US-Umweltbehörde EPA. Zu Obama-Zeiten, natürlich.

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