Tausende Delfine sterben für MSC-Fisch
Wer nachhaltigen Fisch im Supermarkt will, greift zu MSC-Produkten. Doch ein neuer Dokumentarfilm zeigt: Das Öko-Label hält nicht immer, was es verspricht.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwölf Prozent des weltweit verkauften Fischs stammt aus MSC-Produktion.
- Ein Dokumentarfilm zeigt: Das Label ist weniger nachhaltig, als es viele Konsumenten erwarten.
Labels geben dem Konsumenten ein gutes Gefühlt. Wer nachhaltig produziertes Fleisch will, kauft Bio. Wer gleiches beim Fisch will, greift zu MSC-zertifizierten Produkten.
Das Fischlabel hat in der Schweiz Gewicht. Bei der Migros sind 71 Prozent des Wildfang-Sortiments MSC-zertifiziert, bei Coop sind es 64 Prozent. Weltweit sind zwölf Prozent des weltweiten Fangs MSC-zertifiziert.
Meere überfischt
Doch das Label steht in der Kritik. Im Januar haben 66 Organisationen aus der ganzen Welt das Label aufgefordert, die Standards zu bessern. Ihre Kritik: MSC-zertifiziere Betriebe, welche die Meere überfischen und mehr Beifang als Fang generieren.
Ein Dokumentarfilm vom ARD ist diesen Vorwürfen nachgegangen. Der Film zeigt etwa die Tunfisch-Fischerei in Mexiko. Jahrzehntelang wurde mexikanischer Thunfisch boykottiert. Grund: Die Fische werden mit Hubschraubern zusammengetrieben und mit einem Ringwadennetz gefangen. Dabei verheddern sich viele Delfine in den Netzen, die mit den Thunfischen eine Fressgemeinschaft bilden.
Das Geschäft mit dem Fischsiegel: Diese Dokumentation zeigt was wirklich hinter dem angeblich nachhalten Siegel #MSC steckt.
— Greenpeace Österreich (@GreenpeaceAT) April 24, 2018
Viel Marketing und oft umweltschädliche Fangmethoden. 🐟https://t.co/AKcgyraOah
Seit Kurzem ist die Methode MSC-zertifiziert. Laut der Industrie würden Delfine aus dem Netz befreit. Die Zahl toter Delfine liegt laut MCS darum bei weniger als 500 pro Jahr. Insider sprechen aber von tausenden toten Meeressäugern.
MSC erklärt, dass man einen pragmatischen Ansatz verfolge. «Zuviel Perfektion ist gefährlich», sagt Chef Rupert Howes. «Es geht darum, die Fischerei insgesamt in Richtung Nachhaltigkeit zu schieben.»
Erschütternde Doku zu #MSCSiegel in der ARD. Wer Fisch isst, macht sich schuldig. Kein Sushi mehr. Kein Fisch mehr. Punkt. #msc #provegi
— Sandro Mattioli (@SandroMattioli) April 23, 2018
MSC verdient mit Zertifizierung
Einen weiteren Grund, warum MSC solche Fangmethoden zertifiziert, erklärt Biologe und Mitgründer Daniel Pauly: «Alle Leute im MSC-System wissen, dass nur eine Zertifizierung Geld in den MSC spült. Das ist ein Anreiz, zu einem positiven Prüfergebnis zu kommen.»
Für ihn ist die Idee gescheitert. «Der MSC sollte die Interessen von zwei Gruppen vertreten: Industrie und Naturschutz. Aber er tut es nicht. Er ist von der Industrie gekapert worden.»