Tierschützer kritisieren Pferdefleisch-Importe aus Südamerika
Der Tierschutzbund Zürich hat neue Film-Aufnahmen aus Südamerika veröffentlicht. Die zeigen schreckliche Zustände. Die Importeure wehren sich gegen die Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tierschutzbund Zürich kritisiert die Pferde-Haltung in Südamerika.
- Die Importeure haben aus diesem Grund ein Handbuch eingeführt. Das bringe kaum was, heisst es beim Tierschutz.
Seit Jahren sind Pferdeschlachthöfe in Südamerika in der Kritik. Und immer wieder versprechen die Importeure, die Missstände zu beheben. Doch passiert zu wenig, wie neue Aufnahmen des Tierschutzbunds Zürich zeigen.
Offene Fleischwunden, abgemagerte oder lahme Tiere. Die Aufnahmen aus Uruguay, welche der «Tages-Anzeiger» heute publiziert, ziehen an den Nerven. Die Importeure kennen das Problem. Und haben deshalb ein Qualitätshandbuch lanciert. Dort drin stehen No-Gos: Etwa das Antreiben mit Elektrogeräten oder Schlagstöcken, Schläge auf den Kopf und die Geschlechtsteile oder Drahtseile durchs Maul.
«Auch uns ist das Tierwohl wichtig, Quälerei dulden wir nicht. Wir sind doch keine Unmenschen», sagt Josef Pittino vom Verband der Pferdefleisch-Importeure der Zeitung. Die Zertifizierungsstelle SGS führt darum jährlich im Auftrag des Verbands unangemeldete Kontrollen durch. Heisst konkret: Die SGS gibt ein dreimonatiges Zeitfenster an, in dem der Betrieb einmal besucht wird. Eine «Momentaufnahme», gibt die
Zweite Chance
Fällt ein Schlachthof durch, kriegt er laut dem Verband noch eine zweite Chance. «Sehen wir, dass sich die Situation nicht bessert, beenden wir die Geschäftsbeziehung», so Pittino. Doch laut dem Verband ist das noch nie geschehen.
Für die Tierschützer ist das Vorgehen der Importeure ungenügend. So fordert das Handbuch seit 2015 tierwohlgerechte Transporte, Nottötungen von verletzten Tieren und ausreichend Witterungsschutz. «Nichts von all dem wurde umgesetzt: Wir sehen heute sogar mehr verletzte Pferde auf den Schlachthofgeländen», sagt Sabrina Gurtner vom Tierschutzbund Zürich der Zeitung.
Südamerika ist für die Schweiz ein wichtiger Lieferant von Pferdefleisch. Rund 632 Tonnen werden importiert, das entspricht einen Anteil von rund 23 Prozent.