Woher kommt der Muttertag?
Wer hat den Muttertag erfunden? Involviert, wie bei jedem modernen Trend, sind die Amerikaner. Die Floristen taten das ihre, Adolf Hitler das seine dazu, dass die Tradition möglichst lange leben möge.
Das Wichtigste in Kürze
- Ins Leben gerufen wurde der Muttertag während dem US-Bürgerkrieg der 1860er Jahre.
- Soldaten brachten die Tradition im Ersten Weltkrieg nach Europa. Hier griffen ihn die Blumenhändler auf.
- Zur vollen Blüte kam der Feiertag aber erst unter Adolf Hitler, der die deutschen Frauen als Gebärmaschinen sah.
Heute ist Muttertag. Eine uralte Tradition, oder? Die Frage lässt die Antwort bereits erahnen: Eher nicht. Erfunden wurde der Muttertag während des amerikanischen Bürgerkrieges der 1860er Jahre. Damit ist der Muttertag gleich alt wie das rote Kreuz.
Während Henry Dunant in Solferino (IT) von den Schrecken des Krieges auf die Idee gebracht wurde, eine Institution ins Leben zu rufen, die neutrale Hilfe für alle Verwundeten bot, kam Ann Maria Reeves Jarvis in West Virginia (USA) ein ähnlicher Gedanke.
Abschaffung der Sklaverei in den USA
In den USA nämlich tobte ein blutiger Krieg zwischen den industrialisierten Nordstaaten und den Südstaaten mit ihren grossen Plantagen. Jarvis sah die dahinsiechenden jungen Männer, weit weg von ihren besorgten Müttern. «Jeder ist das Kind von jemandem» sagte sich Jarvis und rief die Mütter-Freundschaftstage ins Leben. Die Treffen sollten Mütter dazu aufrufen, den verwundeten auf beiden Seiten die nötige Hilfe zukommen zu lassen.
Der Krieg endete mit einem neuen Zusatzartikel in der amerikanischen Verfassung - durchgeboxt von dem damaligen Präsidenten Abraham Lincoln: Das 13. Amendment schaffte die Sklaverei auf US-Boden vollständig ab.
US-Import während dem Ersten Weltkrieg
1914 wurde der Muttertag in den USA zum offiziellen Feiertag. Pünktlich auf einen weiteren Krieg: Während dem Ersten Weltkrieg brachten US-Soldaten die Idee eines Tages für die Mutter über den Atlantik nach Europa.
Der Krieg zog ins Land, sein Ende kam und 1923, als es den Menschen und ihrem Einkommen wieder besser ging, brachte der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber die Idee des Muttertages zu einer ersten, zaghaften Blüte.
Doch nicht die Blumenhändler waren es, die den Muttertag im Deutschsprachigen Raum zum durchschlagenden Erfolg machten. Das war Adolf Hitler.
Auf in die Geburtenschlacht
Kaum waren in Deutschland die Nationalsozialisten an der Macht, wurde jeweils am zweiten Maisonntag zum «Ehrentag der deutschen Mutter» ein nationales Fest gefeiert. Wer dem Führer bereits genügend Kinder geschenkt hat, bekam die höchste aller Auszeichnungen, das Mutterkreuz.
Verliehen wurde es nicht nur an gebärfreudige Frauen, sondern auch an brave deutsche Mütter, deren Söhne den Heldentod für das Terrorregime starben und deren Töchter sich ebenso in der «Geburtenschlacht» wie im Bombenhagel bewährten.
Eine erzieherische Massnahme
In der Schweiz wurde die Tradition des Muttertages mit einer pädagogischen Note eingeführt. 1930 stand in der NZZ: «Es gibt auch Mütter, die sich ihrer Pflicht nicht genügend bewusst, die zu sehr nur Menschen sind mit allen Schwächen und Fehlern. Ohne sich vielleicht davon Rechenschaft zu geben, haben sie sich ihren Kindern gegenüber vergangen, und es bedürfte wohl nur eines Hinweises, um sie davon zu überzeugen. Diesen Hinweis bekommen sie nun am Muttertage.»
Dass der Tag, der allzu schnell zur Erziehungsmassnahme verkam, sich in die Gegenwart hatte retten können, ist wohl einerseits dem (männlichen) Wunsch geschuldet, die Frauen, die während dem Zweiten Weltkrieg die Arbeit ihrer Männer getan hatten, wieder an ihren Platz am Herd zu führen.
Heuchelei oder ehrliches Merci?
Auch Floristen und andere findige Verkäufer werden ihren Teil dazu beigetragen haben. Und heute? Heute entscheidet wohl jeder für sich, ob er der Mama eine «Heuchlerstude» bringt, wie die Berner sagen, oder ob das «Röseli» tatsächlich ein ehrliches Dankeschön ist. Für das, was Eltern so jahrein jahraus für einen tun.