«Am Boden zerstört»: Van Gerwen nach Pleite vor Ablösung
Auf den Tag genau ein Jahr nach der 3:7-Finalniederlage gegen Peter Wright erleidet Darts-Primus Michael van Gerwen eine noch schlimmere Pleite. Nach der Zu-Null-Schlappe gegen den Engländer Dave Chisnall droht ihm die Ablösung als Nummer eins.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit bedröppelter Miene verliess Michael van Gerwen die grösste Darts-Bühne der Welt.
Statt wie erhofft einen grossen Schritt in Richtung des so sehr ersehnten vierten WM-Titels zu machen, kassierte er beim 0:5 gegen den Engländer Dave Chisnall die schlimmste Schlappe seiner WM-Laufbahn.
«Ich bin komplett am Boden zerstört. Ich bin heute Abend nie in Gang gekommen und habe mich selbst enttäuscht», schrieb «Mighty Mike» in der Nacht auf Twitter.
Eine Zu-Null-Pleite beim grössten Turnier der Welt hatte van Gerwen zwar schon einmal erlitten: allerdings 2009 als heranwachsendes Talent mit 19 Jahren, als er 0:4 gegen Englands Rekord-Weltmeister Phil Taylor verlor. Damals war der Niederländer ein Niemand in der Darts-Szene. 2021 ist er der seit Jahren unangefochtene Pfeile-Primus.
Denn der inzwischen 31 Jahre alte van Gerwen steht seit 1. Januar 2014 ununterbrochen an der Spitze der Darts-Weltrangliste und gewinnt Jahr für Jahr die meisten Titel. Die Bilanz von drei WM-Titeln (2014, 2017, 2019) fällt dabei fast bescheiden aus. Und nach dem überraschenden K.o. gegen Chisnall droht dem Darts-Giganten mit dem markanten grellgrünen Shirt nun sogar die Ablösung durch den Waliser Gerwyn Price, der mit seinem ersten WM-Titel die Spitze der sogenannten Order of Merit übernehmen könnte.
Van Gerwen geizte zwar nicht mit Selbstkritik, würdigte aber auch Rivale «Chizzy», dem an Neujahr eine phänomenale Leistung gelang. «Es war das beste Spiel, das er je gemacht hat. Er hat gut gespielt und ich nicht. Ich kann mir nur selbst die Schuld geben. Ich bin bitter enttäuscht», sagte van Gerwen. Gemeinsam posierten die beiden Profis im Anschluss an ein denkwürdigen Spiel für ein Foto. Chisnall, der erstmals im WM-Halbfinale steht, würdigte seinen Widersacher deshalb als «absoluten Gentleman».
Das WM-Aus ist für van Gerwen der enttäuschende Schlusspunkt eines in höchstem Masse durchwachsenen Jahres 2020. Nach der vier Monate langen Corona-Zwangspause schied der Niederländer auch bei den grossen Turnieren EM, World Matchplay und Premier League viel früher aus als gewohnt. Darts-Experte Elmar Paulke nannte MvG nach der Häufung früher Pleiten «einen der Corona-Verlierer».
Bei der WM schien van Gerwen nun wieder deutlich besser in Form, glänzte in den ersten Runden gegen Schottlands Ryan Murray (3:1) und die beiden Engländer Ricky Evans (4:0) sowie Joe Cullen (4:3). Im Duell mit Chisnall wurde van Gerwen plötzlich selbst zum Opfer eines herausragenden Gegners am Darts-Board. «Ich muss über mein Spiel nachdenken und herausfinden, was schief gelaufen ist», kündigte van Gerwen an.