Corona-Fälle bei EM steigen - Lauterbachs Kritik an UEFA

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Deutschland,

Die Corona-Pandemie ist nicht vorbei. Aber die Briten feiern schon. Auch am Wochenende stossen die Bilder aus London auf Kritik. Die zuständige EU-Behörde sieht auch deutsche Corona-Fälle im Zusammenhang mit der EM.

Karl Lauterbach ist der Gesundheitsexperte der SPD. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Karl Lauterbach ist der Gesundheitsexperte der SPD. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund um Trafalgar Square und Piccadilly Circus stimmten sich am Wochenende schon vor dem Anpfiff Hunderte Menschen auf das grosse Finale der Fussball-EM ein.

Strassenmusiker spielten «Football's coming home», Fans in Trikots feierten und tanzten ohne Abstand und Masken. Insbesondere in Deutschland sorgten die Bilder aus London angesichts steigender Corona-Zahlen erneut für grosses Unverständnis - zumal die europäische Gesundheitsbehörde ECDC weitere Infektionen in Zusammenhang mit dem paneuropäischen Turnier zählte.

18 Infektionen mit EM-Verbindung in Deutschland

Erstmals auch aus Deutschland. Insgesamt lassen sich in Deutschland 18 Infektionen mit der EM in Verbindung bringen, wie die EU-Agentur in ihrem wöchentlichen Bericht mitteilte. Vier Partien hatten in München stattgefunden, die letzte am 2. Juli zwischen Belgien und Italien. Insgesamt wurde in der vierten Turnierwoche im Vergleich zur Vorwoche ein leichter Anstieg auf 2535 Infektionsfälle verzeichnet.

In Ländern, in denen es Massenansammlungen wie bei der EM und keine ausreichenden vorbeugenden Massnahmen gebe, werde erwartet, dass das Risiko von europaweiter Übertragung von Covid-19 und Varianten des Coronavirus steige, heisst es in dem Bericht.

Die britische Regierung hatte zuletzt insbesondere wegen der sehr hohen Impfquote angekündigt, zum 19. Juli die Corona-Massnahmen fallen zu lassen. Die Aussicht darauf sorgte offenbar bereits am Wochenende dafür, dass die Londoner zu Tausenden in die Innenstadt strömten. Trotz der grossen Verbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Variante. Beim EM-Finale am Sonntagabend wurden mehr als 60.000 Menschen im Wembley-Stadion erwartet.

Zwar galten dort wie schon während des gesamten Turniers die Hygienemassnahmen der Europäischen Fussball-Union UEFA. Das vorgeschriebene negative Selbsttestergebnis konnten die Besucher beispielsweise aber selber online eintrage, ohne das an den Stadiontoren die Richtigkeit überprüft wurde. Die Entscheidungshoheit über die Zulassung von Zuschauern lag in allen elf EM-Gastgeberstädten bei den jeweiligen Regierungen.

Kritik von Karl Lauterbach

«Auf dieser EM liegt ein Schatten, und die UEFA hat durch ihre ignorante Vorgehensweise Todesfälle zu verantworten. Das muss so klar gesagt werden. Die UEFA hat in meinen Augen versagt», sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Magazin «11Freunde». Dieses Turnier signalisiere, dass Corona vorbei wäre, aber Corona sei nicht vorbei. «Die EM hat sich für dieses fatale Signal missbrauchen lassen», kritisierte er.

Insbesondere die Zulassung der Vielzahl von Zuschauern im Wembley-Stadion sieht der 58-Jährige als Gefahr. «Wembley ist komplett ausser Kontrolle geraten», sagte Lauterbach. Die Engländer würden sich in einer Phase der Pandemie befinden, in der sie sehenden Auges einen sehr grossen Teil der erwachsenen Bevölkerung chronisch krank machen könnten. Nach seiner Meinung wäre es sinnvoll gewesen, «die Zuschauerzahl auf ein Fünftel der Kapazität zu senken».

Schottland ist nach Angaben der ECDC mit 1991 Fällen, die in Verbindung zur EM stehen, weiter am weitaus stärksten betroffen. Diese Zahl hat sich im Vergleich zur vorigen Woche nicht erhöht. Die schottische Mannschaft hatte ihre EM-Gruppenspiele in Glasgow und im Wembley-Stadion ausgetragen. Einen Anstieg auf 481 Infektionen gab es in Finnland.

Ceferin weist Kritik zurück

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte zuletzt Kritik von Corona-Experten an der EM zurückgewiesen. «Die Teams verhalten sich hochprofessionell», sagte der 53-Jährige der BBC. «Auch in den Stadien sind wir sehr strikt, und wenn ich höre, dass Politiker sagen, Menschen hätten sich bei den Spielen infiziert, ohne jeden Beweis, dann enttäuscht mich das ein bisschen.» Der Slowene bezog sich direkt auf die Zahlen aus Schottland.

«Einige sagen, 2000 schottische Fans seien infiziert, aber die schottischen Fans, die ins Stadion gegangen sind, waren getestet», sagte Ceferin. Es seien auch 20.000 Menschen ohne Ticket nach London gekommen. «Du wirst im Park nicht getestet», sagte Ceferin. «Den Fussball zu beschuldigen, das Virus zu verbreiten, ist aus meiner Sicht unverantwortlich.»

Für das ECDC prüfen täglich mindestens zwei Experten das Infektionsgeschehen rund um die Fussball-EM. Die Untersuchungen begannen eine Woche vor Turnierbeginn und enden eine Woche nach dem Endspiel am Sonntag.

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