Formel 1 feiert «König Max» und die nächste Generation
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 und ihre Fans feiern die nächste Generation um «König Max» - die Zukunft gehört anderen als Sebastian Vettel, der am 3. Juli ohne Sieg seit über 311 Tagen seinen 32.
Geburtstag feiert.
Der viermalige Weltmeister dürfte spüren, dass die Wachablösung irgendwann kommt. Nicht Vettel sorgte für das Ende der beängstigenden Mercedes-Siegesserie mit Superstar Lewis Hamilton und für die packendsten Momente eines spannenden Rennens.
Es waren die beiden 21 Jahre alten Max Verstappen und Charles Leclerc, die der Motorsport-Königsklasse nach Wochen der Langeweile mit vorhersagbaren Rennausgängen zumindest beim Grossen Preis von Österreich am Sonntag die dringend benötigte Adrenalin-Kur verpassten. «In ihrem Windschatten wurde die ältere Garde zu Nebendarstellern», urteilte die britische Zeitung «The Guardian».
«Ihr habt drum gebettelt, das ihr Rennfahren bekommt, da hattet ihr es», betonte der Fünftplatzierte Hamilton in seiner Medienrunde nach dem Grand Prix in Spielberg. Lässig in gelben Shorts und sehr entspannt trotz des schlechtesten Saisonergebnisses warnte der 34-jährige Brite aber davor, das aufregende Rennen nun als Beleg für das Ende einer Formel fad zu nehmen.
Schon bei seinem Heimrennen in knapp zwei Wochen in Silverstone könnten der sechsmalige Saisonsieger, fünfmalige Champion und klare WM-Spitzenreiter und sein Rennstall wieder zur gewohnten Stärke zurückkehren. Teamchef Toto Wolff hofft, dass es so «kalt und regnerisch wird wie nur möglich». Die Silberpfeile hatten noch mehr als befürchtet mit der der Hitze in der Steiermark zu kämpfen und bekamen ihre Autos nicht ausreichend gekühlt - mit Sieger Verstappen und dem Zweitplatzierten Leclerc konnten Hamilton und auch Valtteri Bottas, der Dritter wurde, nicht mithalten.
Dass sein neuer Teamkollege wie schon in Bahrain seine Pole nicht zu seinem ersten Sieg in der Formel 1 nutzen konnte, schmerzte auch Vettel, der Vierter wurde. «Es tut mir ein bisschen weh für den Charles», sagte er. Vettel hatte zunächst auch gedacht, Leclerc habe das Rennen gewonnen. «Ich bin mir aber sicher, wenn er so weitermacht, kommt das bald», meinte der gebürtige Heppenheimer.
Drei Stunden durfte Leclerc nach dem Rennende noch hoffen, dann bestätigten die Rennkommissare den Sieg des Rivalen im Red Bull. Beim Überholmanöver mit Radkontakt in der drittletzten Runde konnten sie keinem der beiden Fahrer eindeutig die Schuld geben.
Leclerc hatte bei der Verstappen-Attacke ausweichen und die Führung abgeben müssen. «Eine Entscheidung am grünen Tisch hätte der Formel 1, gerade nach diesem unglaublichen Gänsehaut-Grand-Prix, einen Imageschaden zugefügt», befand die «Kleine Zeitung» aus Österreich.
Den zigtausenden niederländischen Fans von Verstappen und den österreichischen Red-Bull-Anhängern blieb also eine böse Überraschung nach der Heimkehr erspart. Und Verstappen durfte sich nach einem «Duell auf der Rasierklinge» («Kronen-Zeitung») noch lange feiern lassen. «Max hat eine unglaubliche Show geboten», lobte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko: «Seine Überholmanöver kommen aus dem Nichts, die Gegner wissen nicht, wie ihnen geschieht.»
Unvorhersehbarkeit war zuletzt kein Prädikat der Formel 1. Umso grösser wurde das neunte Saisonrennen überall bejubelt. Vom «Beispiel in Reinform, wie alle Rennen sein sollten», schrieb die spanische Zeitung «Mundo Deportivo»: «Und wenn es einen gibt, der diesen Kampfgeist mit Perfektion umsetzt, abliefert, sich reinhängt und stets ein Spektakel darbietet», dann sei es Verstappen. Von Vettel war keine Rede.