Einsiedler an der Algarve: Hamiltons Sorge um die Gesundheit
Es wird eine Premiere. Und es kann eine denkwürdige werden. Schafft Lewis Hamilton den alleinigen Grand-Prix-Siegrekord? Der sechsmalige Champion macht sich so seine Gedanken. Sicher ist nichts in diesen Zeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Über die Suche nach dem Golfball mit Spürnase Roscoe konnte Lewis Hamilton selbst lachen.
«Ich bin nicht gut im Golfen», schrieb er in einer seiner Instagram-Stories, versehen mit einigen Lachsmileys zum Foto mit seinem Hund.
Auch der abendliche Plattfuss an einem seiner Autos war für Hamilton kein Problem, selbst ohne seine Crew in der Boxengasse. Aber eines bereitet dem 35 Jahre alten Superstar der Formel 1 Sorgen und lässt ihn auf dem Weg zu seinem siebten WM-Triumph in Ungewissheit. «Es können noch so viele Sachen passieren in dieser verrückten Pandemie», betont Hamilton: «Ich muss mich weiter darauf fokussieren, gesund zu bleiben und Wochenenden abzuliefern wie zuletzt.»
Zuletzt war sein Sieg auf dem Nürburgring, der 91. in seiner Karriere, die am 18. März 2007 mit einem dritten Platz beim damaligen Saisonauftakt in Melbourne schon aufsehenerregend und vielversprechend begonnen hatte. Dreizehneinhalb Jahre später kann Hamilton an diesem Sonntag bei der Premiere der Motorsport-Königsklasse in Portimão alleiniger Rekordhalter mit den meisten Grand-Prix-Siegen vor Michael Schumacher werden.
«Er hat es ziemlich gut gemacht in diesem Jahr auf den Kursen, die nicht im ursprünglichen Kalender waren», orakelte bereits die Formel 1 auf ihrer Homepage. Hamilton feierte zwei seiner insgesamt sieben Siege in diesem Jahr in Mugello und auf dem Nürburgring. Im Vor-Corona-Kalender der Formel 1 waren beide Kurse nicht vorgesehen gewesen, ebenso nicht Imola eine Woche nach dem kommenden Debüt an der Algarve.
230 Punkte holte Hamilton in diesem Jahr, 69 mehr als sein Teamkollege und Verfolger Valtteri Bottas, 83 Zähler Rückstand hat Max Verstappen im Red Bull. In der Konstrukteurswertung führen die Silberpfeile gar mit 180 Punkten Vorsprung, was dazu führt, dass rein theoretisch in Portimão sogar die erste Titelvergabe dieser Saison möglich ist.
Dazu müsste Mercedes nach dem Rennen 220 Punkte mehr haben als Red Bull, so viele gibt es in den geplanten fünf Grand Prix (44 pro Rennen) danach höchstens noch zu holen. Bei Gleichstand würden dann die Siege zählen und da ist Mercedes mit neun schon nicht mehr einzuholen. Was eine Pokalsause unter Coronabedingungen in Portugal aber maximal unwahrscheinlich macht: Red Bull müsste fast leer ausgehen.
Doch was ist in diesem Jahr schon wahrscheinlich? Hamilton dürfte sich in seiner Sorge auch um die eigene Gesundheit durch Lance Strolls Nachricht von einem positiven Corona-Befund noch mal bestärkt fühlen, nachdem es auch im Mercedes-Team selbst schon Fälle gegeben hatte.
Wie Stroll nun bekanntgab, war er nach seiner vorzeitigen Abreise aus der Eifel vor anderthalb Wochen wegen Magenbeschwerden positiv getestet worden. Nach zehn Tagen Quarantäne fühlt er sich nun wieder topfit, eine Überprüfung auf das Coronavirus am Montag dieser Woche war negativ ausgefallen. Nico Hülkenberg muss also aller Voraussicht nach nicht wieder für Racing Point einspringen.
Es zeigt, dass ein positiver Corona-Test bei dem dicht gedrängten Programm auch für Hamilton ein schwerer Rückschlag auf dem Weg zum WM-Titel wäre, mit dem er auch in dieser Kategorie mit Schumacher gleichziehen würde. Daher ist grösstmögliche Vorsicht geboten. Es sei sicher keine grossartige Situation für die Fahrer, betonte unlängst Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Sie müssen fast wie Einsiedler leben.»