Nawrath verpasst Podium in Pokljuka - Bö siegt nach Pause
Philipp Nawrath schoss perfekt und lief schnell. Das erste Weltcup-Podium seiner Karriere verpasste der Skijäger nur knapp. Dennoch war er mehr als zufrieden. Anders als Erik Lesser.
Das Wichtigste in Kürze
- Philipp Nawrath war nach seinem besten Karriereergebnis einfach nur happy, Erik Lesser muss derweil weiter um seine WM-Teilnahme bangen.
«Nur ein Fehler und dann 20., das ist nicht das, was ich möchte», sagte der 31-jährige Biathlet nach seinem anstrengenden Rennen über 20 Kilometer in Pokljuka. Mit dem Gewehr war der langjährige Staffelstartläufer zwar fast wieder der Alte, auf der Strecke aber konnte Lesser nicht mit der Spitze mithalten. Nun muss er am Sonntag im Massenstart noch einmal angreifen, um die WM-Norm zu schaffen.
Besser machte es der fehlerfreie Nawrath, der sich als Vierter im Weltcup-Team damit endgültig etabliert haben dürfte und auch beim Saisonhöhepunkt in Südtirol gute Chancen auf eine Topplatzierung hat. «Das ist genial. Ich bin super überrascht und happy», sagte Nawrath, der in der Vorsaison noch knapp die Qualifikation für das A-Team verpasst hatte. Jetzt zahle sich sein gutes Sommertraining aus, die nötige Konstanz in den Leistungen sei da. «Das könnte ein gutes Omen für die WM sein», sagte der laufstarke Nawrath, der auch durch die Formschwäche von Lesser und Simon Schempp in den Weltcup rückte.
Einen emotionalen Ausnahmezustand erlebte derweil der Drittplatzierte Franzose Fabien Claude, der Nawrath um 11,1 Sekunden das Podium wegschnappte. Einen Tag, nachdem sein Vater in Kanada verunglückte, lief er erstmals auf das Weltcup-Podium. «Ich bin froh, ihm auf diese Weise Tribut zollen zu können. Dieses Podium ist für ihn», sagte der um Fassung ringende Claude, während sein für Belgien startenden Bruder Florent neben ihm stand.
«Ich bin sehr stolz auf ihn. Er ist ein aussergewöhnlicher Champion», sagte sein Teamkollege Martin Fourcade mit Tränen in den Augen. Der zuvor viermal in Serie siegreiche Fourcade hatte sich im Duell der Giganten dem Norweger Johannes Thingnes Bö um 11,4 Sekunden geschlagen geben müssen. Für Olympiasieger Bö, der zuvor wegen der Geburt seines Sohnes Gustav die beiden Weltcups in Deutschland ausliess, war es nach vier Wochen Rennpause der sechste Saisonsieg.
Sie alle haben die WM-Norm, die auch Lesser gerne hätte. Doch diese Saison ist bisher eine zum Vergessen für den zweimaligen Weltmeister. Nach zu schwachen Leistungen im ersten Saisondrittel wurde der Weltmeister in der Verfolgung von 2015 in den zweitklassigen IBU-Cup versetzt. Bei den Rennen in Osrblie waren zwei siebte Plätze seine besten Resultate. Im Weltcup war er zuvor nicht über Rang 33 im Sprint von Östersund hinausgekommen und damit weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Lesser war zuvor bei den vergangenen sieben Grossveranstaltungen seit der WM 2013 immer im deutschen Team.
Möglich scheint aber, dass Bundestrainer Mark Kirchner Lesser auch ohne erbrachte Vorleistungen noch nominieren könnte. «Ich denke, er würde trotzdem mitgenommen werden», sagte Rekordweltmeisterin und ARD-Expertin Magdalena Neuner.
Die letzte Chance hat Lesser nun am Sonntag im Massenstart. «Da ist alles möglich, alle starten mit den selben Voraussetzungen», sagte Lesser, der sich durch die schwierige Phase durchkämpfen will. «Aber wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann versuche ich, nächstes Jahr wieder anzugreifen. Klares Ziel sind die Olympischen Spiele 2022», sagte Lesser in der ARD. Für die WM-Norm muss er es unter die Top acht schaffen.
Fortgesetzt wird der Weltcup am Freitag (14.15 Uhr/ARD und Eurosport) mit dem Einzel der Frauen. Während Denise Herrmann, Franziska Preuss und Vanessa Hinz bereits für die WM qualifiziert sind, kämpfen Maren Hammerschmidt, Janina Hettich und Karolin Horchler noch um die Norm.