Neuer Schalke-Coach Baum auch als Psychologe gefordert
Der neue Schalke-Coach Baum sieht viele Ansatzpunkte für seine knifflige Aufgabe. Erstes Ziel: Das lädierte Selbstvertrauen seiner Profis wieder aufzurichten. Eine wichtige Rolle spielt sein prominenter Assistent.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schwere seiner Aufgabe ist sich Manuel Baum bewusst.
Fokussiert, mit ernstem Gesichtsausdruck und zumeist verschränkten Armen präsentiert sich der neue Cheftrainer des FC Schalke 04 auf dem Trainingsplatz.
Trotz des Trainerwechsels in dieser Woche droht dem schlechtesten Fussball-Bundesligisten dieses Jahres am Samstag bei RB Leipzig (18.30 Uhr/Sky) die dritte Niederlage im dritten Saisonspiel und das 19. sieglose Spiel in Serie.
«Um die derzeitige Lage wissen wir alle», bekannte Baum. Der 41 Jahre alte frühere Augsburger Coach hatte seinen neuen Arbeitgeber noch als Sky-Experte unlängst erst als Abstiegskandidaten und in der Abschlusstabelle auf Rang 15 getippt. Nun will Baum den abgestürzten Vizemeister von 2018 «dahin führen, wo er hingehört: nämlich weiter nach oben in der Tabelle». Ob ihm dies gelingt, ist angesichts des Zustands des Clubs ungewiss.
Ideen hat der Nachfolger des geschassten David Wagner dennoch. Zunächst dürfte sich Deutschlands bisheriger U18-Nationaltrainer als Psychologe versuchen. «Meine Herangehensweise ist folgende: Wir lassen die Vergangenheit hinter uns und schauen nach vorne. Die Mannschaft hat deutlich mehr Potenzial als sie zuletzt gezeigt hat. Mir ist es wichtig, dass wir Probleme weglassen und uns mit Lösungen beschäftigen», befand der Coach, von dem Sportchef Jochen Schneider erwartet, dass dieser dem verunsicherten Team wieder «Struktur und Ordnung» verpassen kann.
Eine wichtige Aufgabe kommt dabei seinem Assistenten Naldo zu - der frühere Innenverteidiger ist als ehemaliger Schalker Profi noch prominenter als sein Chef. Auf Naldo ruhen die Hoffnungen, den als charakterlich schwierig geltenden Kader wieder auf Kurs zu bringen. «Auf Schalke verfügt er über eine grosse Erfahrung. Er kennt die Mannschaft, den Verein, das Umfeld. Und er ist ein Mensch, der unfassbar viel Energie spenden kann», sagte Baum über den einstigen Fan-Liebling.
Auch personell könnte sich noch etwas tun. Durch den Torwarttausch mit Eintracht Frankfurt - im bisherigen Schalker Markus Schubert und dem Neu-Königsblauen Frederik Rönnow wechselten die jeweiligen Ersatzkeeper den Club - scheint selbst der Kampf um die Nummer eins wieder neu entfacht zu sein. In Leipzig dürfte indes zunächst wieder Ralf Fährmann im Tor stehen. In Rechtsverteidiger Danny da Costa könnte von der Eintracht ein weiterer Spieler für eine Schalker Problemposition kommen. Insgeheim scheint Baum trotz der angespannten finanziellen Situation auf Schalke noch auf Verstärkungen zu hoffen.
«Ich halte es so: Wir reden intern über Spieler, legen dann Vakanzen fest», sagte der Bayer, der indes keine allzu grossen Hoffnungen haben sollte. Die Verbindlichkeiten des Revierclubs liegen inzwischen bei über 200 Millionen Euro und werden bis zum Ende des Jahres noch weiter signifikant zunehmen.
Die Gründe, warum er sich trotz allem für den Tabellenletzten entschied, versuchte er bereits seinem fünfjährigen Sohn zu vermitteln. «Ich habe ihm auf meinem Laptop ein YouTube-Video gezeigt, dass ein Fan während des Singens des Vereinsliedes in der Nordkurve aufgenommen hat. Dabei habe ich eine Gänsehaut bekommen, und auch mein Sohn hat sehr schnell verstanden, was Schalke bedeutet», verriet Baum. Schmunzelnd fügte er an: «Dann hat er zwei Wünsche geäussert: Er möchte auch ein Spiel auf Schalke sehen. Und ich darf nicht nach Hause kommen, ohne ihm ein Trikot mitzubringen.»