Japan verlängert erneut Notstand für Olympia-Stadt Tokio

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Keine drei Monate bis zu den Olympischen Spielen in Tokio und schon wieder wird der Notstand für Japans Hauptstadt verlängert. Können die Spiele wirklich «sicher» stattfinden, wie das IOC beteuert?

Die japanische Hauptstadt Tokio verlängerte den Corona-Notstand. Foto: ---/kyodo/dpa
Die japanische Hauptstadt Tokio verlängerte den Corona-Notstand. Foto: ---/kyodo/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Frust, Sorgen und Proteste: Angesichts steigender Infektionszahlen hat Japan den Corona-Notstand für die Olympia-Stadt Tokio weniger als drei Monate vor den geplanten Sommerspielen abermals verlängert und auf weitere Regionen ausgeweitet.

Der Notstand werde bis zum 31. Mai dauern, gab der wegen seines Umgangs mit der Pandemie heftig kritisierte Ministerpräsident Yoshihide Suga bekannt. Eigentlich sollten die Massnahmen am 11. Mai beendet werden. Angesichts dieser Lage sei der Mitte dieses Monats erwartete Besuch von IOC-Präsident Thomas Bach «sehr schwierig», sagte Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto.

«Die Infektionen nehmen weiterhin rasant zu, insbesondere in Ballungsräumen», sagte Regierungschef Suga. Man werde wirksame Massnahmen dagegen umsetzen. Zwar hatte Tokio in der «Goldenen Woche», einer Aneinanderreihung nationaler Feiertage, relativ wenige Neuinfektionen gemeldet. Doch war wegen der Feiertage auch weniger getestet worden. Am Freitag stieg die Zahl der Neuinfektionen deutlich auf 907 Fälle, das sind 209 mehr als vor einer Woche. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der Covid-19-Patienten mit schweren Symptomen auf den Rekord von 1131.

Japan zählt seit Pandemiebeginn rund 620.000 Infektionen und 10.600 Tote und steht damit im globalen Vergleich gut da, allerdings nicht so gut wie viele asiatische Nachbarn. Bislang kam Japan ohne harte Ausgangssperren aus, doch werden viele Bürger langsam ungeduldig und sind weniger kooperativ bei der Befolgung der Pandemie-Massnahmen. Die Pendlerzüge sind nach den Feiertagen wieder voll, während junge Leute aus Frust auf der Strasse Alkohol trinken, weil Bars geschlossen sind.

Seine Regierung habe ein starkes Krisenbewusstsein, versicherte der zuständige Minister Yasutoshi Nishimura. Man werde die «Infektionen eindämmen und sicherstellen, dass die Zahl der neu infizierten Personen abnimmt, damit sich die Menschen sicher fühlen», sagte er.

Ein Lockdown ist der verlängerte Notstand aber nicht: Restaurants und Bars sollen keinen Alkohol ausschenken und schon um 20.00 Uhr schliessen. Die Bürger sind dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Unternehmen sollen Heimarbeit ermöglichen. Um die Folgen für die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt zu minimieren, dürfen Kaufhäuser und Kinos verkürzt öffnen. Tokios Gouverneurin Yuriko Koike erklärte jedoch, man werde solche Unternehmen bitten, weiter geschlossen zu bleiben, da sich die Lage nicht ausreichend verbessert habe. Grössere Veranstaltungen in Kultur und Sport werden jedoch von der Regierung ab Mittwoch wieder erlaubt, allerdings mit höchstens 5000 Zuschauern.

Die Verlängerung des inzwischen dritten Notstands gilt auch für die westliche Region Osaka und wurde zudem auf die zentraljapanische Präfektur Aichi sowie auf Fukuoka im Süden des Landes ausgeweitet. Ein Quasi-Notstand wurde ausserdem von sechs auf acht Präfekturen erweitert, wo Bars und Restaurants lediglich eher schliessen sollen.

Die Olympischen Spiele waren wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschoben worden. In Umfragen spricht sich eine deutliche Mehrheit der Japaner für eine erneute Verschiebung oder Absage der Spiele aus. Eine unter anderem an Bach und Suga gerichtete Online-Petition zur Absage der Spiele wurde bis Freitag innerhalb von nur zwei Tagen von mehr als 220.000 Menschen unterzeichnet. Sie wurde vom japanischen Anwalt Kenji Utsunomiya initiiert und trägt den Titel «Sagen Sie die Olympischen Spiele in Tokio ab, um unser Leben zu schützen».

Japans Olympia-Macher, für die es letztlich um Gesichtswahrung geht, und das Internationale Olympische Komitee (IOC) betonten jedoch immer wieder, dass die Spiele wie geplant und für alle «sicher» veranstaltet werden. Bei einem Treffen zwischen Tokios Gouverneurin Yuriko Koike und Leichtathletik-Weltpräsident Sebastian Coe am Freitag in Tokio bekräftigten beide, weiter zu kooperieren. Er habe Verständnis für die Sorgen, sagte Coe. Doch werde man weiter arbeiten, damit die Spiele in dieser schwierigen Zeit Hoffnung geben.

Um die Spiele auszurichten, werde «eine grosse Anzahl medizinischer Fachkräfte, wertvolle Ressourcen wie medizinische Einrichtungen und medizinische Geräte und andere Ressourcen» benötigt, heisst es in der Online-Petition. Das Gesundheitssystem in Japan ist schon jetzt stark belastet. Wiederholt gab es Berichte über Menschen, die zu Hause starben, während sie auf freie Krankenhausbetten warteten.

Nach Angaben der Organisatoren werden 10.000 medizinische Mitarbeiter für die Olympischen Spiele benötigt. Japans Olympia-Macher forderten zuletzt zudem den freiwilligen Einsatz von 500 zusätzlichen Krankenschwestern und 200 Sport-Ärzten, was für Empörung sorgte. Zudem wird die Regierung von Ministerpräsident Suga für den äusserst langsamen Impfprozess kritisiert. Bisher sind lediglich zwei Prozent der japanischen Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft worden.

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