Ausnahmezustand

Tokio vor Ausnahmezustand - Olympia-Macher bleiben unbeugsam

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Japan,

In der Olympia-Stadt Tokio steigen die Corona-Fälle auf Rekordniveau, doch die Gastgeber halten an ihren Sommerspielen fest. Daran soll auch der drohende Ausnahmezustand nichts ändern.

IOC-Präsident Thomas Bach (l) und Japans Premierminister Yoshihide Suga begrüssen sich. Foto: Kazuhiro Nogi/Pool AFP/AP/dpa
IOC-Präsident Thomas Bach (l) und Japans Premierminister Yoshihide Suga begrüssen sich. Foto: Kazuhiro Nogi/Pool AFP/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Japans neuer Regierungschef gibt sich bei seinen Olympia-Plänen unbeugsam, auch wenn für den Grossraum Tokio am Donnerstag erneut für einen Monat der Corona-Ausnahmezustand ausgerufen werden könnte.

Ministerpräsident Yoshihide Suga verspricht unbeirrt «sichere und geschützte» Sommerspiele in Japans Hauptstadt. Trotz Rekordzahlen bei den Neuinfektionen, Umfrage-Mehrheiten gegen Olympia im Juli und August und der rasant steigenden Milliarden-Kosten wollen die Gastgeber und das IOC die Vorbereitungen auf die Tokio-Spiele fortsetzen. Die Spiele würden der Beweis werden, dass die Menschheit das Coronavirus überwunden habe, beteuert Suga.

Die jüngsten Fakten aber geben weniger als 200 Tage vor der für den 23. Juli geplanten Eröffnungsfeier erneut Anlass zur Sorge. Mit 1591 Fällen stieg die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in Tokio erstmals über die Marke von 1500, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch bekanntgab. Vor allem in der Mega-Metropole waren die Fallzahlen zuletzt deutlich angewachsen. Zudem wurde die zuerst in England festgestellte Virus-Mutation, die deutlich ansteckender sein könnte, inzwischen auch in Japan nachgewiesen.

Auch wenn das Land mit seinen etwa 127 Millionen Einwohnern im internationalen Vergleich noch relativ gut dasteht, besteht zunehmend die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Wie von April bis Ende Mai könnte nun in Tokio wieder der Ausnahmezustand verhängt werden. Firmen wie Restaurants werden gebeten, früher zu schliessen, und die Bürger aufgerufen, möglichst von zu Hause aus zu arbeiten. Diese Massnahme werde «ernste Folgen» für die Spiele haben, urteilte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo und verwies auf die mögliche erneute Schliessung des nationalen Trainingszentrums in Tokio.

Bis Ende Januar gilt auch wieder ein Einreisestopp für Bürger aus vielen Ländern. In diesen Bann sind auch Top-Athleten eingeschlossen, Ausnahmeregeln für Sportler wurden teilweise aufgehoben.

Vorerst bleibt den Olympia-Machern nur das Prinzip Hoffnung. «Tokio ist immer noch die am besten vorbereitete olympische Stadt aller Zeiten», hatte Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, in seiner Neujahrsansprache versichert. «Wir alle werden unvergessliche Spiele erleben», sagte der 67-Jährige.

Anders als alle früheren Ausgaben werden die Tokio-Spiele ganz bestimmt sein. Mit umfangreichen Corona-Schutzmassnahmen wollen die Organisatoren das bereits einmal verschobene Mega-Event retten. Dafür sind Mehrausgaben von rund 760 Millionen Euro eingeplant. Die Verlegung um ein Jahr kostet Japan rund 2,3 Milliarden Euro. Der neue Etat der Gastgeber sieht damit Kosten von 12,6 Milliarden Euro vor. Bei der Vergabe der Spiele im Jahr 2013 hatte Tokio noch mit rund 6,1 Milliarden Euro an Ausgaben gerechnet.

Immerhin haben alle 68 inländischen Sponsoren ihre Verträge mit den Organisatoren verlängert. Ansonsten ist der Zuspruch in Japan für die Olympia-Macher eher begrenzt. Mitte Dezember bereits sprach sich eine Mehrheit der Japaner dafür aus, dass die Tokio-Spiele auch im kommenden Sommer nicht stattfinden sollten. Auch 60 Prozent der Bundesbürger waren Ende des Vorjahres gegen ein Olympia 2021 unter Corona-Bedingungen, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur im Dezember ergab.

So mancher Olympia-Funktionär kann sich ebenfalls nur schwer mit den zu erwartenden Einschränkungen abfinden. Sollten die besten Sportler der Welt am Ende ohne Zuschauer ihre Wettbewerbe austragen müssen, wäre dies «wie eine Mahlzeit ohne Gewürze zuzubereiten», sagte Saburo Kawabuchi, der Bürgermeister des olympischen Dorfes.

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