Ende des Wachstums: Weniger Geld für deutsche Fussball-Clubs
Der Verkauf der Medienrechte ist die wichtigste Aufgabe der Deutschen Fussball Liga. Jetzt gibt es die Ergebnisse der Milliarden-Auktion. Die 36 Profi-Clubs müssen von 2021 an mit weniger Geld planen. Der DFL-Chef ist dennoch zufrieden.
Das Wichtigste in Kürze
- Christian Seifert legte die Stirn in Falten, als er das Ende des scheinbar grenzenlosen Wachstums im deutschen Profi-Fussball verkündete.
«Die finanziellen Rahmenbedingungen werden sich nach unten korrigieren in allen Belangen», prophezeite der Boss der Deutschen Fussball Liga bei der Bekanntgabe der Medienerlöse von 2021/22 bis 2024/25. Insgesamt 4,4 Milliarden Euro nehmen die 36 Erst- und Zweitligisten im nächsten Vier-Jahres-Zyklus ein - das sind 240 Millionen Euro weniger als beim Rekordergebnis für die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21.
Trotz des leichten Rückgangs war Seifert mit dem Ergebnis des knapp zweiwöchigen TV-Pokers zufrieden. «Es versteht sich von selbst, dass das für alle Beteiligten eine sehr aussergewöhnliche Situation war», sagte der 51-Jährige am Montag nach der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main mit Blick auf die Corona-Krise, die dem deutschen Profifussball Geisterspiele und grosse Zukunftsdebatten gebracht hatte.
Nach dem durchaus erfolgreichen Abschluss der TV-Auktion will die DFL nun ihre Pläne für die Rückkehr von Zuschauern in die Stadien mit Beginn der nächsten Spielzeit vorantreiben. «Wir versuchen, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen», sagte Seifert.
Wichtiger als die Ticket-Einnahmen aber bleiben für die Clubs die Fernsehgelder. Angesichts der Umstände sei der neue Abschluss «ein sehr gutes Ergebnis», betonte Seifert. «Das gibt der Liga Planungssicherheit und wird sich auch im Vergleich mit den anderen europäischen Topligen mehr als sehen lassen können. Am Ende ist das immer noch sehr viel Geld.»
Dieses wird wie immer gestaffelt ausgeschüttet, wobei die Unterschiede zwischen dem ersten und dem vierten Jahr nicht mehr so signifikant sind wie bisher. Laut Seifert erhalten die Vereine in der Saison 2021/22 «schon etwas mehr als eine Milliarde Euro». Vier Jahre zuvor gab es nur 975 Millionen Euro.
Dafür gibt es 2024/25 nur etwas mehr als 1,1 Milliarde Euro. Das ist deutlich weniger, als in den Planungen zum Ende dieser Rechteperiode vorgesehen war. In der kommenden Saison sollten ursprünglich 1,35 Milliarden Euro fliessen. Wegen der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und des Rückzugs von Eurosport musste die DFL diese Summe jedoch nach unten korrigieren. «1,2 Milliarden Euro sind das untere Ende dessen, worum es geht. Das ist der Spagat, in dem wir uns befinden», sagte Seifert.
Das leichte Einnahme-Minus bis 2025 bedeutet seiner Ansicht nach für einige Vereine, «dass man den Gürtel enger schnallen muss». Für die Bei laufende Rechteperiode hatte die Branche noch eine Steigerung um 83 Prozent verzeichnet. «Dieser Sommer wird für Clubs in Europa ein ganz herausfordernder», sagte Seifert.
Noch unklar ist, wie die Gelder ab 2021 unter den Vereinen verteilt werden. «Bei 13 Clubs drohte in der Corona-Krise die Insolvenz, trotz ständig steigender TV-Gelder. Mindererlöse bereits in der kommenden Saison verschärfen noch die Situation. Das ist ein Fehler im System, den wir ausräumen müssen», forderte Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann.
Seifert erwartet daher in den nächsten Wochen eine «sehr, sehr intensive Debatte. Die Clubs müssen wissen, mit welchen Geldern sie planen können.» Die Lizenzierungsunterlagen müssen Anfang nächsten Jahres bei der DFL eingereicht werden.
Offen ist auch noch, wann die Saison 2020/21 startet. Zwar würde am Montag über dieses Thema gesprochen, eine finale Entscheidung steht aber noch aus. «Es ist völlig klar, dass wir uns zwei Ziele stecken. Die neue Saison zu beginnen und die neue Saison zu beenden. Beides erfordert einige Überlegungen, sehr viele Pläne und die jederzeitige Bereitschaft, diese Pläne anzupassen und zu ändern», sagte Seifert. Derzeit gehe man von einem Saisonbeginn im September aus.
Klarheit haben dagegen die Fans, wo sie die Spiele ihrer Lieblinge künftig im Fernseher verfolgen können. Wichtigster Partner bleibt Sky, auch wenn der Pay-TV-Sender ab 2021 weniger Begegnungen zeigen darf als derzeit. 200 Punktspiele laufen künftig samstags beim Langzeit-Partner aus Unterföhring. Ausserdem zeigt Sky alle Spiele der 2. Liga und die Konferenzen beider Ligen. DAZN konnte hingegen sein Angebot auf 106 Erstliga-Partien live ausbauen. Der kostenpflichtige Streamingdienst zeigt die Erstliga-Partien am Freitag und am Sonntag.
Ohne zusätzliche Kosten können die Fans die Zusammenfassungen der Liga auch zukünftig in der «Sportschau» der ARD und im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF sehen. Die ARD ist einer der Gewinner der Auktion und sicherte sich mehrere Pakete, darunter alle fürs Radio.
Das Audio-Angebot von Amazon wird es von der Saison 2021/22 an nicht mehr geben. Der im Vorfeld auch als aussichtsreicher Kandidat für TV-Rechte gehandelte Onlinehändler hat sich wie die Telekom zurückgehalten.
Zu den Gewinnern des Wettbietens gehört auch Sat.1. Der Free-TV-Sender hat überraschend ein Live-Rechtepaket erworben und darf von 2021 an pro Saison neun Spiele im Free-TV zeigen. Zu den Begegnungen gehören der Supercup sowie Erstliga-Partien am 1., 17. und 18. Spieltag, die bis Ende der kommenden Saison beim ZDF laufen. Dazu kommen vier Relegationsspiele und das Auftaktspiel der 2. Bundesliga.
Neu ist, dass zukünftig wieder Spiele der 2. Liga ohne Zusatzkosten zu sehen sein werden. 33 Partien am Samstagabend darf Sport1 übertragen, parallel zu Sky. Dem Vernehmen nach wurde aus Freude über den Zuschlag aus dem Vorstandsbüro bei Sport1 eine Feuerwerksrakete abgefeuert.