EHC Basel: Ist der Titel jetzt das Ziel, Sportchef Kevin Schläpfer?
Der EHC Basel sorgt in der Swiss League wieder für Furore. Vor der ersten Playoff-Partie erklärt Sportchef Kevin Schläpfer, wo die Reise diesmal hingehen soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Qualifikation der Swiss League hat der EHC Basel auf Rang 1 beendet.
- Damit gehört die Mannschaft von Trainer Eric Himelfarb zu den Favoriten um den Titel.
- Dennoch bleibt für Sportchef Kevin Schläpfer der Halbfinal zunächst das Hauptziel.
- Er hofft, dass das Team aus dem frühen Aus letzte Saison gelernt hat.
Es ist angerichtet für die heisse Phase der Eishockeysaison! In der Swiss League – der zweithöchsten Schweizer Spielklasse – stehen die Playoffs vor der Tür.
Als Qualifikationssieger steigt der EHC Basel in die diesjährige K.-o.-Runde ein. Mit zwei Punkten Vorsprung verwiesen die Basler Titelverteidiger La Chaux-de-Fonds auf die erste Verfolgerposition.
In allen Runden geniesst das von Eric Himelfarb gecoachte Team somit Heimrecht, sollte es zu einem entscheidenden siebten Spiel kommen.
Und der entsprechende Support ist da: Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Klub seinen Zuschauerschnitt von rund 2300 auf etwa 2500 steigern.
Vor dem Playoff-Start am Dienstag (19.45 Uhr) gegen die GCK Lions hat sich Nau.ch mit EHC-Sportchef Kevin Schläpfer unterhalten.
Nau.ch: Herr Schläpfer, der EHC Basel beendet die Qualifikation der Swiss League an der Tabellenspitze. Was ist Ihr Saisonfazit bisher?
Kevin Schläpfer: Ich bin natürlich sehr positiv überrascht. Am Anfang hätte ich das ehrlich gesagt nicht gedacht. Wenn man mich zum Saisonstart gefragt hätte, hätte ich nicht auf den ersten Platz gesetzt.
Nau.ch: Vor dem ersten Spiel sagten Sie, dass das Kader im Sommer etwas an Breite verloren habe. Was waren die Gründe dafür, dass es am Ende doch für ganz oben gereicht hat?
Schläpfer: Wir waren einfach sehr homogen und kompakt, auch charakterlich. Den Kern konnten wir halten und dieser hat die eher weniger Erfahrenen mitgezogen. Das war bestimmt ein Hauptfaktor des Erfolges.
Nau.ch: Entsprechend gab es wenige Ausfälle zu beklagen?
Schläpfer: Fast zwei Monate konnten wir nur mit einem Ausländer spielen – das kann man schon als Verletzungssorgen bezeichnen. Auch deshalb bin ich überrascht. Wir haben diese Sachen wirklich gut weggesteckt und es haben sich immer wieder neue Leader herauskristallisiert.
Nau.ch: Für den EHC Basel spielt mit Jakob Stukel zum zweiten Mal hintereinander der Liga-Topscorer (67 Scorerpunkte). Was macht ihn so besonders?
Schläpfer: Er ist einfach sehr torgefährlich mit einem starken Charakter. Meistens sind Torjäger etwas egoistisch eingestellt, aber er ist ein super Typ und Mannschaftsspieler. Er ist auf jeden Fall einer der Leader dieses Teams.
«Die Favoritenrolle ist für uns immer noch ein bisschen neu»
Nau.ch: Aus Sportchef-Sicht, wie schwierig ist das, einen solchen Spieler zu halten?
Schläpfer: Das ist natürlich schwierig – es ist klar, dass es auch Interesse von aussen gibt. Wir müssen da aber umdenken und es auch als Kompliment sehen, wenn unsere Spieler begehrt sind. Das gilt für die ganze Mannschaft, die jetzt bestimmt begehrter ist als noch vor zwei Jahren.
Nau.ch: Vor der Spielzeit gaben Sie als Ziel aus, den Playoff-Halbfinal erreichen zu wollen. Hat sich daran durch den Qualifikationssieg etwas geändert?
Schläpfer: Das ist immer noch unser Hauptziel. Die Playoffs haben immer noch ihre eigenen Gesetze, was wir auch schon letztes Jahr gesehen haben.
Die Favoritenrolle ist für uns immer noch ein bisschen neu. Ich hoffe, wir haben aus der letzten Saison ein bisschen gelernt. Alles beginnt bei null und mit einer guten Qualifikation kann man sich nichts kaufen.
Es gilt jetzt erst einmal, die erste Runde zu überstehen. Dann ist vieles möglich. Der Fokus gilt aber darauf, diesen Halbfinal zu erreichen.
Nau.ch: Wen sehen Sie sonst noch in der Favoritenrolle?
Schläpfer: Am Ende des Tages sind natürlich die ersten zwei, drei der Tabelle immer in der Favoritenrolle (Dritter wurde der HC Thurgau, Anm. d. Red.).
Das ist einfach ein Unterschied, vor allem vom Druck her. Der ganze Druck ist bei uns und La Chaux-de-Fonds. Wir waren beide die klar dominierendsten Mannschaften. Das ist der Vorteil für unsere Gegner, sie haben keinen Druck und können frei aufspielen.
Der Umgang damit hat auch etwas mit Erfahrung zu tun. Darum bin ich aber zuversichtlich, dass wir aus dem letzten Jahr etwas mitnehmen konnten und den Halbfinal erreichen werden.
Nau.ch: Im Viertelfinal geht es gegen die GCK Lions. Wie schätzen Sie dieses Duell ein?
Schläpfer: Die GCK Lions sind immer ein unangenehmer Gegner, denn sie haben viele junge, talentierte Spieler. Sie haben Energie, Power und nichts zu verlieren.
Diese Saison ist sicher nicht ganz nach Wunsch verlaufen, deshalb gehen sie jetzt in eine Serie, in der sie nur gewinnen können. Das macht das Ganze gefährlich.
Wir dürfen uns da nichts einbilden. Das wird ein starker Gegner, bei dem dieses Jahr einfach nicht alles rundgelaufen ist.
Nau.ch: Vergangenes Jahr erreichte der EHC Basel in der Qualifikation den zweiten Rang. Daraufhin folgte die Pleite in der ersten Runde gegen Visp. Ist die Herangehensweise an die Playoffs diesmal anders?
Schläpfer: Ich denke, wir sind ein Jahr reifer geworden. Letztes Mal war es ja schon eine Überraschung, dass wir es so weit nach vorne geschafft haben.
Diese Leistung von damals haben wir in dieser Qualifikation bestätigt. Nun gilt es, aus den Fehlern von damals zu lernen. Wir haben jetzt schon die Erfahrung gemacht, wie es nicht gehen sollte.
Reicht es kommende Saison endlich für das ersehnte Aufstiegsgesuch?
Nau.ch: Spüren Sie bei der Mannschaft da auch einen gewissen Hunger, weil es letztes Jahr nicht geklappt hat?
Schläpfer: Auf jeden Fall! Bei mir ist es definitiv so, ich hoffe auch bei den Spielern.
Nau.ch: Im Sommer reichte der EHC Basel kein Aufstiegsgesuch ein. Wird diese Thematik auch nach den Playoffs wieder diskutiert?
Schläpfer: Ja, sicher. Die ganze Organisation steht an, damit wir so schnell wie möglich zumindest mal diese Eingabe machen können.
Wobei das dann aber nicht automatisch heisst, dass wir den Aufstieg auch schaffen werden. Das ist wieder ein anderes Kaliber.
Wir geben jedoch alle Gas und ich bin zuversichtlich, dass das vielleicht für die nächste Saison klappt.
Nau.ch: Was hat sich in der Zwischenzeit strukturell getan, um ein Aufstiegsgesuch voranzutreiben?
Schläpfer: Es geht immer auch um das liebe Geld, da müssen wir ehrlich sein. Wir haben uns aber überall verbessert, beim Sponsoring, bei den Zuschauerzahlen, es gibt einen wachsenden Donatoren-Klub. Alles wächst und daher bin ich zuversichtlich.