National League: Hier kommt das Halbzeit-Fazit von Nau.ch

Ziemlich genau die Hälfte der Qualifikation ist in der National League gespielt – Zeit für ein Fazit. Nau.ch nimmt die Teams und Spieler unter die Lupe.

SC Bern National League
Schafft der SCB die direkte Play-off-Qualifikation? - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die höchste Schweizer Eishockey-Liga hat die Qualifikations-Halbzeit erreicht.
  • Wer hat überzeugt? Wer enttäuscht? Welche Spieler überragen? Was waren die Aufreger?
  • Hier kommt das grosse Halbzeit-Fazit zur National League von Nau.ch.

Die Qualifikation der National League ist in der Halbzeit angekommen. Die ZSC Lions führen die Tabelle an, der HC Ajoie steht auf dem letzten Platz.

Doch wer hat bisher überrascht? Wer schwächelt? Was waren die Aufreger?

Yannick Zimmermann und Gianluca Zaetta von der Nau.ch-Sportredaktion nehmen die Mannschaften und Spieler in verschiedenen Kategorien unter die Lupe.

Welches ist aktuell das beste Team der National League?

Yannick Zimmermann: Die Tabelle lügt nicht! Die ZSC Lions sind für mich derzeit das beste Team der National League. Kein anderer Club hat einen so guten und breiten Kader.

Noch brachten die Lions ihre Power nicht in jedem Spiel aufs Eis, hatten teilweise innerhalb der Partien starke Leistungsschwankungen. Das ist aber vor allem eine Sache fehlender Konsequenz und Konzentration. Und wird sich, je näher es an die Playoffs geht, mit Sicherheit noch ändern.

ZSC National League
Die ZSC Lions gewannen am Dienstag das Spitzenspiel gegen den EV Zug mit 4:2. - keystone

Ein klares Statement setzten die Zürcher am letzten Dienstag, als sie im Spitzenspiel auswärts den EVZ bezwangen. Und dies, obwohl mit Frödén und Lammikko zwei Top-Ausländer krankheitshalber fehlten.

Gianluca Zaetta: Für mich ist das der EVZ – trotz der Niederlage am Dienstag gegen die ZSC Lions. Die Zuger spielten bisher überzeugend, offensiv wie auch defensiv. Mit 92 Toren schossen sie am meisten Treffer der ganzen National League.

Vereinzelt wird der zu wenig breite Kader bemängelt. Ich finde aber, dieser ist auf allen Positionen sehr gut besetzt. Trotz einiger Ausfälle verfügt der EVZ noch immer über ein Team, das unter die Top-3 gehört. Die Zuger sind für mich ein Favorit für den Titel – wenn nicht sogar der Favorit.

Welches Team hat bisher am meisten enttäuscht?

Yannick Zimmermann: Die Rapperswil-Jona Lakers: mickrige neun Siege in 25 Spielen, vorletzter Platz in der National League. Dass nach dem Höhenflug in den letzten beiden Saisons einmal eine Baisse kommt, war eigentlich klar.

Die Brutalität des Absturzes überrascht allerdings schon. Denn die Mannschaft hat sich gegenüber den Vorjahren nur vereinzelt verändert. Durch die vielen Niederlagen war den Lakers die Verunsicherung zuletzt immer mehr anzumerken.

National League
Bei den Bielern (weiss) und den Rapperswilern (rot) läuft es in dieser Saison noch gar nicht. - keystone

Gianluca Zaetta: Das ist für mich der letztjährige Finalist: der EHC Biel. Die Seeländer liegen nur an elfter Stelle – und haben nur vier Punkte Vorsprung auf einen Playout-Platz. Ja, mit Lööv, Hofer, Cunti, Brunner oder Heponiemi fehlten gleich zahlreiche Leistungsträger verletzt.

Aber in dieser Tabellenregion hätte man Biel sicher nicht erwartet. Ich bin allerdings sicher: Den Bielern gelingt die Wende und es liegt eine Playoff-Qualifikation drin.

Wer wird Schweizer Meister?

Wer hat in der ersten Saisonhälfte positiv überrascht?

Yannick Zimmermann: Nach den Quali-Rängen neun, neun, elf und acht machte der SCB in der ersten Saisonhälfte einen klaren Schritt nach vorne. Die Mutzen sind die positive Überraschung und liegen derzeit souverän in den Top-6 der National League.

SCB
Der SCB hat in dieser Saison mehr zu jubeln als in den vergangenen Saisons. - keystone

Einen grossen Anteil daran hat der neue Trainer Jussi Tapola. Aber auch auf den Ausländerpositionen ist Bern mit Reideborn, Nemeth, Kahun oder Knight so gut besetzt wie lange nicht mehr. Und mit Baumgartner oder Lehmann wussten bisher auch die Jungen zu überzeugen.

Mit der Konstanz bekundeten die Berner allerdings noch etwas Mühe. Mehrmals sah es so aus, also hätte der SCB einen Lauf und würde eine lange Siegesserie lancieren, verlor dann aber.

Gianluca Zaetta: Wer hätte gedacht, dass der HC Lausanne nach der Hälfte auf dem vierten Platz steht? Die Waadtländer spielen im Moment ausgezeichnetes Eishockey und konnten acht der letzten zehn Partien gewinnen.

Trainer Geoff Ward hat eine solide und spielstarke Mannschaft geformt. Ob der positive Trend so weitergeht? Ich habe meine Zweifel: Es hat Teams, die aktuell hinter den Waadtländern liegen, die mehr Substanz im Kader haben.

Bester Spieler der ersten Hälfte der Qualifikation?

Yannick Zimmermann: Natürlich könnte man hier einen ausländischen Spieler wie beispielsweise Fribourgs Marcus Sörensen nennen. Ich entscheide mich aber für einen Schweizer.

Fabrice Herzog spielt in dieser Saison sensationell. Er zeigte in der ersten Saisonhälfte sein wahrscheinlich bestes Eishockey seiner Karriere. 26 Spiele, 20 Punkte, davon 14 Tore und keine unnötigen Strafen. Er war bisher einer der wichtigsten Leistungsträger der Zentralschweizer.

Gianluca Zaetta: Auch ich gehe mit einem Schweizer Spieler! Schon letzte Saison war Calvin Thürkauf zentral, dass Lugano über die Pre-Playoffs in den Viertelfinal kam und dort Genf forderte. In der ersten Saisonhälfte konnte der 26-Jährige noch einmal einen drauflegen.

Calvin Thürkauf National League
Calvin Thürkauf zeigt bei Lugano eine überragende erste Saisonhälfte in der National League. - keystone

Thürkauf ist aktuell der zweitbeste Skorer der Liga (26 Spiele, 15 G, 16 A) und mit Abstand beste Schweizer Punktesammler. Dazu bildet er zusammen mit Carr und Joly eine der offensiv produktivsten Sturmreihen der National League. Beeindruckend!

Und wer ist der beste Youngster der National League?

Yannick Zimmermann: Ich gehe mit dem 19-jährigen Vinzenz Rohrer. Der Österreicher wechselte auf diese Saison hin aus dem kanadischen Junioren-Eishockey zu den ZSC Lions. Und wusste in seiner ersten Saison im Männer-Eishockey sofort zu überzeugen.

Im Zürcher Star-Ensemble erhält Rohrer pro Spiel im Schnitt fast 13 Minuten Eiszeit. Das ist unter allen ZSC-Stürmern der achtbeste Wert. Dazu erzielte er gute fünf Tore und zwei Assists.

ZSC Zug National League
Vinzenz Rohrer (l.) spielt in dieser Saison sehr gut. - keystone

Gianluca Zaetta: Ich entscheide mich für Leon Muggli vom EVZ (22 Spiele, 1 G, 4 A). Der erst 17-jährige Verteidiger absolvierte diese Saison seine ersten Spiele in der National League. Muggli spielt für sein Alter mit einer überraschenden Ruhe, war defensiv bisher eine Bank und auch offensiv sehr aktiv. Muggli spielt im Schnitt über elf Minuten pro Spiel.

Ein möglicher NHL-Draft ist ihm definitiv zuzutrauen. Und das auch weit vorne: Ich rechne sogar mit den ersten drei Runden.

Aufreger der bisherigen Saison?

Yannick Zimmermann: Ganz klar der Check von Ambris Dauphin gegen Lakers-Topskorer Moy im Oktober. So etwas gehört nicht in die National League!

Ich war damals in Rapperswil. Die Arena tobte vor Wut – zurecht. Es war schrecklich, den Check live vor Ort mitanzusehen. Zum Glück konnte Moy im Anschluss weiterspielen – und sogar noch das vorentscheidende Tor erzielen.

00:00 / 00:00

Laurent Dauphin mit einem üblen Check gegen Tyler Moy. - instagram

Gianluca Zaetta: Für mich ist es die Strafe gegen Trainer Christian Wohlwend. Nach dem «Ausraster» gegen Fribourg wird er mit 5300 Franken gebüsst. Das ist viel zu viel!

Bitter für Wohlwend: Er ist einer der wenigen, der sagt, was er denkt! Der Ajoie-Trainer versteckt sich nicht hinter Floskeln, wie viele andere das tun.

Natürlich schlägt er auch mal über die Stränge – aber die Strafen gegen ihn sind in meinen Augen zu streng. Wir sollten froh sein, dass wir auch Typen mit Ecken und Kanten haben. Und nicht alle gleich ticken.

00:00 / 00:00

Hier verliert Ajoie-Trainer Christian Wohlwend komplett die Nerven. - X / @MySports_CH

Welches Team ist euer Geheimfavorit?

Yannick Zimmermann: Von einem Geheimfavoriten kann man bei Servette nach dem Meistertitel letzte Saison sicherlich nicht reden. Aber Genf versank in der ersten Quali-Hälfte im umkämpften Mittelfeld.

Servette spielte mit kaum verändertem Kader bisher unter den Möglichkeiten. Das Team wird sich mit Sicherheit steigern und am Ende der regulären Saison problemlos unter den besten sechs sein. In den Playoffs ist dann alles möglich.

Gianluca Zaetta: Der HC Lugano kann für mich zum Geheimfavoriten werden. Niemand hat die Tessiner auf dem Zettel. Das ist verständlich, denn sie spielten bisher nicht konstant.

Trotzdem liegen sie zur Saisonhälfte unter den besten sechs Teams. Schön ist, dass Lugano mit Gianinazzi auf einen Schweizer Trainer setzt, ihm vertraut und die nötige Zeit gibt. Werden die Tessiner beständiger, traue ich ihnen in dieser Saison sogar den Halbfinal zu!

Kommentare

User #2579 (nicht angemeldet)

und irgendwas zum Thema HCD und seinem neuen Trainer Josh Holden und Manager Alstons Strategie? Erwartungshaltung vs Realitaet?

User #3734 (nicht angemeldet)

Positive überraschungen Langnau und Lausanne. Negative überraschung ganz klar Biel. Rapperswil kommt wieder auf den Boden der realität zurück. die letzten zwei Jahre erlebten sie einen grossen Höhenflug.

Weiterlesen

EHC Biel
2 Interaktionen
EVZ
7 Interaktionen

Mehr National League

Mehr aus Stadt Bern