SCB: Tiefer kann man nicht mehr fallen – es gibt aber Hoffnung!
Der SCB verliert gegen Lausanne und muss zusehen, wie Ambri in die Pre-Playoffs einzieht. Eine Analyse zum totalen Berner Absturz.
Das Wichtigste in Kürze
- Der SCB ist am Tiefpunkt, verpasst die Pre-Playoffs und kann nun in die Ferien gehen.
- Die Mannschaft verfügt schlicht über zu wenig Qualität.
- Die bereits verpflichteten Neuzugänge geben aber Grund zur Hoffnung.
«Fertig Eishockey. Dann halt im September wieder», sagt ein wehmütiger SCB-Fan am Montagabend kurz nach 22 Uhr beim Verlassen der Postfinance-Arena. Die Stimmung ist bedrückt, der Frust sitzt tief.
Wenige Minuten zuvor verlieren die Berner gegen Lausanne (1:4), verpassen damit tatsächlich die Pre-Playoffs. Es ist ein Tiefschlag – und eine Demütigung für die Mutzen.
Ja, es ist wahrlich eine Saison zum Vergessen! «Wir sind über vier Jahre kontinuierlich schlechter geworden», erklärt Captain Simon Moser.
Die Gründe für das Versagen sind schnell gefunden: Die Berner verfallen nach den fetten Meisterjahren (2016, 2017, 2019) in eine Überheblichkeit. Statt gezielt den Umbruch einzuleiten, dachte man etwas naiv, bei einem Club wie dem SCB kämen die Siege von alleine. Egal, welche Spieler auf dem Eis stehen.
Denkste. Die aktuelle Mannschaft besteht aus zu vielen Durchschnittsspielern – es fehlt schlicht an Qualität.
Applaus statt Pfiffe für den SCB
Dazu spürt gerade der SCB, mit seiner Querfinanzierung durch den Gastro-Bereich, weiterhin die Folgen der Corona-Pandemie. Die finanziellen Mittel sind knapp geworden, die Fans kommen weniger. Im Spiel des Jahres gegen Lausanne sind «offiziell» nur 12'949 Zuschauer (optisch und gefühlt sind es weniger) im Stadion.
Die Stimmung? Bescheiden. Es ist kein Vergleich mehr zum 17'000-Fans-Tollhaus aus den erfolgreichen Jahren. Der Gelegenheits-SCB-Fan hat nach dem sportlichen Zerfall den Glauben eh schon länger verloren, kommt nur noch selten vorbei.
Es gibt aber Hoffnung: Der harte Kern der Fans hält weiterhin zur Mannschaft. Statt mit Pfiffen werden die Berner gestern mit Applaus in die Ferien verabschiedet. Weil sie gegen Lausanne gekämpft haben. Ein starkes Zeichen!
Man müsse das Ganze nun aufarbeiten, verkündet «Chief Sport Officer» Raeto Raffainer. Da hat er einiges zu tun. Angefangen bei sich selbst und dem Rest der sportlichen Führung. Was passiert mit Sportchef Andrew Ebbett oder Trainer Johan Lundskog?
Wie schon unter seiner Vorgängerin Florence Schelling, hat sich der Club auch unter Ebbett nicht vorwärts bewegt. Und auch Lundskog ist in seiner ersten Saison als SCB-Coach nicht der erwartete Heilsbringer.
Immerhin: Ein erster Schritt ist mit den Verpflichtungen der Nati-Spieler Joël Vermin und Romain Loeffel gemacht. Auch Marco Lehmann und natürlich Chris DiDomenico sind gute Neuzugänge.