BVB-Doppelschmerz: In Braunschweig den Glauben zurückholen
Diesen Rückschlag bei Union nimmt der BVB mit unter den Tannenbaum und ins neue Jahr. Die Defizite sitzen tiefer als befürchtet. Der FC Bayern ist enteilt. Und jetzt muss der neue Trainer Terzic im Pokal mit seinem Team erst einmal Schlimmeres verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem Schmerz über den bitteren Rückschlag folgte der Frust über die verpasste Chance.
Denn Borussia Dortmund hätte durch die Punktverluste des abgelösten Tabellenführers Bayer Leverkusen und von RB Leipzig näher an die Kontrahenten heranrücken können. Hätte. Die Tabellensituation sei derzeit ärgerlich. «Aber das ist momentan nicht unser Thema», sagte der neue Trainer Edin Terzic.
Nach der ersten Niederlage im zweiten Spiel nach der Beurlaubung seines Ex-Chef Lucien Favre musste der 38 Jahre alte Fussballlehrer im TV tatenlos mit zusehen, wie die Konkurrenz teilweise noch weiter davon zog. Die Borussia liegt nach dem 13. Spieltag bereits acht Punkte hinter Spitzenreiter FC Bayern. Terzic muss jetzt erst einmal psychische Aufbauarbeit betreiben: «Wir wollen den Glauben in die Mannschaft zurückerwecken.»
Ein weiterer Aussetzer am Dienstag im DFB-Pokal bei Zweitligisten Eintracht Braunschweig würde die Festtage für die BVB-Stars endgültig verderben. Schon nach dem 1:2 beim mutigen Underdog 1. FC Union muss der BVB reichlich Defizite mit ins neue Jahr schleppen. «Nur mit ein paar Trainingseinheiten kann man das alles nicht rauskriegen», sagte Mats Hummels und ergänzte: «Wir haben jetzt zwei Spiele aus den letzten fünf wegen Standards hergegeben. Das ist eine Katastrophe.»
Zwar sprach der Ex-Weltmeister von einem anderen «Spirit auf dem Platz» unter Favre-Nachfolger Edin Terzic. Und Torhüter Roman Bürki stellte fest: «Die ganze Stimmung ist anders. Es ist enorm viel Stimmung drin, auch in der Kabine, das ist etwas Neues.» Doch Hummels vermisste in den entscheidenden Situationen im fanleeren Stadion An der Alten Försterei den unbedingten Willen zum Sieg. Und der Schweizer Keeper betonte: «Einige Spieler brauchen das, dass ihnen jemand Feuer unter dem Hintern macht in manchen Situationen.»
Vor allem der Ärger über die Art und Weise der 1:2-Pleite bei den weiter bestaunten Eisernen war gross. Mehrmals und ausführlich hatte der neue Chefcoach vor der besonderen Stärke des 1. FC Union gewarnt - und dann kassierten die Borussen genau so zwei Gegentreffer: Ecke, Kopfball, Tor. «Wir dürfen dem Gegner nicht so leicht Tore geben, dann verliert man in der Bundesliga zu häufig», warnte Routinier Hummels. BVB-Sportdirektor Michael Zorc sprach in der «WAZ» sogar von «unprofessionellem Verhalten» in der Verteidigung.
Erst köpfte Unions Liverpool-Leihgabe Taiwo Awoniyi ein. Dann war Abwehrmann Marvin Friedrich ebenfalls per Kopf erfolgreich. Favre-Nachfolger Terzic machte aber auch andere Defizite bei seinem Team aus. «Durch die Standards verlieren wir das Spiel. Aber es war natürlich bei vielen anderen Dingen nicht gut.» Den Dortmundern fehlten Tempo am Ball und in der eigenen Bewegung, Präzision und Mut.
Am ehesten zeigte diese Tugenden noch der Youngster Youssoufa Moukoko, der jetzt mit 16 Jahren und 28 Tagen jüngster Torschütze der Bundesliga-Geschichte ist. «Er hat viele Sachen gut gemacht. Es war klar sein bestes Spiel bei uns», erklärte Hummels. Doch Moukokos zwischenzeitlicher Ausgleich war am Ende nur Randgeschehen.
Ein Heilsbringer kann Supertalent Moukoko ohnehin nicht sein. Diese Rolle müssen schon die etablierten Kräfte Reus, Hummels und Emre Can oder der erfahrenere Jungstar Jadon Sancho übernehmen. «Wir müssen daran arbeiten, dass er noch häufiger in solche Situationen kommt», sagte der Trainer zu Moukokos Abschlussstärke. «Er hat so viele gute Dinge gezeigt, aber es ist noch immer so viel Luft nach oben. Wir werden versuchen, ihn so nah wie möglich ans Limit zu schieben.»