Achtelfinal-Einzug gegen Lazio soll BVB-Frust vertreiben
Eigentlich schien Borussia Dortmund auf gutem Kurs, leistete sich aber mit dem 1:2 gegen Köln einen Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten. Ein Champions-League-Erfolg über Lazio Rom könnte helfen, den Ligafrust zu vertreiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Prächtige Ausgangslage, schlechte Stimmung.
Borussia Dortmund geht zwar als Tabellenführer in das entscheidende Gruppenspiel der Champions League gegen Lazio Rom, muss aber erneut eine unliebsame Mentalitätsdebatte erdulden.
Nach dem verstörenden 1:2 am vergangenen Wochenende gegen Köln stehen die Profis im Duell mit den Italienern am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) in der Bringschuld. Zum Aufarbeiten der Niederlage fehlte angesichts der Terminhatz jedoch die Zeit. «Wenn es so viele Spiele gibt, ist es nicht immer die beste Lösung, sich hinzusetzen und alles zu analysieren. Wir haben die Zeit zur Erholung gebraucht», sagte Thomas Delaney.
Ähnlich wie der Mittelfeldspieler will sich auch Trainer Lucien Favre nicht mehr mit dem Rückschlag gegen Köln aufhalten: «Natürlich darf das nicht passieren. Aber es ist passiert und wir können es nicht mehr ändern. Nun müssen wir nach vorn schauen.»
Für den BVB ist es ein Déjà-vu-Erlebnis. Schliesslich wurde die Diskussion über fehlende Mentalität in dieser Saison schon einmal geführt. Auslöser war der Fehlstart in die Königsklasse vor sechs Wochen in Rom. Damals zeigte das Team eine bemerkenswerte Reaktion. Favre hofft, dass es seinem Team auch diesmal gelingt, die Kritiker zu besänftigen: «Das 1:3 in Rom haben wir sehr gut korrigiert. Nun sind wir Tabellenführer und wollen, dass es so bleibt.»
Nach drei Zu-Null-Siegen in Serie über St. Petersburg (2:0) und den FC Brügge (3:0/3:0) rangiert der BVB einen Punkt vor dem Gruppenzweiten Lazio und kann schon bei einem Remis für das Achtelfinale planen. Eine erfolgreiche Revanche für die Hinspielschlappe beim Tabellenneunten der Serie A könnte nicht nur die Stimmung aufbessern, sondern auch in Corona-Zeiten besonders wichtige Zusatzeinnahmen bescheren. Denn ein Sieg würde die Erlöse aus diesem Wettbewerb auf rund 35 Millionen Euro steigern und den Gruppensieg vorzeitig garantieren.
Nicht nur der enge Terminplan veranlasst Favre zur Rotation. So muss der Coach auf Nationalspieler Emre Can (Fussgelenk) und Neuzugang Thomas Meunier (Wade) verzichten. Dagegen sind die Chancen auf ein Comeback von Raphael Guerreiro gestiegen. Der von einer Muskelverletzung genesene Portugiese nahm am Abschlusstraining teil. Keine Pause dürfte es dagegen für Erling Haaland geben. Schliesslich war der Norweger bisher in allen vier Gruppenspielen erfolgreich und führt mit sechs Treffern die Torschützenliste der Champions League an.
Ungeachtet der Personalsorgen hofft Delaney auf eine bessere Vorstellung der Borussia als im ersten Duell mit Lazio: «Wir waren immer einen Schritt hinten. Das Verteidigen auf dem gesamten Platz hat gefehlt. Wir brauchen mehr Kontrolle und dürfen nicht so früh in Rückstand geraten.»
Wie die Dortmunder blieben auch die Italiener am vergangenen Wochenende beim 1:3 daheim gegen Udine weit unter ihren Möglichkeiten. Mut macht jedoch das avisierte Comeback von Taktgeber Sergej Milinkovic-Savic, der ähnlich wie der ehemalige Dortmunder Ciro Immobile die Folgen einer Corona-Infektion überstanden hat. Trainer Simone Inzaghi brachte seinen grossen Respekt vor dem Revierclub zum Ausdruck, räumt seinem Team im «Kicker» aber Chancen ein: «Der BVB gehört für mich zu den besten fünf Teams in Europa. Doch wie man sieht, kann alles passieren - sie haben ja auch ihr Heimspiel verloren.»