BVB oder Bayern München? Die Nau.ch-Meinungen sind gespalten
Der BVB rüstet gewaltig auf, will Bayern München am elften Titel in Serie hindern. Doch reicht das? Auf der Nau.ch-Redaktion ist man sich nicht einig.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit Sébastien Haller holt der BVB den nächsten Top-Spieler für den Titel-Angriff.
- Doch auch Bayern München rüstet auf, holt Sadio Mané vom FC Liverpool.
- Wer macht das Rennen um die Meisterschale?
2012 feiert Borussia Dortmund die deutsche Meisterschaft. Seither gab es in zehn Saisons nur einen Titelgewinner: Bayern München! Das soll sich ändern, der BVB rüstet für die neue Saison mächtig auf. Zudem scheint beim FCB, trotz dem Mané-Mega-Transfer, der Wurm drin zu sein.
Kommt es in der kommenden Saison zur Wachablösung oder bleibt Bayern München das Mass aller Dinge? Alle Fussball-Fans freuen sich auf das Meisterrennen – so auch die Nau-Sportredaktion. Doch bei der Frage nach dem nächsten Meister herrscht keine Einigkeit.
Das sagt Andrea Schüpbach, Sport-Redaktor bei Nau.ch
Der BVB hat dieses Jahr etwas, was Bayern (wohl) bald nicht mehr hat: Einen Weltklasse-Neuner!
Sébastien Haller ist der perfekte Nachfolger für Haaland (ManCity). Der Torschützenkönig der Eredivisie kennt die Bundesliga, der ehemalige «Büffel» holte mit Frankfurt 2018 den DFB-Pokal.
Der robuste Franzose ist eine Tormaschine (65 Spiele / 47 Tore für Ajax) im Haaland-Stil (1,90 Meter/83 Kilo). In der Champions League hatte letztes Jahr kein anderer Stürmer eine bessere Quote als Haller (1,38 im Schnitt!). Auch nicht Benzema. Nicht Lewandowski.
Dazu haben sich bereits drei deutsche Nationalspieler (Adeyemi, Schlotterbeck, Süle) für den BVB entschieden. Letzteren holte man sogar direkt von der Säbenerstrasse ab. Ein klares Signal nach München. Im Tor hat man mit Nati-Goalie Gregor Kobel endlich wieder eine klare Nummer 1. Coach Terzic bringt das Feuer und die BVB-Identität zurück an die Seitenlinie.
Bayern steht hingegen vor einer schwierigen Saison. In der Führungsetage herrscht Unruhe. Lewandowski will zu Barcelona. Setzt Boss Kahn sein «Basta» durch, ist Ärger vorprogrammiert. Ob der wechselwillige und unzufriedene Pole nochmals 50 (!) Tore schiesst – unwahrscheinlich.
Mit Mané gelingt ein Transfer-Coup. Aber: Der Senegalese hat seine Stärken auf dem Flügel. Muss Lewandowski bleiben, kommt es dort mit Gnabry (vor Absprung?), Coman, Sané und Mané zu einem Überangebot – und zu Unzufriedenheit.
Geht Lewandowski, muss Nagelsmann auf Guardiola machen und mit drei Angreifern, aber ohne Stoss-Stürmer spielen. Es wäre ein Bruch mit der Bayern-Identität. In München gab es immer einen richtigen Neuner (Gerd Müller, Elber, Pizarro, Klose, Gomez, Lewandowski). Ein System-Wechsel braucht Zeit.
Der BVB ist auf der Überholspur!
Das sagt Christoph Böhlen, stv. Sportchef bei Nau.ch
8, 13, 13, 2, 11, 15! Das sind nicht die Lottozahlen von gestern – sondern der Vorsprung von Bayern München auf den jeweils Zweitplatzierten in den letzten Jahren. Seit zehn Saisons (!) kennt die Bundesliga-Meisterschale nur den Münchner Marienplatz als Party-Location.
Doch jetzt scheint der BVB zum Grossangriff zu blasen, holt mit Sébastien Haller, Karim Adeyemi, Nico Schlotterbeck oder Niklas Süle gleich etliche Nationalspieler. Beendet der Schweizer Goalie Gregor Kobel mit der Borussia die Bayern-Dominanz endlich?
Nein! Viele namhafte Transfers bedeuten noch lange keinen Erfolg. Oder hat sich der BVB die Meisterschale geschnappt, als er 2019 im gleichen Transferfenster die Nationalspieler Mats Hummels, Julian Brandt, Thorgan Hazard und Nico Schulz verpflichtet hat? Zudem bringt der erneute Trainerwechsel (Edin Terzic kehrt zurück, Marco Rose muss gehen) keine Stabilität – im Gegenteil.
Während man beim BVB seit 2015 von einem neuen Jürgen Klopp träumt, haben die Bayern mit Julian Nagelsmann den besten Trainer der Bundesliga. Dazu kommt mit Manuel Neuer noch der beste Goalie der Welt – und jetzt mit Sadio Mané ein weiterer Weltklasse-Trumpf für die Offensive. Dieser Truppe kann der BVB das Wasser weiterhin nicht reichen – egal ob Lewandowski bleibt oder nicht.
Ich sehe für den deutschen Rekordmeister nur zwei Stolpersteine in der kommenden Saison. Erstens: Die (neue) Vereinsführung um Oliver Kahn oder Hasan Salihamidzic, der es noch nicht gelungen ist, Ruhe in das Club-Umfeld zu bringen.
Und zweitens: Bayer Leverkusen mit Ex-YB-Trainer Gerry Seoane. Die Werkself hat das bereits eingespielte Team (mit Top-Stürmer Patrik Schick) nochmals verstärkt und könnte sich als Geheimfavorit zum lachenden Dritten mausern.