Euro 2020: SRF-Ruefer kritisiert Rodriguez – und korrigiert dann
Die Schweizer Nati fährt an der Euro 2020 gegen die Türkei den ersten Sieg ein. Trotzdem gibt es Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Ricardo Rodriguez sieht beim Tor der Türken nicht gut aus, wird von SRF-Ruefer kritisiert.
- Doch dann krebst der Kommentator gleich doppelt zurück. Auf Anweisung?
Dank dem 3:1-Sieg über die Türkei stehen die Chancen der Schweizer Nati gut, den Achtelfinal der Euro 2020 zu erreichen. Das Team von Trainer Vladimir Petkovic zeigt eine starke Leistung, reagiert auf den Fehlstart ins Turnier.
Alles wieder in Butter also? Nein, nicht ganz. SRF-Kommentator Sascha Ruefer regt sich beim Gegentor nach 62 Minuten fürchterlich auf. Was ist passiert?
Torino-Legionär Ricardo Rodriguez verteidigt viel zu passiv gegen Irfan Kahveci. Der schliesst mit links ab, versenkt den Ball traumhaft im Winkel.
Für Ruefer ist klar: «Das ist Wahnsinn und hat nichts mit Verteidigen zu tun!» Und er legt nach: «Rodriguez ist auf diesem Niveau überfordert!» Hoppla, das hat gesessen!
Doch zehn Minuten später rudert der Nati-Kommentator zurück. Und entschuldigt sich plötzlich für seine harte (aber durchaus vertretbare) Kritik.
Das tönt dann so: «Rodriguez sieht beim Gegentor alles andere als gut aus. Allerdings muss ich mich ein wenig zurücknehmen.» Denn: «Ihn auf diesem Niveau als überfordert zu bezeichnen, war natürlich frech. Das stimmt so nicht», so Ruefer.
Auch im Studio nach dem Spiel bleibt Ruefer auf Versöhnungskurs. Und lobt den 84-fachen Natispieler in den höchsten Tönen. «Mit seiner Erfahrung ist er ein wichtiger Spieler für die Mannschaft. Ich war mit meiner Kritik etwas unfair.»
Ruefer präzisiert: «Natürlich ist er auf diesem Niveau nicht überfordert, nur in dieser einen Szene.»
Woher der Kuschelkurs, Sascha Ruefer?
Die Frage stellt sich: Woher kommt die plötzliche Nachsicht beim erfahrenen SRF-Mann? Denn: Ruefer war bis zum Türken-Spiel der beste Schweizer.
Er nahm kein Blatt vor den Mund, sprach Klartext. Seine Analysen hatten so richtig Pfeffer drin. Dass er nun bei Rodriguez so zurückkrebst, erstaunt.
Warum also plötzlich so auf Kuschelkurs, Sascha Ruefer? Das SRF liefert für Ruefer die Antwort: «Gemäss den publizistischen Leitlinien von SRF erfolgt die Einordnung grundsätzlich sachgerecht und mit der notwendigen kritisch-journalistischen Distanz.»
Und nein, Ruefer sei nicht dazu angewiesen worden, seine Kritik an Rodriguez zu revidieren.