Fussball: Kurden-Verein tritt aus Türken-Verband aus

Simon Binz
Simon Binz

Türkei,

Ein kurdisch dominierter Fussballklub hat in der Türkei seinen Spielbetrieb per sofort eingestellt. Der Verein wirft dem Verband Rassismus vor.

Kurden Fussball Türkei Verband
Der kurdisch dominierte türkische Fussballklub Cizrespor hat seinen Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. - Twitter/@firtina_dergi

Das Wichtigste in Kürze

  • Der türkische Fussballklub Cizrespor hat seinen Spielbetrieb per sofort eingestellt.
  • Der von Kurden dominierte Verein wirft dem türkischen Verband latenten Rassismus vor.

Der türkische Fussballklub Cizrespor besteht mehrheitlich aus kurdischen Spielern. Der Verein hat seine Wurzeln in der überwiegend von Kurden bewohnten türkischen Stadt Cizre.

Der Drittligist gehört seit langem zum türkischen Fussballgeschäft. Damit ist nun aber Schluss! Der Kurden-Verein stellt seinen Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung ein.

Damit reagiert Cizrespor auf den angeblichen Rassismus und die Diskriminierung durch den türkischen Fussballverband TFF. In einer Mitteilung heisst es, man habe nicht mehr die Kraft, sich noch länger auf dem Feld zu wehren.

Vereinspräsident Maruf Sefinç begründete seinen Entschluss mit dem allgegenwärtigen Nationalismus, dem sich der Verein vom TFF und dem Schiedsrichterausschuss MHK ausgesetzt sieht.

Die «Deutsche Welle» berichtete, dass die Diskriminierung des Vereins so weit ging, dass der Mannschaft auf Auswärtsfahrten sogar das Essen und die Unterkunft verweigert wurde.

«Nun gibt es kein Cizrespor mehr»

Der kurdische Vorzeigeklub Amedspor machte dem TFF nach dem Austritt von Cizrespor schwere Vorwürfe. Präsident Metin Kilavuz schrieb laut verschiedenen Medienberichten: «Wann kehrt Ihr Pflichtgefühl und Ihr Gewissen zurück, um diesem stummen Schrei eine Stimme zu verleihen?»

Und weiter: «Wir müssen die Voreingenommenen dazu einladen, wieder mit Pflichtgefühl und Weitsicht zu agieren — egal, wie wenig sie davon noch in sich tragen.»

Amedspor stritt sich laut «T-Online» im Jahr 2018 selbst mit dem türkischen Fussballverband. Dieser hatte damals den in Deutschland geborenen Mittelfeldspieler Deniz Naki lebenslang gesperrt.

Naki hatte in den sozialen Medien zu Solidaritätsbekundungen für die kurdische Gemeinschaft in der türkischen Region Diyabakir aufgerufen. Daraufhin wurde er vom TFF dem Landesverrat beschuldigt.

Präsident Kilavuz kam in seinem handgeschriebenen Brief zum Fazit: «Nun gibt es kein Cizrespor mehr, das Sie mit Ihren rassistischen Gesängen und Rufen attackieren lassen können.»

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