Fussball Weltmeisterschaft: Norwegische Clubs rufen zu Boykott auf
Vor zehn Jahren wird die Fussball Weltmeisterschaft 2022 an Katar vergeben. Die Kritik reisst weiter nicht ab – in Norwegen wird ein Boykott diskutiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Der norwegische Club Tromsö IL fordert Norwegens Nati zum WM-Boykott auf.
- Auch andere Vereine schliessen sich der Forderung gegen Austrager Katar an.
Mehrere norwegische Clubs fordern BVB-Star Erling Haaland und seine Nationalmannschaft zum Boykott der Fussball Weltmeisterschaft in Katar auf.
Seit mehreren Jahren seien FIFA und Katar wegen der fragwürdigen WM-Vergabe und der unwürdigen Bedingungen für Arbeiter kritisiert worden. Das schrieb der Eliteserien-Verein Tromsö IL in einer Mitteilung.
Kritik und der versuchte Dialog hätten zu nichts geführt. Ein jüngst veröffentlichter Bericht des «Guardian» zu Tausenden gestorbenen Arbeitern sei nun völlig niederschmetternd gewesen.
«Wir haben das Gefühl, dass es an der Zeit ist, einen Schritt weiterzugehen: Boykott», schrieb der Verein. Geld sei ein Teil des Fussballs und werde immer ein Teil des Sports bleiben. Dies dürfe aber trotzdem nicht mit sich bringen, dass Korruption, lebensgefährliche Arbeitsbedingungen und Wegschauen akzeptiert würden.
Tromsö IL rufe den norwegischen Fussballverband NFF deshalb zum Boykott der Fussball Weltmeisterschaft auf. «Wir sind der Meinung, dass wir Nein sagen sollten zu einer Reise nach Katar, wenn wir uns qualifizieren.»
Unterstützung für Boykott der Fussball Weltmeisterschaft
Tromsös Ligakonkurrenten Strömsgodset und Viking unterstützen die Forderung, wie die Nachrichtenagentur NTB berichtete. Auch andere Clubs erwägen demnach, sich dahinter zu stellen.
In Katar sind in den vergangenen zehn Jahren nach Recherchen des «Guardian» mehr als 6500 Arbeiter aus asiatischen Ländern gestorben. Dabei handle es sich um Arbeiter aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka.
Katars Regierungspressestelle erklärte auf Anfrage, in dem Emirat lebten mehr als 1,4 Millionen Menschen aus den genannten Ländern. Zu ihnen gehörten Studenten, Ältere und Arbeiter in verschiedenen Industrien.
Katar relativiert die hohe Zahl an Toten
Weitere Millionen hätten in den vergangenen zehn Jahren in Katar gelebt und seien in die Heimat zurückgekehrt. Von diesen Millionen Menschen sei ein «kleiner Prozentsatz» verschieden, heisst es weiter. Die Sterberate liege in einem Bereich, der für diese Grösse und diese demografische Zusammensetzung zu erwarten sei.
Die Fussball Weltmeisterschaft 2022 war 2010 an das reiche Emirat vergeben worden. Das Land steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik.
Katars Regierung erklärt hingegen, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Auch Menschenrechtler räumen Fortschritte ein, mahnen aber, die Reformen würden unzureichend umgesetzt.