Fussball-Weltmeisterschaft 2022: Über 6500 tote Gastarbeiter
Die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wurde vor zehn Jahren an Katar vergeben. In der Zwischenzeit sind im Rahmen des Projekts Tausende Gastarbeiter gestorben.
Das Wichtigste in Kürze
- In Katar wird seit zehn Jahren die Infrastruktur für die WM 2022 errichtet.
- Zwischen 2011 und 2020 sind mehr als 6500 Gastarbeiter ums Leben gekommen.
- Die tatsächliche Todesrate dürfte noch weitaus höher liegen.
Vor rund zehn Jahren wurde die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar vergeben. Seither wird immer wieder Kritik an dem Staat, der Fifa und den Organisatoren geübt. Einer der Hauptgründe sind die schlechten Arbeits- und Menschenrechtsbedingungen in dem Land.
Seit Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 6500 tote Gastarbeiter
Auf der Halbinsel wurden innerhalb eines Jahrzehntes Fussball-Stadien, Flughäfen und Hotels aus dem Boden gestampft. Dabei kursierten Bilder und Geschichten von toten Arbeitern in den Medien.
Die Fifa liess es bisher kalt. Jetzt setzt der «Guardian» das Ganze in neue Relationen. Über 6500 Gastarbeitende sind in Katar seit der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 gestorben, berichtet die Zeitung.
Diese Zahl ergibt sich aus Anfragen an die Regierungen der Heimatländer der Opfer. Die meisten Verstorbenen stammten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka.
Hohe Dunkelziffer
«Wir bedauern alle diese Tragödien zutiefst und haben jeden Vorfall untersucht, um sicherzustellen, dass Lehren daraus gezogen wurden. Wir haben in dieser Angelegenheit immer Transparenz gewahrt. Und bestreiten ungenaue Behauptungen über die Anzahl der Arbeiter, die bei unseren Projekten gestorben sind», sagt das Organisationskomitee.
Dabei dürfte die tatsächliche Todesrate noch weitaus über den bisher bekannten 6500 liegen. Der Zeitung zufolge sind keine Angaben zu Arbeitenden von den Philippinen und aus Kenia, die einen hohen Anteil ausmachen, vorhanden.
37 Personen bei Stadion-Bauarbeiten gestorben
Die Todesfälle werden zwar nicht nach Arbeitsort in den Statistiken unterschieden. Für Nick McGeehan, Experte für Arbeitsrecht am Golf, ist aber klar: «Ein sehr grosser Anteil der verstorbenen Gastarbeiter war nur im Land, weil Katar die Vergabe der WM für sich entschied.»
Bekannt ist, dass 37 Personen im Rahmen der Stadien-Bauarbeiten ums Leben gekommen sind. Aus der Höhe gestürzt, sich stranguliert oder mit Herz-Kreislauf-Versagen zusammengebrochen: So lauten die Todesursachen in diesen Fällen.
Fifa relativiert die Todesfälle
Und was sagt die Fifa dazu? «Die Häufigkeit der Unfälle auf den Baustellen der Fifa-WM war bis jetzt niedrig. Im Vergleich zu anderen grossen Bauprojekten auf der Welt.» Einen Beleg dafür gab es allerdings nicht.
Der Weltfussballverband versichert aber: Man verpflichte sich voll und ganz, um die Rechte der Arbeiter bei Fifa-Projekten zu schützen.
Der Staat will die Todesfälle ebenfalls herunterspielen. Katars Regierungspressestelle erklärte auf Anfrage, in dem Emirat lebten mehr als 1,4 Millionen Menschen aus den genannten Ländern. Zu ihnen gehörten Studenten, Ältere und Arbeiter in verschiedenen Industrien.
Weitere Millionen hätten in den vergangenen zehn Jahren in Katar gelebt und seien in die Heimat zurückgekehrt. Von diesen Millionen Menschen sei ein «kleiner Prozentsatz» verschieden, heisst es weiter. Die Sterberate liege in einem Bereich, der für diese Grösse und diese demografische Zusammensetzung zu erwarten sei.