Fussball-Weltmeisterschaft 2022: Über 6500 tote Gastarbeiter

Philip Schären
Philip Schären, DPA

Qatar,

Die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wurde vor zehn Jahren an Katar vergeben. In der Zwischenzeit sind im Rahmen des Projekts Tausende Gastarbeiter gestorben.

Fußball-Weltmeisterschaft 2022 Fifa Infantino
Fifa-Präsident Gianni Infantino (r) und Scheich Hamad bin Khalifa bin Ahmed Al Thani (l), Präsident der Qatar Football Association, unterhalten sich. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Katar wird seit zehn Jahren die Infrastruktur für die WM 2022 errichtet.
  • Zwischen 2011 und 2020 sind mehr als 6500 Gastarbeiter ums Leben gekommen.
  • Die tatsächliche Todesrate dürfte noch weitaus höher liegen.

Vor rund zehn Jahren wurde die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar vergeben. Seither wird immer wieder Kritik an dem Staat, der Fifa und den Organisatoren geübt. Einer der Hauptgründe sind die schlechten Arbeits- und Menschenrechtsbedingungen in dem Land.

Seit Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 6500 tote Gastarbeiter

Auf der Halbinsel wurden innerhalb eines Jahrzehntes Fussball-Stadien, Flughäfen und Hotels aus dem Boden gestampft. Dabei kursierten Bilder und Geschichten von toten Arbeitern in den Medien.

Gianni Infantino
Fifa-Präsident Gianni Infantino bei einem Besuch in Katar, dem Gastgeberland der Fussball-Weltmeisterschaft 2022. - Keystone

Die Fifa liess es bisher kalt. Jetzt setzt der «Guardian» das Ganze in neue Relationen. Über 6500 Gastarbeitende sind in Katar seit der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 gestorben, berichtet die Zeitung.

Diese Zahl ergibt sich aus Anfragen an die Regierungen der Heimatländer der Opfer. Die meisten Verstorbenen stammten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka.

Sollte Katar die WM 2022 entzogen werden?

Hohe Dunkelziffer

«Wir bedauern alle diese Tragödien zutiefst und haben jeden Vorfall untersucht, um sicherzustellen, dass Lehren daraus gezogen wurden. Wir haben in dieser Angelegenheit immer Transparenz gewahrt. Und bestreiten ungenaue Behauptungen über die Anzahl der Arbeiter, die bei unseren Projekten gestorben sind», sagt das Organisationskomitee.

Fussball-Weltmeisterschaft 2022
In Katar wird die Infrastruktur für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 aus dem Boden gestampft. - Keystone

Dabei dürfte die tatsächliche Todesrate noch weitaus über den bisher bekannten 6500 liegen. Der Zeitung zufolge sind keine Angaben zu Arbeitenden von den Philippinen und aus Kenia, die einen hohen Anteil ausmachen, vorhanden.

37 Personen bei Stadion-Bauarbeiten gestorben

Die Todesfälle werden zwar nicht nach Arbeitsort in den Statistiken unterschieden. Für Nick McGeehan, Experte für Arbeitsrecht am Golf, ist aber klar: «Ein sehr grosser Anteil der verstorbenen Gastarbeiter war nur im Land, weil Katar die Vergabe der WM für sich entschied.»

Fussball-Weltmeisterschaft 2022
Die Arbeiten vor der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar sind gefährlich. - Keystone

Bekannt ist, dass 37 Personen im Rahmen der Stadien-Bauarbeiten ums Leben gekommen sind. Aus der Höhe gestürzt, sich stranguliert oder mit Herz-Kreislauf-Versagen zusammengebrochen: So lauten die Todesursachen in diesen Fällen.

Fifa relativiert die Todesfälle

Und was sagt die Fifa dazu? «Die Häufigkeit der Unfälle auf den Baustellen der Fifa-WM war bis jetzt niedrig. Im Vergleich zu anderen grossen Bauprojekten auf der Welt.» Einen Beleg dafür gab es allerdings nicht.

Der Weltfussballverband versichert aber: Man verpflichte sich voll und ganz, um die Rechte der Arbeiter bei Fifa-Projekten zu schützen.

Katar
Über 6500 Gastarbeiter sind in Katar im letzten Jahrzehnt gestorben. - Keystone

Der Staat will die Todesfälle ebenfalls herunterspielen. Katars Regierungspressestelle erklärte auf Anfrage, in dem Emirat lebten mehr als 1,4 Millionen Menschen aus den genannten Ländern. Zu ihnen gehörten Studenten, Ältere und Arbeiter in verschiedenen Industrien.

Weitere Millionen hätten in den vergangenen zehn Jahren in Katar gelebt und seien in die Heimat zurückgekehrt. Von diesen Millionen Menschen sei ein «kleiner Prozentsatz» verschieden, heisst es weiter. Die Sterberate liege in einem Bereich, der für diese Grösse und diese demografische Zusammensetzung zu erwarten sei.

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