Human Rights Watch: Fussball sitzt in Propaganda-Maschine
Der Direktor von Human Rights Watch Deutschland hat den Einfluss autoritärer Staaten durch Sportsponsoring oder Vereinsübernahmen im Fussball massiv kritisiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Sportswashing sei ein Modeausdruck, der dafür genutzt werde, «wenn Sport von autoritären Staaten genutzt wird, um den Ruf aufzupolieren und Missstände zu vertuschen», so Michalski.
«Die Fussball-Vereine und sämtliche Verbände sind so korrupt, dass sie dieses Geld annehmen und sich mit in die Propaganda-Maschine setzen, um aktiv den Ruf der Staaten, die Menschenrechtsvergehen begehen, sauber zu waschen», sagte Wenzel Michalski dem Nachrichtenportal watson.
Sportswashing sei ein Modeausdruck, der dafür genutzt werde, «wenn Sport von autoritären Staaten genutzt wird, um den Ruf aufzupolieren und Missstände zu vertuschen», so Michalski. Jüngstes Beispiel sei die Übernahme des englischen Fussball-Premier-League-Clubs Newcastle United durch den saudischen Staatsfond «Public Investment Fund» (PFI), dem der Kronprinz Mohammed bin Salman vorsitzt.
Mit der massiven Finanzspritze aus Saudi-Arabien kaufte Newcastle bereits im Wintertransferfenster Spieler für insgesamt 102 Millionen Euro. Massiv höhere Summen fliessen seit Jahren bei Manchester City (aus Abu Dhabi) und Paris Saint-Germain (Katar).
«Sportswashing soll nach aussen auf andere Staaten, aber auch nach innen auf die Bevölkerung wirken. Die eigenen Bürger und Bürgerinnen sollen beruhigt werden und es soll gezeigt werden, dass der Staat in der Welt wichtig ist und dass das Land gefeiert wird», sagte Michalski.
In Deutschland verhindert die 50+1-Regel solche Club-Übernahmen. Trotzdem gebe es «Sportswashing», es sei aber noch nicht so ausgeprägt wie in England. «Dennoch gibt es Anzeichen dafür. Und eine wache Fan-Szene, die sich kritisch, lautstark und effektiv zu Rechtsvergehen von Ländern, mit denen die Vereine zu tun haben, äussert», sagte Michalski mit Verweis das Engagement von Qatar-Airways bei FC Bayern München, was Teile der Fanszene ablehnen.