Kommentar: Coronavirus lässt als EM-Option nur eine Absage offen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Uefa beharrt weiterhin auf einer Durchführung der EM 2020 im Sommer.
- Das Konzept mit der Verteilung auf zwölf Länder schadet dem Turnier jedoch zusätzlich.
Geisterspiele, Verschiebungen, Absagen – das Coronavirus bringt die Planung in Europas Fussball-Ligen gehörig durcheinander. Ein geordneter Liga-Betrieb wird bald in keinem europäischen Land mehr möglich sein.
Das ist insbesondere problematisch, als alle Ligen notgedrungen bis zum 12. Juni fertiggespielt sein müssen – denn da beginnt die Europameisterschaft.
Eine EM, die – nach heutigem Stand – in leeren Stadien gespielt würde. Eine EM, zu der die Spieler aufgrund der Reisebeschränkungen nicht oder nur erschwert anreisen können.
Eine EM, die sich selbst damit schadet, dass sie auf zwölf Länder verteilt ist. Denn das Reisen wird aufgrund des Coronavirus in den kommenden Monaten zweifellos nicht einfacher.
Unter den gegebenen Umständen ist eine Europameisterschaft – vor allem die multinationale EM 2020 – schlicht nicht durchführbar.
Die Schweizer Nati etwa müsste in strikter Quarantäne von Italien nach Aserbaidschan reisen, dort spielen und zurückreisen. Kontakt mit den Fans? Keine Chance, man liefe ja Gefahr, sich anzustecken.
Sollte die EM auf 2021 verschoben werden?
Bis zur EM sind es noch genau drei Monate – dann soll in Rom der erste Anpfiff erfolgen. Ist es angesichts der aktuellen Lage überhaupt denkbar, dass Italien in drei Monaten eine Grossveranstaltung ausrichtet? Nein, natürlich nicht!
Wer anderes behauptet, hat die Ernsthaftigkeit der Krise um das Coronavirus noch nicht begriffen.
Super-Sommer statt Geisterspiele wegen Coronavirus
Früher oder später muss auch die Uefa einsehen, dass eine Europameisterschaft im Jahr 2020 unmöglich stattfinden kann.
Je früher man das akzeptiert, desto früher lassen sich Pläne für ein Ausweich-Konzept in Gang bringen. Die Terminkollisionen mit den Fifa-Events im kommenden Sommer sind da nur eine faule Ausrede.
Natürlich ist der Terminkalender für den Sommer 2021 vollgepackt – mit der Frauen-EM und der «neuen» Club-WM. Frauen- und Männer-EM liessen sich problemlos parallel im Juni und Juli austragen. Man könnte dann sogar noch die Euphorie eines Fussball-Super-Sommers nutzen.
Als dessen krönenden Abschluss könnte die Fifa dann im August ihre Club-WM positionieren, und alle wären glücklich.