Super League will Pläne überdenken
Die geplante «Super League» löste heftige Reaktionen aus. Daraufhin gaben die Engländer ihren Rückzug bekannt. Nun wollen die Macher ihre Pläne «überdenken».
Das Wichtigste in Kürze
- Alle englischen Clubs geben ihren Rückzug aus der europäischen «Super League» bekannt.
- Auch Atlético Madrid und der FC Barcelona sollen vor einem Rückzug stehen.
- Die «Super League» gab deshalb bekannt, ihre Pläne «überdenken» zu wollen.
Nach knapp 48 Stunden und einem Proteststurm in der tiefsten Krise des europäischen Fussballs steht die «Super League» schon wieder vor dem Kollaps.
Alle englischen Vertreter haben sich aus der neuen Super League im Fussball zurückgezogen. Nach Manchester City bestätigten auch der FC Liverpool, Manchester United, der FC Arsenal, Tottenham Hotspur und Chelsea diesen Schritt. «Wir haben einen Fehler gemacht, und dafür entschuldigen wir uns», schrieb etwa Arsenal auf Twitter.
As a result of listening to you and the wider football community over recent days we are withdrawing from the proposed Super League.
— Arsenal (@Arsenal) April 20, 2021
We made a mistake, and we apologise for it.
Aktuell bleiben für die Super League offiziell aus Spanien noch Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid sowie aus Italien Inter Mailand, der AC Mailand und Juventus Turin. Doch der FC Barcelona und Atletico Madrid sollen Berichten zufolge ebenfalls schon Rücktrittsschritte eingeleitet haben.
Krisensitzung der Gründungsvereine
Nach dem Rückzug der Engländer gaben die Macher der «Super League» in der Nacht auf Mittwoch bekannt, ihre Pläne zu «überdenken». Das geht aus einer Mitteilung hervor, über die unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP berichtete.
«Angesichts der aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken und dabei stets unser Ziel im Sinn haben, den Fans die bestmögliche Erfahrung zu ermöglichen und dabei die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fussballgemeinschaft zu erhöhen», hiess es demnach.
Der designierte Präsident der «Super League», Florentino Pérez, hatte sich im Vorfeld einer Krisensitzung die am späten Dienstagabend angesetzt wurde, noch zuversichtlich gezeigt. Die Lage der Vereine sei derart schlecht, dass sie gar keine Alternative hätten. Deswegen rechne er auch mit keinem Rückzieher.
Pérez ging in einem Interview noch einen Schritt weiter: «Auch Bayern Münchenn und PSG werden sich uns anschliessen.» Diese erteilten dem Real-Präsidenten jedoch eine klare Absage.
Fanproteste gegen die «Super League»
Die in der Nacht zum Montag verkündeten Pläne für die «Super League» mit zwölf europäischen Spitzenteams sorgte gleich von Beginn weg für scharfe Kritik von Fans, anderen Clubs, Verbänden und Politik.
Am Dienstag hatten beispielsweise mindestens 1000 aufgebrachte Fans vor dem Chelsea-Stadion gegen die geplante Super League protestiert. Die Anhänger verschiedener Vereine kamen ungeachtet ihrer Rivalitäten zum Stadion an der Stamford Bridge zusammen, wo die Blues um Teammanager Thomas Tuchel am Abend auf Brighton & Hove Albion trafen.
Schilder mit Aufschriften wie «Ruhe in Frieden Fussball 1863 - 2021» und «Von den Armen geschaffen, von den Reichen gestohlen» waren auf den Schildern zu lesen, die die Fans hoch hielten.
Ähnliche Proteste gab es einen Tag zuvor, beim Heimspiel von Liverpool. Am Stadion an der Anfield Road gab es Banner von Reds-Anhängern gegen die Pläne. Dort hiess es «Schande über euch» und «Ruhe in Frieden LFC (Liverpool FC) 1892 - 2021».
Ed Woodward tritt bei Manchester United zurück
Bei Manchester United sorgten die Pläne für die «Super League» sogar für einen Abgang. Ed Woodward tritt Ende 2021 als Vorsitzender von Manchester United zurück, wie «BBC» berichtet.
Der Schritt folgte auf die heftigen Fanprotesten wegen der führenden Rolle des Klubs bei der Gründung der geplanten neuen Liga. Interessant: Die amerikanischen Klubbesitzer der Glazer-Familie sollen auf das Projekt gedrängt haben, das in der Grossbank JP Morgan einen US-Hauptgeldgeber hat.
Der BBC-Sport-Experte Simon Stone relativiert den Rücktritt des Vorsitzenden allerdings. «Woodward hatte ohnehin vor, zum Ende des Jahres zu gehen», so Stone.