Nach Quali-Blamage: Medien prügeln auf Italiens Fussball ein
Die italienische Fussballmannschaft verpasst die WM 2022. Die heimischen Medien holen zum Rundumschlag gegen den italienischen Fussball und dessen Kultur aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Italienische Medien gehen mit ihrer Nationalmannschaft hart ins Gericht.
- Die Squadra Azzurra schied gegen ein Land aus, «von dessen Existenz viele nichts wussten».
- Trainer Mancini war zu enttäuscht, um über seine Zukunft zu sprechen.
Noch keine zwölf Monate sind es her, da war die italienische Fussballwelt noch in Ordnung: Die Squadra Azzura schlägt im Wembley Gastgeber England und krönt sich zum Europameister. Die Wiedergutmachung für die verpasste WM 2018 war gelungen. Doch heute, 258 Tage später, ist das alles nichts mehr wert: Italien wiederholt die Blamage und verpasst auch die WM 2022.
«Ein desaströses Abschneiden», «Sportdrama für Italien», «ein Albtraum», «ein Schock für eine ganze Nation» titeln italienische Medien. Der «Corriere della Sera» schreibt von einer Katastrophe: «Ausgelöscht von einer Nation, von deren Existenz viele nichts wussten». Die 0:1-Niederlage gegen Nordmazedonien, Rang 67 in der Fifa-Weltrangliste, hat Italien erschüttert.
Der italienische Fussball habe den niedrigsten Stand aller Zeiten erreicht, so der «Corriere della Sera». Die Niederlagen gegen Südkorea 2002 und Nordkorea 1966 sowie die «desaströsen Weltmeisterschaften» in Südafrika und Brasilien seien weniger schlimm.
Die Zeitung greift nicht nur die Nationalmannschaft an: Alle italienischen Clubs seien im Achtelfinal der Champions League ausgeschieden. Der Serie-A-Meister Inter könnte in England nicht um die Spitzenplätze mitspielen. Auch die hohen Spielergehälter, die vielen Legionäre in der Serie A und die fehlende Kultur werden angeprangert. Das Fazit des «Corriere della Sera»: «Der gesamte italienische Fussball muss überdacht werden.»
Nicht weniger schockiert zeigt sich die «Gazzetta dello Sport»: «Auf Wiedersehen Welt, auf Wiedersehen Europäer, auf Wiedersehen alles», schreibt sie. Die Squadra Azzurra hätte es nicht verdient, an der WM 2022 teilzunehmen. «Italien ist nicht mehr da.»
Trainer Roberto Mancini spricht nach dem Spiel von der «grössten Enttäuschung». Aktuell sei er zu enttäuscht, um über seine Zukunft zu denken, er wisse nicht, wie sie aussehe. «Zuerst müssen wir etwas Zeit verstreichen lassen. Aber die Mannschaft hat gute Spieler und eine grosse Zukunft.»