Rassismus-Skandal: Die UEFA hat den eigenen Laden nicht im Griff
Seit Jahren kämpft die UEFA erbittert gegen Rassismus im Fussball. In Paris untergräbt jetzt ausgerechnet ein Schiedsrichter diese Bemühungen. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der vierte Offizielle beleidigt Basaksehir-Co-Trainer Pierre Webo in der CL rassistisch.
- Die Szene führt zum Spielabbruch – und ist für die UEFA besonders schmerzvoll.
- Die kämpft seit Jahren gegen Rassismus – zumindest nach aussen.
Es ist ein Skandal, der die Fussball-Welt am Dienstagabend nach Paris blicken lässt. Keine 20 Minuten sind zwischen PSG und Basaksehir gespielt, da kommt es zum Eklat.
Der vierte Offizielle Sebastian Colţescu, ein Rumäne, beschimpft den Istanbul-Co-Trainer Pierre Webo rassistisch.
Es folgt eine heftige verbale Auseinandersetzung, ehe die Spieler beider Teams den Platz verlassen.
Die Partie wird abgebrochen und soll am Mittwochabend fortgesetzt werden. Dann natürlich mit einem neuen Schiedsrichtergespann.
Die UEFA ist der grosse Verlierer
Der europäische Verband setzt sich seit Jahren nach Kräften gegen Rassismus im Fussball ein. Die «Equal-Game»-Kampagne ist auch in der Champions League überall zu sehen.
In ihrer Aussenwirkung präsentiert sich die UEFA vorbildlich. Die Bemühungen des Verbandes sind omnipräsent.
Aber offensichtlich vergebens, wenn selbst ein UEFA-Schiedsrichter sie so öffentlich, so hörbar ignoriert.
Die Situation offenbart: Die UEFA hat ihren eigenen Laden nicht im Griff!
Die Unparteiischen sind die Repräsentanten des Fussballverbandes auf den Plätzen in ganz Europa. Und die Champions League ist die grösste Bühne, die es in diesem Sport gibt. Es ist untragbar, dass sich ein Offizieller auf dieser Bühne so etwas leistet.
Twitter-Lektion von Erdogan
Der Vorfall soll eingehend untersucht werden. Das ist bitter nötig, will man verhindern, dass das eigene Image im Kampf gegen Rassismus schweren Schaden nimmt.
Und der Verband ist gut beraten, die richtigen Lehren und Konsequenzen aus dem Eklat zu ziehen.
Sonst lässt man zu, dass die allgegenwärtigen Kampagnen zu bitterer Ironie verkommen.
Für den Gipfel dieser Ironie sorgte am Dienstagabend kein anderer als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
«Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen», twitterte er.
Ein Diktator, der Minderheiten bedrängt und Kritiker wegsperren lässt, belehrt die UEFA über Diskriminierung. Das muss besonders wehtun.