Schweizer Nati der Frauen: Befreit gegen den klaren Favoriten
Nach defensiv disziplinieren Leistungen in der Gruppenphase bestreitet die Schweiz am Samstag den Achtelfinal gegen Spanien. Der Plan ist klar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz erreicht nach einer starken Gruppenphase an der Frauen-WM die K.-o.-Runde.
- Das Team von Trainerin Grings spielt am Samstag im Achtelfinal gegen Spanien.
Wer im Vorfeld der WM das Turnier einmal «durchgespielt» hatte, sah schnell: Ein Achtelfinal Schweiz – Spanien ist wahrscheinlich. Nur dürften die Gruppenplätze in den meisten Prophezeiungen getauscht gewesen sein, mit der Schweiz als Gruppenzweite und Spanien als Gruppensieger.
Dass es nun umgekehrt ist, ändert nichts an der Ausgangslage: Die Schweiz ist der klare Aussenseiter in diesem Duell. Das ist auch den Schweizerinnen bewusst, mehrere von ihnen sind oder waren bis vor kurzem in der spanischen Liga engagiert.
Zum Beispiel die Rekordspielerin Ana Maria Crnogorcevic, die im Juni mit Barcelona den Titel in der Champions League gewonnen hat. Die 32-Jährige wurde gefragt, welchen Gegner sie sich im Achtelfinal wünsche. Ihre Antwort, ohne zu zögern, lautete «Japan». Denn sie weiss wie keine andere um die spielerischen Qualitäten der Spanierinnen, viele davon sind ihre Teamkolleginnen.
Der starke Auftritt der Asiatinnen, die am Tag darauf Spanien gleich mit 4:0 besiegten, machte ihr dann aber auch Eindruck. «Sie haben den Spanierinnen mit einer guten Defensivstruktur und starkem Umschaltspiel das Leben schwer gemacht», hielt Crnogorcevic fest. Ein Rezept, das nun auch die Schweizerinnen anwenden wollen.
Schweizerinnen ohne Gegentor in der Gruppenphase
Die Voraussetzungen dafür sind zumindest zur Hälfte gegeben. Auch die Schweizerinnen rund um Torhüterin Gaëlle Thalmann überzeugten bisher in der Abwehr. Wie Japan (und Jamaika) haben sie in der Vorrunde kein Gegentor zugelassen. Dass es dabei auch einige Szenen gab, bei denen das Team von Inka Grings etwas Glück beanspruchte, ist klar.
Das Umschaltspiel dagegen liess bisher noch zu wünschen übrig. Beide Tore wurden im Startspiel gegen die Philippinen erzielt. Eines fiel eines aus dem Spiel heraus, das andere per Penalty.
Gegen Norwegen und besonders im letzten Spiel gegen Neuseeland waren offensive Aktionen selten. Wenn die Schweizerinnen das Mittelfeld mal überwunden hatten, fehlten am und im Strafraum die zündenden Ideen.
Darauf angesprochen, verteidigte Stürmerin Ramona Bachmann die Offensivabteilung. «Wir hatten ein klares Ziel, eine klare Strategie. Und die ist aufgegangen.»
Steigerung gegen Spanien nötig
Trotzdem dürfte auch ihr bewusst sein, dass gegen Spanien eine Steigerung zwingend ist. Ausser man möchte sich über 120 Minuten mit einem defensiven Bollwerk ins Penaltyschiessen retten. Dass sie dies beherrschen, zeigten die Schweizerinnen zuletzt, als sie sich 2021 im Playoff das EM-Ticket sicherten.
Mit einem Coup gegen Spanien würden die Schweizerinnen bei ihrer zweiten WM-Teilnahme das Abschneiden von 2015 toppen. Damals gab es eine 0:1-Niederlage im Achtelfinal gegen Kanada.
Und die bereits guten TV-Einschaltquoten wahrscheinlich weiter in die Höhe treiben. Die steigende Aufmerksamkeit ist nicht zuletzt im Hinblick auf die Heim-EM in zwei Jahren wertvoll. Im WM-Viertelfinal käme es dann zum Duell mit dem Sieger zwischen den Niederlanden und Südafrika, die am Sonntag spielen.
Die bisherigen Auftritte an der WM in Australien und Neuseeland stimmten zwar nur verhalten positiv. Jedoch können die Schweizerinnen, nachdem sie mit der Qualifikation für die Achtelfinals das offizielle Ziel erreicht haben, nun befreiter aufspielen.