Schwierige Vereinssuche für Götze - «Kleine Brötchen backen»
Mario Götze steht vor seinem Abschied aus Dortmund. Der WM-Held von 2014 ist beim Revierclub nur noch zweite Wahl. Obwohl er ablösefrei zu haben ist, hält sich das Interesse in Grenzen. Die Zeiten, in denen Vertreter namhafter Clubs Schlange standen, scheinen vorbei.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Twitter zählt Mario Götze noch immer mehr Follower als sein Verein, in sportlicher Hinsicht hat er jedoch mehr und mehr an Bedeutung verloren.
Die Tage des deutschen WM-Helden von 2014 bei Borussia Dortmund scheinen gezählt.
Im Bundesliga-Topspiel zwischen dem Tabellenzweiten und seinem ehemaligen Verein FC Bayern, das ohne die Coronavirus-Krise am Samstag stattgefunden und möglicherweise für eine Vorentscheidung im Titelkampf gesorgt hätte, wäre der Edelreservist wohl nur als Nebendarsteller aufgetreten - wie so oft in den vergangenen Monaten.
Götzes Suche nach einem neuen Verein gilt als knifflig und wird durch die momentane Unsicherheit auf dem Transfermarkt zusätzlich erschwert. Für die Fachwelt scheint es kaum vorstellbar, dass der 27-Jährige noch auf dem Wunschzettel namhafter Clubs steht. «Ein Spieler am Ende des Vertrages, nehmen wir zum Beispiel Mario Götze her, wird sich schwer tun, wieder auf die alten Zahlen zu kommen», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff der «Gazzetta dello Sport». «Ich gehe davon aus, dass die Spitzenvereine nicht auf Mario Götze warten. Ich glaube, er muss kleine Brötchen backen - sowohl vom Verein als auch vom Gehalt», kommentierte der Weltmeister von 1990 und heutige TV-Experte Lothar Mattäus in einem Sky-Podcast.
Ähnlich wie Matthäus sieht auch Michael Rummenigge die Zukunft von Götze, der zusammen mit seiner Ehefrau Ann-Kathrin das erste Kind erwartet, eher bei Vereinen «der Kategorie B»: «Ich denke da an Clubs der Grössenordnung Everton, West Ham oder italienische Mittelklasse-Vereine. In der Bundesliga könnte er zu Borussia Mönchengladbach passen oder nach Leverkusen», schrieb der ehemalige Münchner und Dortmunder Profi in einer Kolumne für den «Sportbuzzer».
An einen Verbleib von Götze beim BVB über das Vertragsende in diesem Sommer hinaus glauben die wenigsten. Schliesslich hat Trainer Lucien Favre den Edeltechniker in dieser Saison noch seltener eingesetzt als in der vergangenen Spielzeit. Zudem verlaufen die Verhandlungen mit dem BVB über eine Verlängerung der Zusammenarbeit seit Monaten erfolglos. Das Problem: Götze steht in der Gehaltsliste weiter oben, als es seine sportliche Bedeutung für das Team widerspiegelt. Doch eine von der Vereinsspitze geplante deutliche Gehaltskürzung will er dem Vernehmen nach nicht hinnehmen.
Sein Niveau als Spitzenverdiener könnte mit ein Grund dafür sein, warum sich das Interesse an Götze in Grenzen zu halten scheint, obwohl er ablösefrei zu haben wäre. Medienberichte, wonach Ligakonkurrent Leverkusen über eine Verpflichtung nachdenkt, wurden von Bayer-Sportchef Simon Rolfes umgehend dementiert: «Mario Götze ist ein guter Spieler. Aber er ist bei uns kein Thema.»
Zuvor hatte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz bestätigt, dass sich der ehemalige Berliner Coach Jürgen Klinsmann in seiner nur elfwöchigen Amtszeit um einen Wechsel von Götze bemüht hatte: «Ich habe da aber keine Rückmeldung bekommen. Ich glaube, bei Mario Götze war es so, dass er ihn schlichtweg nicht ans Telefon bekommen hat.»
Nach Einschätzung von Matthäus könnte sich ein Vereinswechsel positiv auf die Leistungen von Götze auswirken: «Ich wünsche ihm, dass er wieder zurückkommt. Aber dazu braucht er Vertrauen eines Vereins, Vertrauen eines Trainers und Vertrauen in sich selbst. Wenn er das hinbekommt, kann er auch wieder angreifen.»
Michael Rummenigge empfahl Götze, sich aufgrund verloren gegangener Schnelligkeit wieder «mehr als Regisseur» zu versuchen und weniger an Geld zu denken. «Es könnte an einer finanziellen Übersättigung liegen. Da ist man vielleicht nicht mehr so bereit, sich zu quälen», mutmasste Rummenigge. «Mario muss jetzt kapieren, dass es an ihm selbst liegt, seine Karriere zu retten und zu einem versöhnlichen Ende zu bringen.» Der Bruder des Bayern-Chefs Karl-Heinz Rummenigge gab Götze darüber hinaus den Tipp, «diesen ganzen Mist in den sozialen Netzwerken» zu lassen und sich allein auf den Sport zu konzentrieren: «Wenn ich ihn manchmal bei Instagram sehe, frage ich mich, ob das noch ein Fussballer ist oder eher ein Show-Talent.»