Stille auf der Piazza: Juve feiert nur in der Kabine

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Italien,

Zünftig gefeiert wurde nur in der Kabine. Nach der neunten Meisterschaft von Juventus in Serie bleibt es auf den Strassen Turins ruhig. Cristiano Ronaldo wendet sich mit emotionalen Worten an die Fans.

Cristiano Ronaldo (2.v.r) trifft gegen Genua zum 1:0. Foto: Federico Tardito/XinHua/dpa
Cristiano Ronaldo (2.v.r) trifft gegen Genua zum 1:0. Foto: Federico Tardito/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Superstar Cristiano Ronaldo tanzte ausgelassen in Badelatschen, Trainer Maurizio Sarri liess eine Rasierschaum-Dusche über sich ergehen, Paulo Dybala spritzte Champagner quer durch die Kabine: Nach dem neunten Scudetto in Serie liessen es die Stars von Juventus Turin gewaltig krachen.

Es war ein massiver Kontrast zu den eigenen Fans, von denen gerade mal einige Dutzend die Meisterschaft gegen Mitternacht auf der Piazza San Carlo feierten.

«Dieser Titel ist für alle Juventus-Fans, besonders für die, die in der Pandemie leiden und gelitten haben. Euer Mut, eure Einstellung und eure Entschlossenheit war die Stärke, die wir in dem engen Finale der Meisterschaft gebraucht haben», teilte Cristiano Ronaldo nach dem 2:0 gegen Sampdoria Genua über die sozialen Medien mit. «Dieser Titel ist für ganz Italien. Ich umarme euch alle.» Seit Februar sind in der Region Piemont 4100 Corona-Tote registriert worden, im ganzen Land sind es offiziell gut 35 100. Der Schock darüber sitzt tief, auch wenn die Situation inzwischen unter Kontrolle und teils besser als in Deutschland ist.

Auch wenn es in Turin öffentlich laut örtlichen Medien nur einen «Hauch von Feier» gab und die Geisterspiele die Fans emotional nicht wirklich gepackt haben, so soll die am kommenden Wochenende zu Ende gehende Saison wenigstens für ein bisschen Normalität in dem gebeutelten Land sorgen. Die Zeitung «La Repubblica» schrieb dennoch vom «unnormalsten Meistertitel», und Nationalspieler Leonardo Bonucci meinte: «Das ist der schönste Titel, weil es der schwierigste war.»

Für Ronaldo war es die zweite Meisterschaft mit Juve, er untermauerte, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Gegen Sampdoria schoss der Europameister von 2016 sein 31. Tor im 32. Spiel. Ronaldo hat damit fast die Hälfte aller 75 Juventus-Tore erzielt und war ausschlaggebend dafür, dass die stärker werdende Konkurrenz von Inter Mailand, Atalanta Bergamo und Lazio Rom auf Distanz gehalten wurde.

Hundertprozentig zufrieden war der 35-Jährige aber trotzdem nicht. Zwar hatte er auch Anteil am 2:0, als sein abgewehrter Schuss zur Vorlage für Federico Bernardeschi (67.) wurde - aber er verschoss in der 89. Minute auch einen Foulelfmeter und verpasste eine sehr gute Gelegenheit auf Saisontor 32. Somit bleibt ihm in der Torjägerliste derzeit nur Rang zwei hinter Ciro Immobile, der nach einem Dreierpack für Lazio inzwischen auf 34 Treffer kommt.

Für Juve-Trainer Sarri war der Titel eine Genugtuung mit Blick auf die oft schnell aufkeimende Kritik an ihm. Der 61-Jährige kommentierte die Entscheidung in der Meisterschaft zwei Spieltage vor dem Ende gewohnt sarkastisch: «Wenn du mit mir gewinnst, musst du stark sein.» Den Unterschied machten laut Sarri die Schlüsselspieler Dybala und Ronaldo. Dybala musste gegen Genua zwar zur Halbzeit verletzt raus, machte bei der Scudetto-Party in den Katakomben aber einen fidelen Eindruck. Am Montag teilte Juve mit, dass sich Dybala nicht ernster verletzt habe und in der kommenden Woche in der Champions League gegen Olympique Lyon wohl wieder einsatzfähig sei.

Schon vor dem entscheidenden Sieg gegen Samp war Ronaldo von vielen Medien als Held der Saison gewürdigt worden. Die «Gazzetta dello Sport» beschrieb den Portugiesen vergangene Woche anerkennend als Sportler mit «bestialischen» Körperbau und einem aussergewöhnlichen Kopf. Er sei fast ein «Übernatürlicher». «Ausser Talent braucht es Muskeln und Gehirn, um immer an der Spitze zu sein.» Und sogar jetzt, als nach der Corona-Pause in Italien alle drei Tage gespielt wurde, sei bei ihm die Energie nie knapp geworden.

Die Konkurrenz kommt Juve zwar näher, aber richtig gefährlich wird sie der «Alten Dame» noch nicht. Um das zu ändern, schmieden sie in Mailand bei Inter angeblich einen besonderen Plan. Der Club im Besitz der chinesischen Suning-Gruppe will Lionel Messi in die lombardische Hauptstadt locken. Die Gerüchte wurden schnell dementiert. Doch gerade für Ronaldo dürfte ein Wiedersehen mit seinem ewigen Rivalen einen besonderen Reiz ausmachen.

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