Der BVB trauert um vergebene Meisterchance

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Auch am Tag danach sitzt der Schock bei Borussia Dortmund noch tief. Die geplante Mega-Party mit Autokorso wird durch ein Mannschaftstreffen ersetzt.

BVB-Spieler Jude Bellingham sitzt nach einer Mannschaftssitzung am Rande des Trainingsgeländes im Auto.
BVB-Spieler Jude Bellingham sitzt nach einer Mannschaftssitzung am Rande des Trainingsgeländes im Auto. - Bernd Thissen/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Statt 300.000 Fans rund um den Borsigplatz warteten 100 Unentwegte am Trainingsgelände auf die Dortmunder Mannschaft.

Am Tag nach dem dramatischen Ausgang der Meisterschaft startete die Aufarbeitung des Titel-Traumas mit einem Saisonabschlusstreffen des Revierclubs.

Um 10.43 Uhr fuhr Kapitän Marco Reus vor. Erst am Ende der rund 50-minütigen Besprechung im Beisein der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Carsten Cramer sowie Sportdirektor Sebastian Kehl schrieben Spieler wie Mats Hummels und Jude Bellingham und Trainer Edin Terzic geduldig Autogramme. Äussern wollten sich jedoch kein Profi.

Dafür sprach Watzke. «Es schmerzt sehr. Ich mache diesen Job schon lange, aber gestern hat es sich noch schlimmer angefühlt als das verlorene Champions-League-Finale 2013», sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung dem «Kicker» mit Blick auf das damalige Endspiel gegen den FC Bayern München (1:2).

Der Schock steckte den Dortmundern auch nach einer Nacht mit wenig Schlag noch tief in den Knochen. «Dieser Spieltag wird uns sehr lange wehtun», hatte Trainer Terzic nach dem 2:2 gegen den FSV Mainz 05 gesagt. Bei einem Sieg hätte der BVB den Titel sicher gehabt, so jubelte wieder der grosse Rivale aus dem Süden.

Dortmund will wieder angreifen

Tränen: Die Bilder des 27. Mai 2023 wird in Dortmund so schnell niemand vergessen. Als feststand, dass die Borussia erneut gescheitert war, brachen Spieler und Fans in Tränen aus. Der gebürtige Dortmunder Reus sass minutenlang auf dem Boden. Trainer Edin Terzic weinte vor der Südtribüne, auf der er früher selbst den BVB angefeuert hatte. Die Dortmunder Fans feierten ihn mit Sprechchören. Der 40-Jährige trägt die Borussia im Herzen, hat das Zeug zum Kult-Coach à la Jürgen Klopp. Bei aller Trauer über die verpasste Mega-Chance kündigte Terzic schon den nächsten Titel-Angriff an.

Motivation: «Dass der Weg zum Erfolg oft steinig, oft hart, oft sehr lang ist: Das ist uns allen bewusst», sagte Terzic. «Das heute gehört ab sofort auch zu unserem Weg. Egal, wie gross der Schmerz heute ist, er wird die Motivation für morgen sein.» Terzic ergänzte: «Wir werden uns aufrichten, wir werden die richtigen Schlüsse ziehen, wir werden auch diesen Tag heute verarbeiten und dann wird dieser Weg, den wir eingeschlagen haben, eines Tages belohnt.»

Watzke äusserte sich ähnlich: «Die Fans haben uns so grossartig unterstützt, uns so viel Support gegeben, selbst nach dem Spiel, mitten in diesem Schmerz», sagte der 63-Jährige. «Das muss eine Verpflichtung sein, jetzt weiterzumachen. Der BVB ist ein Verein, der sich von so etwas schnell erholt. Wir sind im Ruhrgebiet dazu verdammt, immer wieder aufzustehen.»

Schock verarbeiten, Probleme beheben, Lücken füllen

Verarbeitung: Dafür muss der Schock aber zunächst verarbeitet werden. «Das sind die Momente, die jeder mit nach Hause nimmt, die jeder mit seiner Familie durchlebt, jeder mit seiner Frau durchlebt. Das wird ein bisschen brauchen», sagte Sportdirektor Kehl.

Zudem gibt es auch sportlich einige Ansatzpunkte, die es zu verbessern gilt. Gleich dreimal gelang der Sprung an die Tabellenspitze, dreimal ging sie direkt am nächsten Spieltag wieder verloren. Zudem offenbarte die BVB-Abwehr nicht nur gegen Mainz grosse Lücken. Von den vier für die Champions League qualifizierten Clubs kassierte der BVB die meisten Gegentore (44). Die Anfälligkeit bei Flanken und Kontern war alarmierend. Im Spiel nach vorn fehlten lange Kreativität und Durchsetzungsvermögen. Sollte Schlüsselspieler und Mittelfeldstratege Bellingham den Club verlassen, käme auf die Verantwortlichen zudem die grosse Aufgabe zu, die riesige Lücke zu füllen, die der Engländer hinterlassen würde.

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