WM 2022 – «One Love»-Zoff zeigt: Die FIFA kann machen, was sie will
Nur kurz dachten die nationalen Verbände daran, sich an der WM 2022 gegen die FIFA zu stellen. Am Ende sitzt der Weltverband am längeren Hebel. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FIFA schlägt den leisen Widerstand einiger europäischer Verbände nieder.
- Die «One Love»-Captainbinden werden an der WM 2022 nicht zum Einsatz kommen.
- Der Rückzieher bestärkt die FIFA in ihrer absoluten Macht. Ein Kommentar.
Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein: Grosse Verbände wie England, Deutschland oder die Niederlande wollten sich gegen die FIFA auflehnen. Ein stummer Protest, in Form einer speziellen Captain-Binde.
Am Montag hätte das «One Love»-Armband bei Englands Captain Harry Kane erstmals auflaufen sollen. Doch die FIFA macht Druck, und die Verbände machen einen Rückzieher. Nichts wird es mit dem Aufstehen für Menschenrechte, für Gleichberechtigung.
Die FIFA kann machen, was sie will
Man hätte sträflich naiv sein müssen, um zu glauben, dass Gianni Infantinos Fussball-Weltverband diesen kleinen Widerstand geduldet hätte. Dass die grossen Verbände – und auch die Schweiz – sich nun beugen, ist trotzdem eine Enttäuschung.
Das «One Love»-Armband wäre nicht nur ein Symbol für Menschenrechte gewesen, sondern auch ein Warnschuss an die FIFA. Ein kleines, aber deutliches «Wir lassen nicht alles mit uns machen» hätte dem Weltverband nicht geschadet.
Stattdessen geben die Verbände klein bei und signalisieren der FIFA damit, dass ihre Macht absolut ist. Widerstand ist zwecklos, der Weltverband sitzt am längeren Hebel.
An der WM 2022 gibt's nur leere Phrasen
Natürlich hätte es Strafen gegeben – Geldbussen, womöglich sogar Sperren. Alles aber kein Vergleich zu dem Schaden, den die WM 2022 der Glaubwürdigkeit des Fussballs zufügt.
Jetzt werden an der Wüsten-Weltmeisterschaft eben die FIFA-Botschaften auf den Armen getragen. Dass die mehr sind als leere Phrasen, glaubt wohl nicht einmal Infantino selbst.