AS Monaco: Der tiefe Fall vom Meister zum Abstiegskandidaten
2017 feiert die AS Monaco die französische Meisterschaft. Knapp zweieinhalb Jahre später kämpft der Club aus dem Fürstentum gegen den Abstieg. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die AS Monaco kämpft in der Ligue 1 erneut gegen den Abstieg.
- Der Meister von 2017 ist in den letzten zweieinhalb Jahren regelrecht abgestürzt.
- Die Gründe für den tiefen Fall finden sich in Transferpolitik und Management-Entscheiden.
2017 ist die AS Monaco im europäischen Fussballgeschäft in aller Munde. Der Klub aus dem Fürstentum zieht mit einer jungen Truppe in den Halbfinal der Champions League ein. Und scheitert dort nur knapp an Juventus Turin.
In der gleichen Saison holen die Monegassen mit Trainer Leonardo Jardim den Titel in der Ligue 1. Damit werden sie zwischen 2012 und 2019 zum einzigen französischen Meister, der nicht PSG heisst.
Monaco gilt als europaweites Beispiel für eine starke Transferpolitik. Der Verein bringt Spieler wie Kylian Mbappé, Bernardo Silva, oder Joao Moutinho gross raus.
Zweieinhalb Jahre später kämpft die AS Monaco gegen den Abstieg aus der Ligue 1. Dies nachdem dieser bereits in der letzten Saison nur haarscharf verhindert werden konnte. Der Kader von Trainer Jardim ist gespickt mit riesigen Talenten wie Geubbels, Pellegri, Sylla oder Henrichs.
Doch ihnen will der nötige Entwicklungssprung einfach nicht gelingen. Heute gilt Monaco als europaweites Beispiel für eine missglückte Transferpolitik. Was ist passiert?
Unglaubliche Transfererlöse
Der Ursprung liegt einerseits in der Transferpolitik ab Sommer 2017. Die AS Monaco verkauft ihr Tafelsilber für horrende Summen. Namentlich Mbappé (180 Millionen), Benjamin Mendy (57 Millionen) oder Bernardo Silva (50 Millionen) spülen viel Geld in die Kriegskasse. Sie reissen aber auch grosse sportliche Löcher auf.
Doch dies ist Teil der Strategie, die von vielen Klubs ausserhalb der absoluten Weltspitze verfolgt wird. Junge Spieler werden verpflichtet, in einem Korsett aus erfahrenen Spielern weiterentwickelt. Und dann teuer an die Topklubs weiterverkauft. In diesem Beispiel sind dies PSG und Manchester City.
Talent-Shopping à la Monaco
Mit der prallgefüllten Brieftasche begibt sich Monaco anschliessend auf die Suche nach neuen Rohdiamanten. Und kann sich, den Einnahmen sei Dank, im obersten Regal bedienen.
Pietro Pellegri (20 Millionen), Youri Tielemans (26 Millionen), Aleksandr Golovin (30 Millionen) oder Willem Geubbels (20 Millionen). Das sind nur einige prominente Beispiele aus den vergangenen beiden Transfersommern.
Doch auch das grösste Talent der Welt kann sich nur in einem funktionierenden Team-Konstrukt weiterentwickeln. Dieses Konstrukt wird im Fürstentum jedoch zunehmend labiler.
Zwar resultiert in der Saison 2017/18 noch die Vizemeisterschaft. Doch spätestens ab Sommer 2018 bricht das Gebilde endgültig zusammen.
Erfolglose Trainer-Rochade bei der AS Monaco
Nach einem Fehlstart in die Saison 2018/19 muss Trainer Jardim im Oktober seinen Stuhl räumen. Es folgt Thierry Henry. Einst Weltklassestürmer, danach Assistent bei Belgiens-Naticoach Roberto Martinez.
Doch auch der Franzose kann das Ruder bei der AS Monaco nicht herumreissen. In zwanzig Spielen gelingen ihm nur fünf Siege.
Nach 103 Tagen muss er wieder gehen, für ihn kehrt Jardim an die Linie zurück. Unter dem Portugiesen gelingt immerhin der Klassenerhalt, mit zwei Punkten Vorsprung vor Dijon.
Sportliche Kompetenz im Management schwindet
Der Trainerwechsel ist nicht der einzige Rohrkrepierer auf Management-Basis, wo der Niedergang ebenfalls gründet. Mit Luis Campos verliert der Klub schon 2016 seinen Technischen Direktor an Lille (mittlerweile Vizemeister).
Mit dem Portugiesen geht auch die sportliche Versicherung von Klub-Besitzer Dmitri Rybolovlev. Vize-Präsident Vadim Vasilyev muss Anfang diesen Jahres nach der «Jardim-Henry-Jardim-Rochade» den Hut nehmen. Übrigens genauso wie Campos-Nachfolger Michael Emenalo Ende der letzten Saison.
Strategiewechsel geht bislang nicht auf
Neuer Vize-Präsident und CEO wird Oleg Petrov, die Rolle des technischen Direktors bleibt vakant. Damit fehlt im Fürstentum einiges an sportlicher Kompetenz und es folgt eine Anpassung der Transferstrategie.
Weil erfahrene Spieler wie Fabregas, Naldo oder Glik das Team nicht stabilisiert haben, sollen teure Routiniers dieses Vakuum füllen.
Doch weder Wissam Ben Yedder (29, 40 Millionen), noch Islam Slimani (31, leihweise) können die Mannschaft bislang weiterbringen. Goalie Benjamin Lecomte (28, 13,5 Millionen) ist neben Danijel Subasic, Diego Benaglio und Seydou Sy der vierte Torhüter im Kader.
Das Resultat: Eine wild-zusammengekaufte Mannschaft ohne Automatismen, in denen die vermeintlichen Leistungsträger enttäuschen. Und die teuren Talente stagnieren.