AS Monaco: Der tiefe Fall vom Meister zum Abstiegskandidaten

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen

Monaco,

2017 feiert die AS Monaco die französische Meisterschaft. Knapp zweieinhalb Jahre später kämpft der Club aus dem Fürstentum gegen den Abstieg. Eine Analyse.

AS Monaco
Jubelnde Spieler der AS Monaco sind in dieser Saison eine Seltenheit. Hier feiern die Monegassen einen Treffer gegen Marseille. Das Spiel Mitte September geht trotz 2:0-Führung noch mit 3:4 verloren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die AS Monaco kämpft in der Ligue 1 erneut gegen den Abstieg.
  • Der Meister von 2017 ist in den letzten zweieinhalb Jahren regelrecht abgestürzt.
  • Die Gründe für den tiefen Fall finden sich in Transferpolitik und Management-Entscheiden.

2017 ist die AS Monaco im europäischen Fussballgeschäft in aller Munde. Der Klub aus dem Fürstentum zieht mit einer jungen Truppe in den Halbfinal der Champions League ein. Und scheitert dort nur knapp an Juventus Turin.

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Die AS Monaco vor dem CL-Halbfinal 2017 gegen Juventus Turin. - Keystone

In der gleichen Saison holen die Monegassen mit Trainer Leonardo Jardim den Titel in der Ligue 1. Damit werden sie zwischen 2012 und 2019 zum einzigen französischen Meister, der nicht PSG heisst.

Monaco gilt als europaweites Beispiel für eine starke Transferpolitik. Der Verein bringt Spieler wie Kylian Mbappé, Bernardo Silva, oder Joao Moutinho gross raus.

Zweieinhalb Jahre später kämpft die AS Monaco gegen den Abstieg aus der Ligue 1. Dies nachdem dieser bereits in der letzten Saison nur haarscharf verhindert werden konnte. Der Kader von Trainer Jardim ist gespickt mit riesigen Talenten wie Geubbels, Pellegri, Sylla oder Henrichs.

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Für das französische Talent Willem Geubbels (18) bezahlte die AS Monaco 20 Millionen Euro. - twitter/@asm

Doch ihnen will der nötige Entwicklungssprung einfach nicht gelingen. Heute gilt Monaco als europaweites Beispiel für eine missglückte Transferpolitik. Was ist passiert?

Unglaubliche Transfererlöse

Der Ursprung liegt einerseits in der Transferpolitik ab Sommer 2017. Die AS Monaco verkauft ihr Tafelsilber für horrende Summen. Namentlich Mbappé (180 Millionen), Benjamin Mendy (57 Millionen) oder Bernardo Silva (50 Millionen) spülen viel Geld in die Kriegskasse. Sie reissen aber auch grosse sportliche Löcher auf.

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Allein für Kylian Mbappé kassiert die AS Monaco 180 Millionen Euro. - Keystone

Doch dies ist Teil der Strategie, die von vielen Klubs ausserhalb der absoluten Weltspitze verfolgt wird. Junge Spieler werden verpflichtet, in einem Korsett aus erfahrenen Spielern weiterentwickelt. Und dann teuer an die Topklubs weiterverkauft. In diesem Beispiel sind dies PSG und Manchester City.

Talent-Shopping à la Monaco

Mit der prallgefüllten Brieftasche begibt sich Monaco anschliessend auf die Suche nach neuen Rohdiamanten. Und kann sich, den Einnahmen sei Dank, im obersten Regal bedienen.

Pietro Pellegri (20 Millionen), Youri Tielemans (26 Millionen), Aleksandr Golovin (30 Millionen) oder Willem Geubbels (20 Millionen). Das sind nur einige prominente Beispiele aus den vergangenen beiden Transfersommern.

Doch auch das grösste Talent der Welt kann sich nur in einem funktionierenden Team-Konstrukt weiterentwickeln. Dieses Konstrukt wird im Fürstentum jedoch zunehmend labiler.

Zwar resultiert in der Saison 2017/18 noch die Vizemeisterschaft. Doch spätestens ab Sommer 2018 bricht das Gebilde endgültig zusammen.

Erfolglose Trainer-Rochade bei der AS Monaco

Nach einem Fehlstart in die Saison 2018/19 muss Trainer Jardim im Oktober seinen Stuhl räumen. Es folgt Thierry Henry. Einst Weltklassestürmer, danach Assistent bei Belgiens-Naticoach Roberto Martinez.

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Thierry Henry (links) folgte letzte Saison kurzzeitig auf Leonardo Jardim. Doch schon nach 103 Tagen war der Portugiese wieder im Amt. - Keystone

Doch auch der Franzose kann das Ruder bei der AS Monaco nicht herumreissen. In zwanzig Spielen gelingen ihm nur fünf Siege.

Nach 103 Tagen muss er wieder gehen, für ihn kehrt Jardim an die Linie zurück. Unter dem Portugiesen gelingt immerhin der Klassenerhalt, mit zwei Punkten Vorsprung vor Dijon.

Sportliche Kompetenz im Management schwindet

Der Trainerwechsel ist nicht der einzige Rohrkrepierer auf Management-Basis, wo der Niedergang ebenfalls gründet. Mit Luis Campos verliert der Klub schon 2016 seinen Technischen Direktor an Lille (mittlerweile Vizemeister).

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Luis Campos führt mittlerweile Lille zum Erfolg. - twitter/@holykey1

Mit dem Portugiesen geht auch die sportliche Versicherung von Klub-Besitzer Dmitri Rybolovlev. Vize-Präsident Vadim Vasilyev muss Anfang diesen Jahres nach der «Jardim-Henry-Jardim-Rochade» den Hut nehmen. Übrigens genauso wie Campos-Nachfolger Michael Emenalo Ende der letzten Saison.

Strategiewechsel geht bislang nicht auf

Neuer Vize-Präsident und CEO wird Oleg Petrov, die Rolle des technischen Direktors bleibt vakant. Damit fehlt im Fürstentum einiges an sportlicher Kompetenz und es folgt eine Anpassung der Transferstrategie.

Weil erfahrene Spieler wie Fabregas, Naldo oder Glik das Team nicht stabilisiert haben, sollen teure Routiniers dieses Vakuum füllen.

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Cesc Fabregas ist bislang nicht der gewünschte Leader in Monaco. - Keystone

Doch weder Wissam Ben Yedder (29, 40 Millionen), noch Islam Slimani (31, leihweise) können die Mannschaft bislang weiterbringen. Goalie Benjamin Lecomte (28, 13,5 Millionen) ist neben Danijel Subasic, Diego Benaglio und Seydou Sy der vierte Torhüter im Kader.

Das Resultat: Eine wild-zusammengekaufte Mannschaft ohne Automatismen, in denen die vermeintlichen Leistungsträger enttäuschen. Und die teuren Talente stagnieren.

Nach neun Spielen steht die AS Monaco auf Rang 16, wartet zum Saisonstart gar sechs Partien auf den ersten Sieg. Ende September folgt mit dem 3:1 gegen Nizza und dem 4:1 gegen Brest ein erster Hoffnungsschimmer. Vor allem, weil der teure Neuzugang Gelson Martins (24, 30 Millionen) endlich sein Potential andeutet.

Doch schon am letzten Samstag folgt der nächste Dämpfer. Nach dem 1:3 gegen ein keineswegs unwiderstehliches Montpellier rücken die Abstiegsränge wieder bedrohlich nahe.

Kaum eine Fan-Basis im Fürstentum

Wo andernorts ein «Wir-Gefühl» mit den Fans den Umschwung einleiten könnte, sucht man in Monaco vergeblich nach der grossen Unterstützung.

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Im Schnitt kommen keine 10'000 Fans an die Heimspiele der AS Monaco. - twitter/@JurrVanWessem

Die AS Monaco hat den tiefsten Zuschauerschnitt der ganzen Liga. Die Einwohnerzahl des Fürstentums setzt sich aus rund 30 Prozent Millionären zusammen.

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Für die Schönen und Reichen: Das Fürstentum Monaco. - Keystone

Für die Profis ist Monaco ein kleines Paradies, inklusive luxuriösem Lifestyle und verhältnismässig wenig Druck von den Rängen. Ob dies den Schritt aus der eigenen Komfortzone zusätzlich erschwert?

So oder so: Die Zahlen sind vernichtend. Aus dem Vorbild für Transfer- und Klubpolitik wurde in nur zweieinhalb Jahren ein Abstiegskandidat ohne kompetente sportliche Führung.

Und dies trotz dem dritthöchsten Marktwert aller Teams in der Ligue 1 und über einer Milliarde Transfereinnahmen seit 2014.

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