FC Basel – Schultz: «Müssen im Training eine Schippe drauflegen»
Das Wichtigste in Kürze
- Mit Timo Schultz (45) ist beim FC Basel ein neuer Trainer am Ruder.
- In Teil 1 des Interviews mit Nau.ch beschreibt er seine ersten Eindrücke.
- Der Deutsche fordert im Training mehr – und startet lieber auswärts als im Joggeli.
In neun Tagen startet der FC Basel in St.Gallen in die neue Saison. Timo Schultz gibt in der Ostschweiz sein Debüt als neuer Trainer bei den Bebbi.
Im ersten Teil des grossen Interviews mit Nau.ch erzählt Schultz, wie er einst unter Otto Rehhagel trainieren durfte. Und er 45-Jährige erklärt, warum ihm im Training zum Teil die Schärfe und die Robustheit fehlten.
Nau.ch: Man hört, Sie seien ein Typ der klaren Ansagen. Geht das immer diplomatisch?
Timo Schultz: Nein, aber das muss es auch nicht. Ich bin Trainer und muss Entscheidungen treffen. Manchmal ist auch nicht die Zeit, um zu diskutieren. Wenn die Entscheidungen klar sind, muss man schnell umsetzen. Das ist gleich wie auf dem Platz. Man kann sich aber gerne danach zusammensetzen und nach einer Lösung suchen.
Nau.ch: Was bevorzugen Sie als Trainer: Zuckerbrot oder Peitsche?
Timo Schultz: Wenn wir das «oder» streichen und ein «und» draus machen, dann wär’s mir recht. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, bin ich eher bei Zuckerbrot. Aber das ist eben von Spieler zu Spieler unterschiedlich.
Nau.ch: «Man spielt so gut, wie man trainiert» ist eine Aussage, die Sie von Otto Rehhagel übernommen haben. Wie gut hat der FC Basel denn bis jetzt trainiert?
Timo Schultz: Erstmal bin ich megastolz, dass ich Otto Rehhagel als ganz junger Spieler in Bremen noch als Trainer erlebt habe. Ich hatte unter ihm noch ein paar Trainingseinheiten, das war schon beeindruckend. Damals war er der absolute «King», hat mit Bremen national und international einiges erreicht.
Was das Training angeht, das ist eine gute Frage. Ich denke, wir entwickeln uns auch da in die richtige Richtung. Wir hatten zum Trainingsstart eine zusammengemixte und sehr junge Truppe, da fehlte mir manchmal eine gewisse Schärfe und eine Portion Robustheit. Jetzt, durch die vielen Rückkehrer und die zwei, drei Wochen Training, steigt auch die Qualität. Aber da will ich ehrlich sein: Da müssen wir auf jeden Fall noch eine Schippe drauflegen.
Nau.ch: Zum Auftakt muss der FCB in die Ostschweiz zum FCSG, das Stadion wird brennen. Wie wichtig ist ein erfolgreicher Saisonstart?
Timo Schultz: Es ist eigentlich egal, ob wir zuhause gegen Winterthur spielen oder auswärts in St.Gallen. Wenn ich richtig informiert bin, spielen wir in dieser Saison gegen jedes Team dreimal. Von da her freue ich mich auf das Spiel. Ich bin ganz ehrlich: Ich starte lieber auswärts als daheim. Und in St.Gallen weiss auch gleich jeder, was auf uns zukommt.
Auch unsere Fans werden zahlreich vor Ort sein und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir top vorbereitet sein werden und dass wir eine Chance haben, das Spiel zu gewinnen. Das muss unser Ziel sein, wir wollen mit einem Sieg starten.
Nau.ch: «Ich bin nicht gekommen, um mit dem FCB Fünfter oder Dritter zu werden», haben Sie gesagt. Dann bleibt wohl Platz zwei hinter Ligakrösus YB – wären Sie damit zufrieden?
Timo Schultz: Die Fragestellung gefällt mit schon mal gar nicht. «Dann bleibt noch Platz zwei übrig», was ist denn das für eine Aussage (lacht)? Am Ende versuchen wir, jedes Spiel zu gewinnen. Wir wissen, dass wir in der letzten Saison einen viel zu grossen Rückstand hatten. Jetzt arbeiten wir daran, damit das nicht wieder passiert. Und wenn wir dann von Spiel zu Spiel schauen und das Hauptaugenmerk darauflegen, hier eine Mannschaft zu entwickeln, die guten und erfolgreichen Fussball spielt, dann wird sich der Rest zeigen.
Wie eng ist die Liga zusammen? Im letzten Jahr war es durch die vielen Unentschieden unfassbar eng. Wie sehr kann in dieser Saison eine Mannschaft vorneweg marschieren und fallen hinten drei ab? Das sind Komponenten, die man nicht beeinflussen kann. Darum konzentrieren wir uns darauf, das Beste aus uns herauszuholen. Dazu gehört auch die Kaderzusammenstellung: Die wird vielleicht zum Saisonstart noch nicht abgeschlossen sein, darum werde ich jetzt hier nicht herausposaunen, welchen Platz wir erreichen wollen. Ein Stück Demut tut uns gut.
Nau.ch: Die Schlussfrage zum sportlichen Teil: In der Conference Liga war der FCB im Halbfinal, die Messlatte liegt hoch. Ist das wiederholbar oder liegt gar noch mehr drin?
Timo Schultz: Auch da brauchen wir gar nicht so weit vorauszuschauen. Im letzten Jahr startete man in der zweiten Qualirunde gegen Bröndy, da gelang das Weiterkommen mit Ach und Krach im Penaltyschiessen.
Ich glaube generell, dass die Cup-Wettbewerbe davon abhängen, wie das Los aussieht. Gegen wen spielt man, heim oder auswärts, etc. Das kann man alles nicht beeinflussen. Der FCB hat im letzten Jahr einen unglaublichen Lauf hingelegt, hat sich vielleicht auch das nötige Glück erarbeitet und stand vollkommen zurecht im Halbfinal.
Trauen Sie dem FC Basel die Rückkehr in die Top 3 der Super League zu?
So etwas zu planen ist nicht möglich. Aber alle, die dabei waren, hätte nichts dagegen, wenn wir wieder in die Gruppenphase kommen und wieder einen erfolgreichen Lauf hinlegen. Damit könnten wir uns als Mannschaft und Verein auch Selbstvertrauen holen. Das war letztes Jahr ein Glücksfall, international so für Aufsehen zu sorgen. Das wurde überall extrem positiv wahrgenommen.
Nau.ch: Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Saison, herzlichen Dank!
Timo Schultz: Dankeschön!
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Am Freitag erscheint der zweite Teil des grossen Interviews mit FCB-Coach Timo Schultz. Dort erklärt der Deutsche unter anderem, wie er an den Spitznamen «Holzkuh» gekommen ist. Und was er mit seinem Staff an der Fasnacht plant.