Fifa Frauen-WM 2023: Imagepolitur für Nordkorea?
Die Bewerbungsphase für die Frauen-WM 2023 läuft. Unter den Bewerbern ist auch Nordkorea – vergibt die Fifa erneut ein wichtiges Turnier an eine Diktatur?
Das Wichtigste in Kürze
- Neun Landesverbände bewerben sich um die Austragung der WM 2023. Das ist ein Rekord.
- Unter den Bewerbern ist auch Südkorea, das ein gemeinsames Turnier mit Nordkorea anstrebt.
- Diktator Kim Jong-un ist darauf bedacht, mit Frauen das Image des Landes aufzupolieren.
Die Fussball-WM der Frauen steht vor der Türe! Ab dem 7. Juni 2019 geht es in Frankreich hoch her. Die 24 besten Nationalteams der Welt tragen die achte Weltmeisterschaft der Frauen aus.
Die Schweiz gehört leider nicht dazu; das Team der heutigen deutschen Nationaltrainerin Voss-Tecklenburg scheiterte im Playoff-Finale an den Niederlanden.
Rekordanzahl Bewerberländer für Fifa-Turnier
Die Fifa ist allerdings schon längst mit der Planung und Vergabe der WM 2023 beschäftigt. Wie heute Mittwoch in einer Medienmitteilung bekanntgegeben wurde, haben sich neun Länder um die Austragung des Turniers beworben. Das ist Rekord in der Geschichte der Fifa und zeigt, dass der Frauenfussball an Popularität gewinnt.
Die Landesverbände haben nun bis am 4. Oktober 2019 Zeit, ihre Bewerbungsunterlagen einzureichen.
Die neun Bewerberländer umfassen Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Japan, Süd- und Nordkorea, Neuseeland und Südafrika. Nordkorea? Ja, der südkoreanische Verband hat sein Interesse bekundet, das Turnier mit dem nördlichen Nachbarn zu veranstalten.
Kim Jong-un und seine Frau präsentieren sich westlich
Das passt zum Konzept des Diktators Kim Jong-un, der seinem Land eine Imagepolitur verpassen will. Mit seiner Frau Ri Sol-ju tritt er immer wieder öffentlich auf, demonstriert ein moderneres, westlicheres Frauenbild.
«Nordkorea braucht ein positives, weniger bedrohliches Bild. Das von Männern dominierte, militaristische Image hilft nicht, Sanktionen zu überwinden oder die innerkoreanischen Beziehungen zu verbessern». Dies sagte die beliebte nordkoreanische Sängerin Hyong Song-wol kürzlich gemäss der «Süddeutschen».
Für die Olympischen Spiele 2032 plant das Regime ebenfalls eine Kandidatur, ebenfalls mit dem Bruderstaat aus dem Süden. Sportanlässe waren schon immer ein Instrument, mit dem sich Diktatoren zu inszenieren gefielen.
Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen
Soll die Austragung der Frauen-Fussballweltmeisterschaft dazu missbraucht werden, dass sich Nordkorea weiblicher und freundlicher präsentieren kann?
Fakt ist, dass in der «Demokratische Volksrepublik Korea» nach wie vor unmenschliche Zustände, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen vorherrschen.
Doch die Geschichte zeigt: Das hat die Fifa bisher selten davon abgehalten, einem Land die WM-Austragung zu vergeben.