Fussball-Talk: EM-Quali Mittwoch fix, Jashari nie mehr aufbieten
Das Wichtigste in Kürze
- Der FCZ gewinnt in Lugano souverän 3:0, YB fegt den FC Luzern 6:1 vom Platz.
- Der FCB kassiert zu zehnt ein 1:4 beim formstarken Servette.
- Die Nati hat einen EM-Matchball, die U21-Nati muss ohne Ardon Jashari ran.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Nach zwei Siegen verliert der FCB in Genf gleich mit 1:4. Ist die Celestini-Euphorie schon verflogen?
Mischi Wettstein: Nein! Wer das Spiel gesehen hat, sah eine gute erste Halbzeit der Bebbi. Aber mit zehn Mann gegen ein formstarkes Servette, das mit viel Selbstvertrauen kommt, war klar, dass es schwierig wird, aus Genf Punkte mitzunehmen.
Fabio Celestini hat dem FC Basel ganz offensichtlich eine neue, positive Körpersprache verschafft. Das war beim tollen Führungstor von «Tauli» zu erkennen. Trotzdem: Vier Gegentore sind schlussendlich etwas zu viel. Aber ich denke, der FC Basel wird schon bald mal positiv überraschen.
Christoph Böhlen: Vor einer Woche war Gabriel Sigua noch der grosse Held gegen Yverdon, jetzt schadet er dem FCB gleich doppelt. Zu Spielbeginn vergibt der 18-jährige Georgier die Riesenchance zum 1:0, danach fliegt er früh und unnötig vom Platz. Dass es in Unterzahl schwierig wird, war klar. Was auffiel: Mirko Salvi kann den verletzten Marwin Hitz nicht annähernd ersetzen. Der 29-Jährige war dem FCB in Genf kein Rückhalt.
Nau.ch: Der FCZ gewinnt in Lugano problemlos mit 3:0 – das ging überraschend reibungslos?
Mischi Wettstein: Eigentlich war das nicht so überraschend. Lugano kriegt einfach den Spagat zwischen Europa und Super League nicht hin. Das Team von Mattia Croci-Torti hat nach einem europäischen Auftritt noch kein Liga-Spiel gewonnen!
Der FCZ hat dafür die richtige Antwort nach der ersten Saisonniederlage gegen Servette gegeben. Die Zürcher holen sich damit das nötige Selbstvertrauen für den Spitzenkampf gegen YB nach der Natipause.
Nau.ch: Im Wankdorf zündet YB in der letzten halben Stunde den Turbo und bezwingt den FCL gleich mit 6:1. Eine Machtdemonstration?
Christoph Böhlen: YB hat nach einem Traumstart etwas nachgelassen, das konnten die Luzerner phasenweise gut ausnutzen. Nach dem 1:2 durch Max Meyer schnupperten die Innerschweizer am Ausgleich, kurz nach der Pause auch am Anschlusstor. Doch mit dem 4:1 war die Messe gelesen und YB hat die Gäste überrollt.
Mich erstaunen erneut die Aussagen von Mario Frick: Der FCL-Trainer spricht nach dem 1:6 von einer «guten Leistung» seines Teams. Das ist mir ein Rätsel!
Klar ist das Resultat etwas zu hoch ausgefallen. Aber wer so verteidigt, wie es die Luzerner schon in der ersten Halbzeit gemacht haben, darf sich über eine hohe Niederlage nicht wundern… Beim 0:1 versagt die Mauer, beim 0:2 steht Males komplett frei und beim 1:3 spielen Colley und Elia die FCL-Abwehr aus wie Schulbuben.
Nau.ch: A propos Luzern: Ardon Jashari sorgt wieder einmal für Schlagzeilen, er will nicht für die U21-Nati auflaufen. Was haltet Ihr davon?
Mischi Wettstein: Diese Entscheidung kann ich nicht nachvollziehen. Ardon wird seine Gründe haben, muss aber auch für seine Absage die Verantwortung übernehmen.
Christoph Böhlen: Für mich ist Jasharis Verhalten ein No-Go! Andere Spieler, wie Fabian Rieder, leisten dem U21-Aufgebot ohne Murren Folge. Und wenn ich mir Jasharis Auftritt am Samstag gegen YB anschaue, komme ich zum Schluss: Ich würde Jashari auch für die Nati nie mehr aufbieten – Talent hin oder her.
Wer mit 21 Jahren schon für so viele Schlagzeilen sorgt, schadet einem Team mehr, als er hilft. Zudem gibt es neben Rieder auch noch andere Talente wie zum Beispiel Lausannes Alvyn Sanches, die man fördern kann.
Nau.ch: Wechseln wir zu Nati: Weil der Kosovo am Sonntag gegen Israel gewann, hat die Nati am Mittwoch einen Matchball. Was sind eure Erwartungen?
Mischi Wettstein: Ich bin absolut sicher: Unsere Nati wird in Ungarn gegen Israel die EM-Quali klarmachen. Der Mittwoch wird zum Jubeltag – ich gratulierte Muri und seinem Team schon heute zur Qualifikation!
Christoph Böhlen: Aufgepasst, Mischi! Man war schon vor den Spielen gegen Belarus (3:3) und Kosovo (2:2) sehr siegessicher und hat dann gepatzt. Zuletzt hat es unserer Nati nicht geholfen, wenn alles schon vor Anpfiff klar schien. Ich hoffe natürlich auch, dass sie den Sack am Mittwoch zumacht. Aber ich würde den Showdown am Samstag noch nicht ganz abschreiben.
Tütet die Schweizer Nati am Mittwoch die EM-Quali ein?
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Woche für Woche schauen wir bei der Achterbahn im Brügglifeld vorbei. Nach dem 5:2-Sieg über Thun verliert der FC Aarau jetzt 0:4 in Nyon. Das Spiel gegen Thun hat gezeigt, dass die Spieler es ja sportlich draufhaben. Also liegt das Problem im mentalen Bereich. Ich sehe nur noch einen Ausweg: Trainer Alex Frei muss mit seinen Spielern zum Psychiater!
Christoph Böhlen: Ich verfolge mit Spannung die Entwicklung bei Union Berlin. Nach dem Punkt gegen Napoli folgt das 0:4 gegen Leverkusen. Urs Fischer liegt jetzt mit den Eisernen auf dem letzten Platz!
Es ist aller Ehren wert, halten die Berliner an ihrem Erfolgscoach fest. Aber nach der Nati-Pause muss gegen Augsburg wohl zwingend ein Sieg her. Denn danach wartet mit Braga, Bayern München, Gladbach und Real Madrid ein happiges Programm.