Fussball-Talk: EM-Traumstart bestätigen, Shaq kann Gold wert sein
Der Schweizer Nati gelingt an der EM 2024 ein Traumstart, im zweiten Spiel gegen Schottland ist man Favorit. Was wird verändert? Willkommen beim Fussball-Talk!
Das Wichtigste in Kürze
- Duah, Aebischer und Embolo schiessen die Nati zum 3:1-Sieg über Ungarn.
- Kommt Xherdan Shaqiri nach 90 Minuten auf der Bank jetzt gegen die Schotten zum Zug?
- Die Schweizer Fans überzeugen im Startspiel mit einer grandiosen Stimmung.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Der Nati gelingt ein Traumstart in die EM! Habt Ihr mit so einem Auftritt gerechnet?
Mischi Wettstein: Ich war von Anfang an positiv auf unser Schweizer EM-Abenteuer eingestimmt. Dass es aber gleich so aufgeht, hat mich vor allem in der ersten Halbzeit voll geflasht.
Selbstverständlich habe ich Murat Yakin diesen Kniff zugetraut. Er ist ein Taktikfuchs! Somit ist das keine Überraschung, sondern eine Freude, dass es so perfekt aufgegangen ist. Und Muri hat mit diesem taktischen Glanzstück einigen Kritikern das Maul gestopft.
Christoph Böhlen: Da haben Yakin und Contini wirklich erfolgreich in die Trickkiste gegriffen. Mit der hohen Flexibilität von Michel Aebischer haben sie die Ungaren in der ersten Halbzeit quasi lahmgelegt.
Weil er im Ballbesitz von der Aussenbahn ins Zentrum zog, hatte die Nati ein Übergewicht. Dazu kommt noch das Stürmer-Märli von Kwadwo Duah, der seine Nomination absolut gerechtfertigt hat.
Mischi Wettstein: Man spürt sofort nach dem Spiel, wie sich die Grundstimmung verändert hat. Der Startsieg bringt viel Glaube an die Nati zurück. Viele Kritiker verstummen und einige Nörgler schwenken jetzt auf die positive Seite um.
Nau.ch: Was erwartet ihr für ein Spiel gegen die Schotten?
Mischi Wettstein: Wir haben gegen die Schotten noch nicht gewonnen! Die sind nach dem 1:5 gegen die Deutschen unter Druck. Die «Bravehearts» haben sich nach dem Auftaktspiel schon bei den Fans entschuldigt, die werden kein zweites Mal so einen Mist spielen.
Nach unserem Startsieg und der Auftaktpleite der Schotten gegen Gastgeber Deutschland ist unsere Nati in diesem Spiel jetzt der Favorit. Alle erwarten einen Sieg. Also müssen wir 100 Prozent fokussiert sein und die Schotten Null Komma Null unterschätzen.
Aber so wie ich die positive Stimmung rund um unser Team wahrnehme, bin ich sehr zuversichtlich: Muris Jungs werden die Schotten nicht unterschätzen und holen den nächsten Dreier.
Christoph Böhlen: Das Spiel gegen Schottland wird mit dem Ungarn-Spiel nicht zu vergleichen sein. Es wird viel mehr Zweikämpfe geben und weniger Spielfluss. Hast du den Ball zu lange am Fuss, gibt es auf die Socken. Für das zweite Spiel braucht es also definitiv einen anderen Gameplan als gegen die Ungarn.
Nau.ch: Von welchen Änderungen in der Aufstellung geht ihr aus? Giorgio Contini hat ja Wechsel angedeutet.
Mischi Wettstein: Grosse Rochaden und Überraschungen, wie vor dem Ungarn-Spiel, erwarte ich nicht. Schliesslich gibt es nach einem 3:1-Sieg und dieser starken Leistung keinen Grund, viel zu ändern. Etwas, das funktioniert, muss man nicht gross anpassen. Ich rechne höchstens mit kleinen Korrekturen. Sowieso vertraue ich Muri, dass er das Rezept gegen die Schotten kennt. Und die richtigen Entscheidungen trifft.
Christoph Böhlen: Ich könnte mir vorstellen, dass Murat Yakin einen Teil seiner Aufstellung dem Gegner anpassen wird. Zum einen könnte ich mir Zeki Amdouni vorstellen, der sich gegen die tiefstehenden Schotten zwischen den Linien bewegt. Und weil es bestimmt auf Standards ankommen wird, würde ich auf Xherdan Shaqiri setzen!
Nau.ch: Da sind wir gleich beim nächsten Thema: Shaqiri sass 90 Minuten auf der Bank – eure Meinung dazu?
Mischi Wettstein: Shaq muss geduldig auf seine Chance warten. Ich glaube, sein Moment an der EM 2024 wird noch kommen. Aber ich sehe ihn in der Joker-Rolle. Wie ich im Training beobachten konnte, ist er gut gelaunt. Darum bin ich sicher, dass er uns noch Freude bereiten wird, wenn er seine Chance als Joker erhält.
Christoph Böhlen: Dass er gegen Ungarn nicht zum Einsatz kam, konnte ich verstehen. Aber für das Spiel gegen die Schotten könnte er für die entscheidenden Szenen sorgen. Darum würde ich ihn von Anfang an bringen.
Nau.ch: Was ist euch in den ersten EM-Tagen besonders in Erinnerung geblieben?
Mischi Wettstein: Ich will unbedingt nochmal den Schweizer Fans ein Kränzchen winden. Ich war gestern in Stuttgart bei Slowenien gegen Dänemark, da war die Stimmung nicht annähernd so geil wie im Spiel unserer Nati gegen die Ungarn. Ich erwarte, dass es gegen die Schotten und die Deutschen sogar noch gigantischer wird.
Christoph Böhlen: Was mir aufgefallen ist: Bis auf Deutschland und Spanien haben sich alle Favoriten bisher schwergetan. Weder Italien, noch England oder die Niederländer haben bisher überzeugt. Von allen Teams hat die Nati mitunter am besten performt.
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Christoph Böhlen: Mit einem Auge blicke ich immer auf die Super League. Nach dem FCZ und dem FCB startet heute auch YB in die Vorbereitung. Patrick Rahmen wird nach seinem Besuch an der EM erstmals mit seinem neuen Team arbeiten. Ich bin gespannt, welche Neuzugänge er in diesem Sommer noch begrüssen darf…