Fussball-Talk: FCB-Timo muss Schraube anziehen, YB-Express rollt

Nau Sport
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Bern,

Beim FC Basel ist Katerstimmung angesagt. Dafür jubelt man in Zürich gleich doppelt. Und droht wegen YB wieder Langeweile? Willkommen beim Fussball-Talk.

Fussball-Talk
Der FC Basel lässt sich von GC in der ersten Halbzeit dreimal ausspielen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • YB reagiert mit einem 5:2-Sieg über Winterthur auf die schwachen Leistungen zum Start.
  • Der FC Basel erlebt eine Woche zum Vergessen und muss jetzt aufdrehen.
  • Die Zürcher Clubs gewinnen, für Servette und den FCL wartet die nächste Europa-Hürde.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.

Nau.ch: Die Kasachen-Nuss nicht geknackt, gegen GC verloren – ist der Fehlstart für FCB-Trainer Timo Schultz perfekt?

Mischi Wettstein: Absolut! Über das Quali-Aus müssen wir nicht mehr gross sprechen, das hat der FCB im Heimspiel verbockt. Trotzdem hätte man nochmal 90 Minuten Zeit gehabt. Die Reisestrapazen kann man nicht als Ausrede gelten lassen.

Aber der Auftritt und die Körpersprache, die das Team gegen GC gezeigt hat, gehen gar nicht. Da verstehe ich Trainer Timo Schultz, damit kann er nicht zufrieden sein. Vielleicht war er bis jetzt zu nett, aber ich bin mir sicher, Timo kann auch anders. Er wird jetzt auch seine andere Seite zeigen – und die Schraube anziehen müssen!

Christoph Böhlen: Was mir gegen Tobol und GC aufgefallen ist: In beiden Partien ist nach der Pause noch alles drin – aber der FCB wirkt nicht, als wolle er den Sieg um jeden Preis erzwingen. Die Mannschaft wirkt unsicher und sehr instabil – auf Rückstände zu reagieren, fällt ihr schwer. Das ist nicht mehr das Basler Selbstverständnis, das man von früher kennt.

FC Basel Fussball-Talk
Trainer Timo Schultz ist nach dem 1:3 des FC Basel gegen GC nicht zufrieden. - keystone

Nau.ch: Die FCB-Fans warten immer noch auf Zugänge, derzeit wird aber vor allem über weitere Abgänge diskutiert. Was passiert noch am Rheinknie?

Mischi Wettstein: Die Zeichen bei Dan Ndoye stehen zurzeit auf Abschied. Bologna will den U21-Natispieler, bietet 8,5 Millionen. Doch Dave Degen will für seinen Spieler 11 Millionen. Ob es hier zu einer Einigung kommt, ist offen. Wegen der hohen Vorstellungen der Basler hat sich auch Torino von einem Ndoye-Transfer distanziert. Dafür soll jetzt der portugiesische Spitzenclub Sporting Lissabon sein Interesse deponiert haben.

Christoph Böhlen: Zudem geistern ja noch seit Tagen die Abgangs-Gerüchte um Wouter Burger und Riccardo Calafiori durchs Netz. Besonders beim italienischen Verteidiger, der bei Milan gehandelt wird, hatte man im GC-Spiel den Eindruck, als wäre er mit einem Bein schon am Flughafen…

Mischi Wettstein
Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Wechseln wir den Schauplatz: Mischi, Du bist mit deinem FCZ nach drei Runden Leader! Spürst Du die Euphorie?

Mischi Wettstein: Ich möchte nicht die Spassbremse sein, aber ich muss hier die Euphorie dämpfen. Die sieben Punkte sind aller Ehren wert. Aber so schwach, wie sich Lugano mit seinen Geschenken präsentiert hat, darf man sich auf den Sieg nichts einbilden. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass der FCZ offensiv nachlegen muss – trotz der Doublette von Daniel Afriyie.

Dafür hat mich übrigens GC positiv überrascht, mit Tobers und Corbeanu konnte man sich wirklich verstärken.

Christoph Böhlen: Mir gefällt GC nicht nur wegen der beiden Neuzugänge gut. Bruno Berner hat aus den Einzelkämpfern in kurzer Zeit ein Team geformt, gegen das man ungern spielt. Ich bin gespannt, welche Verstärkungen die Hoppers noch aus dem Hut zaubern.

GC
Bruno Berner feiert seinen ersten Sieg als GC-Trainer. - keystone

Nau.ch: Meister YB hat sich mit dem 5:2 über Winterthur den Start-Frust von der Seele geschossen. Sind die Berner jetzt in Fahrt?

Christoph Böhlen: Auf jeden Fall hat Raphael Wicky nach den ersten beiden schwachen Spielen die richtigen Wechsel gemacht. Mit Ganvoula und Lakomy durften zwei neue Spieler ran, die gleich eine Duftmarke setzen konnten. Der Sieg dürfte dem Team Schwung geben.

Mit dem Playoff-Los Slovan Bratislava oder Maccabi Haifa steht zudem die Türe zur Champions League offen. Wer in die Königsklasse will, muss sich gegen diese Gegner durchsetzen.

Mischi Wettstein: Wenn man die Tabelle richtig liest, ist es schon wieder klar. Ich sage: Nach 33 Runden ist YB schon Meister, danach folgt ein Schaulaufen in der «Championship Group». Es droht leider schon wieder Langeweile! Ein Makel: Die YB-Verteidigung ist mir noch zu wenig sattelfest. Aber die Gegentore fallen nicht so sehr ins Gewicht, wenn man immer einen Treffer mehr erzielt als der Gegner.

Christoph Böhlen: Da bin ich anderer Meinung: Immer wird es mit den eigenen Treffern nicht klappen, auch Trainer Raphael Wicky ist mit der Anzahl Gegentoren unzufrieden.

YB hat sich letzte Saison in der Defensive stark verbessert, davon ist bisher nicht mehr viel zu merken. Der Abgang von Abwehrchef Cedric Zesiger wurde nicht kompensiert. Spätestens in den internationalen Spielen wird es eng. Ich bleibe dabei: Dort dürfte man bei den Bernern unbedingt noch nachlegen.

YB
YB het gegen Winterthur die Handbremse gelöst. - keystone

Nau.ch: Abgesehen vom Aus des FCB haben die Schweizer Teams letzte Woche in Europa überzeugt! Wie seht Ihr das Weiterkommen von Servette und Luzern?

Mischi Wettstein: Ich habe schon letzte Woche gesagt, dass ich Servette den Effort gegen Genk zutraue. Das war eine richtig starke Leistung – und erst noch in Unterzahl. Aber jetzt wird es noch etwas schwieriger für die Grenats: Die Glasgow Rangers standen 2022 noch im Final der Europa League.

Den nächsten Gegner der Luzerner, Hibernian aus Schottland, kenne ich kaum. Aber man muss auch sagen: Der FCL kam nur mit viel Dusel weiter, das darf man nicht schönreden. Aber dies interessiert in einem K.o.-Wettbewerb niemanden.

Christoph Böhlen: Der FCL hat sich das Glück halt auch erarbeitet! Trainer Mario Frick hat der Europa-Qualifikation den richtigen Stellenwert eingeräumt. Das haben nicht alle seine Vorgänger gleich gehandhabt. Der Mut und der Kampfgeist wurden belohnt, dem FCL ist endlich mal ein kleines Ausrufezeichen in Europa gelungen. Das ist auch gegen Hibernian möglich.

Überspringt der FC Luzern auch die Europa-Hürde Hibernian?

Nau.ch: Was ist euch am Fussball-Wochenende sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Ich bin enttäuscht vom FC Aarau. Wenn man nach drei Spielen schon sechs Punkte hinter der Spitze liegt, muss man den Kader nochmal kritisch hinterfragen. Es muss im Sturm noch etwas dazukommen. Und auch ein Platzhirsch, à la Stefan Effenberg, würde den Rübliländern gut stehen. Nur wachsen die nicht auf den Bäumen und kosten Geld.

Christoph Böhlen: Ich drehe den Spiess um: Aarau hat gegen ein Xamax verloren, das sich gut verstärkt hat. Uli Forte hat aus dem Schlusslicht der letzten Saison eine kompetitive Mannschaft geformt. Ich bin gespannt, ob der Traditionsclub bis zum Schluss vorne mitspielen kann.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch

Kommentare

User #1102 (nicht angemeldet)

Und der neue Trainer macht genau die gleichen Fehler so etwas bespricht man im Training und der Kabine und nicht in der verlogenen Presse

User #5870 (nicht angemeldet)

Phasenweise hat der FCB gestern sogar noch schlechter gespielt als Jashari und der FCL in Winterthur - zum Glück wird jedoch in der Innerschweiz auch Igne Fussball gejodelt

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