Fussball-Talk: FCZ-Canepa täuscht sich – FCL-Alpstaegs Infos folgen
GC gewinnt das Derby und verschlimmert die Krise von Meister FCZ. In Luzern folgen bald Infos und am Sonntag erwartet YB den FCB. Willkommen beim Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- Meister FCZ geht im Derby gegen GC chancenlos mit 1:4 unter.
- Der FCB gewinnt vor dem Kracher gegen YB gegen Winterthur.
- In dieser Woche wird eine Stellungnahme von FCL-Boss Bernhard Alpstaeg veröffentlicht.
- Christoph Böhlen, Sportchef und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Der leichte FCZ-Aufwärtstrend nach den Nullnummern gegen Basel und YB ist schon wieder vorbei. Der Meister kassiert eine heftige Pleite im Derby. Mischi, was sagst Du zum Spiel im Letzigrund?
Mischi Wettstein: Es war gleichzeitig ein Rückschlag – und auch ein Tiefschlag! Ich ertrage Derby-Niederlagen mit meinem FCZ-Herz sowieso kaum, das ist schwer zu verdauen. Dass ich das Spiel aber trotzdem objektiv beurteilen kann, sieht man an meiner Notengebung. GC wird für einen verdienten Sieg belohnt, beim FCZ hagelt es Zweier. Bis an den Strafraum sieht es phasenweise noch vernünftig aus, aber über das letzte Drittel möchte ich lieber gar nicht reden.
Christoph Böhlen: Die Offensiv-Schwäche des Meisters ist das eine, aber die defensive Leistung gegen GC glich doch einer Bankrotterklärung?
Mischi Wettstein: Verteidigen beginnt halt schon ganz vorne. Aber Du hast recht: Die Abwehr glich im Derby eher einem Hühnerhaufen als einem organisierten Verbund. Jetzt haben auch die Fans die Schnauze voll! Weil die Fankurve aufgrund des Pyro-Skandals gesperrt ist, singt die Südkurve ausnahmsweise auf der Haupttribüne. Nach dem Schlusspfiff tobt die Meute – und schickt sogar die Spieler weg, die sich für den Support bedanken wollten.
Nau.ch: Dann erinnern wir uns doch nochmal an das Canepa-Zitat, dass das FCZ-Kader nicht schlechter sei als das in der Meistersaison. Was sagt Ihr dazu?
Mischi Wettstein: Cillo, ich schätze Dich wirklich sehr. Aber in diesem Fall hast Du wohl die Fan-Brille aufgesetzt und möchtest diese Transfers verteidigen. Doch es ist klar: Assan Ceesay (20 Tore) und Wilfried Gnonto (8 Tore) wurden nicht gleichwertig ersetzt. Ein Beispiel: Ivan Santini (33) spielte zuvor bereits in China und in Saudi-Arabien – solche Destinationen macht man eher im Spätherbst der Karriere. Vielleicht könnte der Kroate helfen, wenn es dem Team richtig läuft, aber das ist aktuell nicht der Fall. Der FCZ muss in der Winterpause ohne Wenn und Aber in der Offensive nachlegen. Das sieht auch der hinterletzte Zuschauer im Letzigrund.
Christoph Böhlen: Für mich fehlt vor allem ein valabler Ersatz für Ousmane Doumbia, der in der Meistersaison brutal wichtig war. Einen Sechser mit dieser Qualität hat der FC Zürich derzeit nicht mehr im Kader.
Mischi Wettstein: Kleines Veto, Conde hat Anlagen, in diese Rolle zu schlüpfen. In Basel hat er dies gezeigt. Doch gestern war er wieder Galaxien davon entfernt.
Nau.ch: Wechseln wir nach Basel, dort beendet der FCB seine Sieglos-Serie gegen Aufsteiger Winterthur. Geht es jetzt wieder aufwärts?
Christoph Böhlen: Der Sieg ist vor allem für den Trainer wichtig. Ein sechstes Spiel in Serie ohne Sieg, dazu noch gegen Ex-Club Winterthur, hätte die Stimmung am Rheinknie noch verschlechtert. Jetzt kann man zumindest mal kurz durchatmen.
Mischi Wettstein: Der FCB ist bisher eine Wundertüte. Nachdem sich Trainer Alex Frei nach der Nullnummer gegen FCZ vor das Team stellte, sind seine Profis jetzt in der Bringschuld. Und die ist nach dem Sieg gegen Winterthur noch nicht getilgt. Dazu braucht es sicher noch einen Sieg in der Conference League und mindestens einen Punkt bei YB.
Nau.ch: Du sprichst es an: Am Sonntag kommt es in Bern zum Kracher gegen YB. Was traut ihr dem FCB gegen den Leader zu?
Mischi Wettstein: Fussball ist nicht immer logisch und funktioniert nicht immer mit Verstand. YB spielt aus meiner Sicht nicht den konstanten Fussball, den man von diesem Kader erwarten dürfte. Darum halte ich einen überraschenden Punktgewinn von Alex Frei und seiner Truppe absolut für möglich.
Christoph Böhlen: (lacht) Träum weiter, Mischi! Am Sonntag gibt es für den FCB nichts zu holen. YB hat seit 2016 nicht mehr zuhause gegen Basel verloren. Das liegt auch daran, dass die Bebbi auch in Bern offensiv spielen und sich für YB damit Räume bieten. Das kommt dem Team von Raphael Wicky deutlich mehr entgegen, als Spiele gegen defensive Teams.
Nau.ch: Zum Schluss kommen wir noch auf das Thema Luzern zu sprechen. Die Fans haben nochmals Stimmung gegen Besitzer Bernhard Alpstaeg gemacht. Bringt das etwas?
Mischi Wettstein: Ich verstehe zwar, dass die Fans aktuell verunsichert sind. Denn seit dem Alpstaeg-Interview im «SonntagsBlick» hört man nichts mehr von ihm. Ich bin aber sicher, dass Bernhard Alpstaeg nur das Beste für den Club will und auch mit Herzblut dabei ist. Auch wenn das für die Anhänger derzeit vielleicht nicht so aussieht, weil sie nur aus einem Lager mit Infos gefüttert werden. Es ist derzeit schwierig, an Infos zu kommen. Trotzdem konnte ich in Erfahrung bringen, dass noch in dieser Woche eine Stellungnahme von Bernhard Alpstaeg kommen wird. Und neben allen Nebengeräuschen dürfen sich doch alle FCL-Fans über den sportlichen Erfolg vom Wochenende freuen.