Fussball-Talk: «Federer bringt FCB Glück» – «YB hat eine Boygroup»
YB holt sich den Leaderthron souverän zurück, der FCB kann sich auf seinen Glücksbringer verlassen. Und der FCZ stolpert weiter. Willkommen beim Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- Basel schiesst GC unter den Augen von Roger Federer mit 5:1 aus dem Joggeli.
- YB gewinnt gegen Lugano 3:0, der FCZ taucht in Genf in der Nachspielzeit mit 2:3.
- Christoph Böhlen, stv. Sportchef und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Die Frage wiederholt sich Woche für Woche: Wieder kein Sieg für den Meister FCZ – ist das 2:3 in der Nachspielzeit gegen Servette reines Pech oder auch Unvermögen?
Mischi Wettstein: Nach der guten Leistung gegen Arsenal holt man gegen Servette immerhin zweimal einen Rückstand auf. Aber wenn gleich zwei Genfer in der 95. Minute bei einem Corner so alleine sind, fehlt mir jegliches Verständnis. Die Servettiens Douline und Kutesa kommen sich beim Siegtreffer ja noch fast selber in die Quere …
Christoph Böhlen: Besonders bitter für den Meister: Mit Jonathan Okita hat endlich einer der Neuzugänge überzeugt, trifft gleich zweimal herrlich. Doch dann fliegt der Deutsch-Kongolese mit Gelb-Rot vom Platz. So wird es natürlich schwierig, den Bock endlich umzustossen …
Nau.ch: Mischi, Du hast uns doch letzte Woche noch Klartext zum FCZ versprochen?
Mischi Wettstein: Wenn Trainer Franco Foda jetzt nicht zweimal gewinnt, müsste man sich ernsthaft überlegen, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben. Aber am Donnerstag reist man zu Bodö/Glimt, das wird eine Herkulesaufgabe in der Europa League. Die Norweger standen letzte Saison im Viertelfinal der Conference League. Und dann wartet mit Lausanne ein schwieriger Gegner im Cup, bei dem Trainer Ludovic Magnin an der Seitenlinie brennen wird.
Ohne Wenn und Aber – im Cup muss der FCZ eine Runde weiter kommen, sonst muss «Cillo» über seinen Schatten springen und die Talfahrt stoppen. Und dabei könnte man an René Weiler denken. Dessen Namen bringen Foda-Gegner schon seit einigen Tagen ins Spiel …
Nau.ch: Wechseln wir das Stadion. Der FCB und GC haben beim 5:1 im Joggeli ein Spektakel geboten, inklusive Schiri-Diskussionen. Was sagt Ihr dazu?
Mischi Wettstein: In erster Linie verstehe ich den Ärger von GC-Trainer Giorgio Contini. Ich habe mich gestern auch über Schiri Alain Bieri geärgert. Er hat viele Szenen mit unterschiedlichen Ellen gemessen. Wenn GC-Verteidiger Loosli Rot sieht, welche Farbe wäre es dann wohl bei den FCB-Akteuren Darian Males oder Andi Zeqiri gewesen? Aber sonst hat der FCB vor allem einen effizienten Auftritt hingelegt und seine Chancen genutzt.
Schon beim Anpfiff legten die Bebbi los wie die Feuerwehr – alles unter den Augen von Edelfan «King» Roger Federer. Der hat, wie schon beim Besuch gegen Sofia, seinem FCB und Alex Frei Glück gebracht.
Christoph Böhlen: Die Effizienz der Basler ist das Eine. Aber GC hat sich auch richtig doof angestellt. Die Szene mit Justin Hammel und Georg Margreitter war Slapstick pur, FCB-Stürmer Augustin musste nur noch einschieben. Aber klar: Für den jungen Ex-FCB-Junior im Tor der Zürcher war das Super-League-Debüt nicht einfach. Bitter, dass Keeper André Moreira so früh verletzt rausmusste (und wie von Nau exklusiv gemeldet für vier Monate ausfällt...)
Nau.ch: YB hat sich den Leaderthron mit einem Sieg gegen Cupsieger Lugano zurückgeholt. War das 3:0 so eindeutig?
Christoph Böhlen: Ich war im Wankdorf und stellte fest: Lugano wurde vor allem im Mittelfeld komplett dominiert. Thomas Tuchel hatte bei Mainz vor zwölf Jahren mal eine «Boygroup» mit Lewis Holtby, André Schürrle und Adam Szalai. Damals haben diese Jungspunde die Bundesliga mit tollem Fussball aufgemischt.
Jetzt hat auch YB eine solche Wundertruppe. Das Mittelfeld mit Kastriot Imeri (22), Fabian Rieder (20), Filip Ugrinic (23) und Cheikh Niasse (22) ist mit viel Talent gesegnet und bringt zudem eine unglaubliche Wucht auf den Platz. Diesem Quartett kann niemand in der Super League das Wasser reichen.
Mischi Wettstein: Auf die aktuelle Tabellen-Konstellation hätte vor der Saison kaum jemand gewettet, auch Servette und Sion mischen vorne mit. Diese Dichte macht es aktuell zwar interessant, aber leider nicht spannend. Ich wiederhole mich zum letzten Mal: Mit diesem starken Kader wird YB mit grossem Vorsprung Meister.
Nau.ch: Mischi, Du warst nur am FCB-Spiel, aber am Samstag für einmal an keinem Match. Wie kommt das?
Mischi Wettstein: Ich ahnte schon im Voraus, wie es in Winterthur rauskommt. Die 0:6-Klatsche gegen Luzern ist keine Überraschung. Bei aller Sympathie für den Club: Der FC Winterthur ist in dieser Form nicht Super-League-tauglich. Natürlich habe ich mir das Spiel am TV angeschaut. Sorry, die erste Halbzeit des Aufsteigers war beängstigend schwach!