Fussball-Talk: «Wann rückt FCB-Vogel den neuen Trainer raus?»

Nau.ch: Im ersten Spiel nach der Entlassung von Alex Frei gewinnt der FCB zuhause gegen Sion. Ist am Rheinknie jetzt alles besser?

Mischi Wettstein: Genau etwas hat sich verbessert: Die Chancenverwertung. Denn aus meiner Sicht war das Team unter Alex Frei in diesem Jahr spielerisch fast immer gut unterwegs. Eine Schwalbe macht aber noch keinen Sommer, der FCB braucht jetzt zuerst mal regelmässig gute Resultate. Ich bin gespannt, wie hoch die Bebbi mit Heiko Vogel an der Linie fliegen können.

Dafür möchte ich den FCB-Fans noch ein sehr grosses Kompliment aussprechen. Sie haben auf ihrem Transparent für Alex Frei die absolut perfekten Worte gefunden. «Zur falschen Zeit am richtigen Ort – danke Alex!»

Nau.ch: Wie sieht es denn in Basel an der Trainer-Front aus?

Mischi Wettstein: Kandidat Thomas Stamm vom SC Freiburg soll abgesagt haben. Wer es wird, ist noch offen. Aber mir stellt sich eine andere Frage: Wann soll der neue Trainer denn einsteigen? Es folgen mit Conference League und Cup gleich drei englische Wochen in Folge. Aber so lange Heiko Vogel siegt, ist der Handlungsbedarf ja nicht so gross.

Christoph Böhlen: Vogel hat letzte Woche klar und deutlich ausgeschlossen, das Amt selber zu übernehmen. Doch was ist, wenn die nächsten 2-3 Spiele gewonnen werden? Ich könnte mir vorstellen, dass man vielleicht trotzdem bis Ende Saison am Sportdirektor/Coach festhält.

Nau.ch: YB und der FCSG liefern wie üblich ein absolutes Spektakel. Einer der Aufreger beim 5:1: Der Penalty nach dem Hands von Lukas Görtler. Blickt ihr bei der Hands-Regel noch durch?

Mischi Wettstein: Dieser Regel-Dschungel ist schon sehr anspruchsvoll. Kannst Du mir die Regel so erklären, dass sie auch ein sechsjähriger Junior versteht?

Christoph Böhlen: Das kann ich leider auch nicht. Mich nerven diese Hands-Pfiffe schon seit langem. Geht man nach dem Reglement, ist der Entscheid richtig. Das Hands von Görtler muss mit einem Penalty geahndet werden. Aber die Regel ist schon sehr fragwürdig, er verhindert ja keine Torchance bei dieser Aktion.

Nau.ch: Abgesehen vom Penalty-Ärger hat das Spiel im Wankdorf bestens unterhalten. Was ist euch sonst noch aufgefallen.

Mischi Wettstein: Sorry geschätzte Berner, ihr langweilt mich bereits. Ihr seid einfach so bärenstark und spielt in einer eigenen Liga.

Christoph Böhlen: Zu diesem Spiel gäbe es gleich mehrere Geschichten zu besprechen. Ich möchte aber eine spannende Personalie erwähnen. YB-Stürmer Joel Monteiro ist ein Phänomen. Schon zum zweiten Mal im neuen Jahr steht er in der Startelf, für ihn muss Liga-Topscorer Jean-Pierre Nsame auf die Bank! Und was Monteiro zeigt, schwankt zwischen Welt- und Kreisklasse!

Der 23-Jährige ist fast in jede gefährliche Aktion des Leaders involviert, bereitet die Führung von Cedric Itten wunderbar vor. Doch vor dem Tor ist der 1,91-Meter grosse Schlacks weiterhin ein Chancentod, vergibt zwei Mega-Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit. So bleibt es vorerst bei einem Liga-Tor für YB aus der letzten Saison. In dieser Spielzeit hat er in 13 Einsätzen noch nicht getroffen. Doch der Glaube von Trainer Raphael Wicky an ihn scheint gross zu sein – sein Stern könnte noch aufgehen!

Nau.ch: Bleiben wir noch kurz bei YB. Mischi hat am Sonntag exklusiv den Wechsel von Wils Goalie Marvin Keller (20) angekündigt. Was ist mit Stammgoalie David von Ballmoos los?

Christoph Böhlen: «Dävu» ist ein richtiger Pechvogel. Trotz seiner «Schwinger-Statur» fällt er regelmässig lange aus. Letztes Jahr war es noch die Schulter. Verständlich, dass sich YB hier absichert. Und ein Rennen zwischen Anthony Racioppi (der gegen den FCSG stark war) und dem hochveranlagten U21-Natigoalie Keller verspricht Spannung.

Nau.ch: Sprechen wir zum Abschluss noch über das «kleine Zürcher Derby». Ausgerechnet Winterthur bremst die zuletzt so starken FCZler?

Mischi Wettstein: Für einmal bin ich sehr enttäuscht vom FCZ. Aber Winterthur hat sich ein grosses Kompliment verdient. In der zweiten Halbzeit haben sie sich zusammengerissen und mutig auf Sieg gespielt. Der FCZ fand für einmal kein Mittel, der FCW war sogar näher an den drei Punkten.

Jetzt sollten die Winterthurer aber zuhause nachlegen. Es folgt das Nachtragsspiel am Mittwoch gegen Servette und am Samstag geht’s gegen Sion ran, das auch dringend Punkte benötigt. Die Winterthurer müssen diese Woche aber weitere Punkte sammeln, sonst ist das 1:1 gegen den FCZ nicht viel wert.

Nau.ch: Sieht man mal vom souveränen Leader YB ab, ist es in der Super League eigentlich hochspannend?

Mischi Wettstein: Ich freue mich jetzt schon auf das Zürcher Derby vom nächsten Sonntag. Sportlich ist da richtig viel Brisanz drin. Der FCZ muss gewinnen, aber auch GC ist zwingend auf Punkte angewiesen. Der Blick auf die Tabelle zeigt: Für den Verlierer wird es ungemütlich.

Christoph Böhlen: Es ist Wahnsinn, wie spannend es in der Super League derzeit zu und her geht. Klar: YB ist weit voraus, aber dahinter ist noch alles möglich. Zwischen dem zweitplatzierten Servette und den beiden Schlusslichtern FCZ und Winti liegen nur gerade neun Punkte!