Fussball-Talk: Wie lange FCZ-Bo-Theater? Startet FCB Aufholjagd?
Am Samstag geht es in der Super League wieder los – und damit auch im Fussball-Talk auf Nau.ch. Wir werfen vor dem Re-Start einen Blick auf die Teams.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FCB will am Sonntag seine Aufholjagd im Klassiker gegen den FCZ starten.
- Leader YB beginnt am Samstag mit einem Heimspiel gegen GC.
- Kann der FC Luzern seinen wichtigen sechsten Tabellenplatz verteidigen?
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Die Super League kehrt zurück! Wir schauen zusammen auf die Teams und starten mit dem Klassiker vom Sonntag. Was erwartet ihr von der Partie FCZ-FCB?
Mischi Wettstein: Das heisst: Skiwäsche, doppelte Socken, die dickste Jacke – und los geht’s! Ich freue mich auf mein Lieblingsspiel! Es wird spannend zu sehen sein, ob der FCB die nochmals geweckten Erwartungen erfüllen und eine Aufholjagd starten kann.
Christoph Böhlen: Vorneweg: Diese Winterpause war meiner Meinung nach zu kurz… Klar muss man den Kalender wegen der EM 2024 anpassen, aber auf Fussball bei Minusgraden hat doch niemand Lust? Zumal es im zügigen Letzigrund wohl gefühlt noch kälter sein wir. Trotzdem: Der FCZ macht einen gefestigten Eindruck, sie werden zuhause nicht verlieren.
Nau.ch: Der FC Basel hat sich mit Benjamin Kololli und Nicolas Vouilloz namhaft verstärkt. Was bringen die beiden dem FCB?
Mischi Wettstein: «Kolo» hat mir als Spieler immer gefallen und Vouilloz hat mich an der U21-EM positiv überrascht. Von dem her: Beides sind sinnvolle Transfers, die dem FCB sofort helfen können.
Christoph Böhlen: Für die löchrige FCB-Defensive macht der Vouilloz-Transfer Sinn, zudem ist er ein Schweizer Talent, den man der Konkurrenz wegschnappen konnte. Ob der 31-jährige Benjamin Kololli nach zwei Jahren in Japan noch das nötige Niveau mitbringt? Wenn ja, könnte man den ablösefreien Ex-FCZ- und -YB-Profi als Schnäppchen bezeichnen.
Mischi Wettstein: Dieses Herumeiern beim FCZ… Sind wir doch ehrlich: Wenn man wirklich möchte, wäre das Thema schon lange vom Tisch. Also, was soll das Affentheater? Es scheint, als wolle man es künstlich spannend halten – noch scheint jeder Ausgang absolut möglich zu sein.
Christoph Böhlen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in dieser Kombination weitergehen wird. Ein klares Bekenntnis sieht zumindest anders aus.
Nau.ch: Schon am Samstag startet Leader YB zuhause gegen GC. Mischi, du hast im letzten Talk den Meistertitel schon vergeben – bleibt es dabei?
Mischi Wettstein: Keine Diskussion: Es gibt ein Amen in der Kirche – und es gibt einen Meisterkübel in Bern.
Christoph Böhlen: Aufgepasst: YB muss in den ersten Spielen ohne die Afrika-Cup-Fahrer Camara, Janko, Colley, Chaiwa und vor allem Elia auskommen. Ein guter Start ist darum wichtig – egal wie. Siehe Leverkusen: Das Xhaka-Team hat zum Jahresstart auch mit Hängen und Würgen ein 1:0 geholt.
Nau.ch: Im Winter war es bei YB aber auch schon ruhiger? Nsame und Amenda beschwerten sich über ihre Einsatzzeiten, zudem bestätigte Trainer Wicky seinen Goaliewechsel.
Mischi Wettstein: Das gehört doch alles zum Geschäft und ist okay. Es wäre ja langweilig, wenn gar nichts zu diskutieren gäbe. Seien wir doch froh, gibt es auch in Bern mal Diskussionen.
Christoph Böhlen: Gerade bei Jean-Pierre Nsame wurde die Grenze für mich überschritten. Sich über Einsatzzeiten beschweren: okay. Aber gleich in mehreren Interviews zu klagen und aus den Ferien mit Angeboten aus der Super League zu kokettieren, finde ich störend. Hätte «Schämpu» in Bern nicht einen derartigen Heldenstatus, dürfte er sich das nie erlauben. Ich zweifle trotzdem stark daran, dass YB mit seinem Torjäger verlängert.
Spannend ist das Gerücht, das David von Ballmoos mit Wolfsburg in Verbindung bringt. Als neue/alte Nummer 1 kann ich mir aber nicht vorstellen, dass sich «Dävu» in der Bundesliga auf die Bank setzt. Wenn er aber Chancen auf einen Stammplatz sieht, wäre ein Wechsel nicht überraschend.
Mischi Wettstein: GC interessiert derzeit vor allem neben dem Platz: Ich bin gespannt, ob es demnächst News über die Besitzverhältnisse gibt. Sportlich ist der Start aber hart.
Nau.ch: Für einen Knall sorgte der zweitplatzierte FCSG! Alain Sutter ist nicht mehr Sportchef, Roger Stilz übernimmt. Eure Meinung dazu?
Mischi Wettstein: Mich würde mittelfristig interessieren, was das für Trainer Peter Zeidler bedeuten könnte. Ein neuer Sportchef wird die Arbeit des Trainers ja sicher neu und anders beurteilen, als sein Vorgänger. Es sorgt für eine neue Ausgangslage. Das Potenzial der Espen ist ja bekannt: Sie müssen den Hebel bei ihrer Auswärtsschwäche ansetzen. Man stelle sich vor, der FCSG hätte schon nur die Hälfte seiner Auswärtsspiele gewonnen.
Christoph Böhlen: Dass es in der heilen FCSG-Welt mal «chlepft», hätte ich nicht erwartet. Man könnte sagen: Gerade im Erfolg ist es wichtig, sich stets zu hinterfragen. Aber ich halte dagegen: Das eingespielte Trio Sutter/Zeidler/Hüppi zu trennen, ist riskant. Zumal der Leistungsausweis von Roger Stilz auf den ersten Blick keinen Erfolg garantiert.
Nau.ch: Schauen wir beim FC Luzern vorbei. Was traut ihr den Innerschweizern im neuen Jahr zu?
Mischi Wettstein: Zuletzt war der FC Luzern unter Trainer Mario Frick im Frühling immer bereit. Stimmt das auch in dieser Saison, kann man eine gute Rückrunde spielen. Aber Achtung: Der sechste Rang, den der FCL derzeit innehat, ist im Schotten-Modus heiss begehrt. Den müssen die Innerschweizer um jeden Preis verteidigen.
Christoph Böhlen: Für mich bleibt die Innenverteidigung beim FCL die Achillesferse des Teams. Ohne den verletzten Ismajl Beka sehe ich hier nicht genügend Qualität. Das Glück für die Luzerner: Dahinter sehe ich bei keinem Team genügend Potenzial, um sich den sechsten Platz zu schnappen. Am ehesten noch der FCB, doch die Bebbi müssen stolze sieben Punkte wettmachen.
Nau.ch: Werfen wir noch einen Blick in die Challenge League. Wie seht ihr die Ausgangslage?
Mischi Wettstein: Wer die Tabelle lesen kann, sieht, dass hier die Messe für die ersten beiden Plätze gelesen ist. Sion und Thun machen den direkten Aufstieg unter sich aus. Ich bin gespannt auf den FC Schaffhausen, dort bewegt sich seit dem Führungswechsel einiges. Ich gehe schwer davon aus, dass die Munotstädter noch aus dem Keller kommen. Für den FC Baden wird es dafür schwierig: Die Aufstiegseuphorie hat Punkte gebracht, aber ob man das durchziehen kann?
Christoph Böhlen: Raul Bobadilla und bald auch Sékou Sanogo: Neo-Sportchef Admir Mehmedi macht einen guten Job. Beide Spieler sind nicht mehr ganz taufrisch. Aber wenn sie gesund bleiben, bringt diese Achse den FCS auf jeden Fall nach vorne. Ich sage: Mit dem Abstieg wird Schaffhausen nichts zu tun haben. Ganz vorne traue ich dem FC Thun zu, die Ziellinie vor den Wallisern zu überqueren – sofern sie ihr Team zusammenhalten können. U21-Natispieler wie Valmir Matoshi und Daniel Dos Santos haben aber bestimmt schon Begehrlichkeiten bei grösseren Clubs geweckt.
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Beim FC Aarau ist Elsad Zverotic jetzt Sportchef. Neue Spieler haben die Aargauer aber bisher noch keine geholt. Ohne frisches Blut dürfte sich auf dem Brügglifeld wenig ändern.