Fussball-Talk: YB Meister in Schwächel-Liga, FCZ mit Moniz ein Team

Nau Sport
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Bern,

Die Titelentscheidung in der Super League wird nach der YB-Pleite vertagt. Dafür löst der FCZ den FCW in der «Züri-Tabelle» ab. Willkommen beim Fussball-Talk.

YB
Joel Magnin verliert mit YB das Heimspiel gegen Lugano. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • YB patzt zuhause gegen Lugano, zudem kommt es hinter den Kulissen zu einem Knall.
  • GC schöpft im Abstiegskampf weiter Hoffnung, muss aber mehr Tore schiessen.
  • Der FCZ zeigt unter Ricardo Moniz einen guten Auftritt in Winterthur.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.

Nau.ch: Kein Sofa-Titel, keine Vorentscheidung: YB verliert zuhause gegen Lugano – was ist denn da passiert?

Mischi Wettstein: Die Bilder, die man im TV von den YB-Verantwortlichen sah, sprachen Bände. Spycher, Chapuisat und von Bergen wirkten alles andere als amüsiert. Als YB-Fan hätte ich einige Biere gebraucht, um diesen Kick zu ertragen. Wenn der alte und wohl neue Meister so auftritt, stellt sich schon die Frage nach dem Niveau in unserer Super League. Es ist aktuell eine «Schwächel-Liga».

Aber eigentlich stellt sich ja eh nur die Frage, wann YB den neuen Trainer vorstellt. Top-Favorit ist Patrick Rahmen, aber wie immer gilt: Wenn die Tinte nicht trocken ist, ist es nicht fix.

YB
Filip Ugrinic gibt sein Comeback für YB, muss aber als Verlierer vom Platz. - keystone

Christoph Böhlen: Das mit dem Bier kann ich dir aus sehr guter Quelle bestätigen… Es war ein sackschwacher Auftritt der Berner! Es fängt bereits bei der Aufstellung an: Wieso passt Interimstrainer Joel Magnin, der bisher Vieles richtig gemacht hat, das System an?

Das 4-3-3 mag in der Theorie vielleicht gepasst haben, aber es sendet das falsche Signal: Als Leader und Meister im eigenen Stadion vor vollen Rängen, muss sich der Gegner dir anpassen – und nicht umgekehrt.

Mischi Wettstein: Ich will nicht sagen, dass einige YB-Spieler im Hinterkopf eine Sofa-Meisterschaft verhindern wollten. Aber ich würde es zumindest noch als Teil-Entschuldigung gelten lassen. Was aber auch sicher ist: Mit einer Gala am Donnerstag gegen den FCSG kann man die Fans versöhnen. Auch wenn der Titel dann noch nicht 100 Prozent fix wäre.

Christoph Böhlen: Also ich sage dir eines: Wenn YB gegen den FCSG so spielt, wie gegen Lugano, wird es auch am Donnerstag keinen Sieg zu holen geben. Die Ostschweizer haben im neuen Wankdorf (seit 2005) noch nie gewonnen – die werden brennen.

Gewinnt YB am Donnerstag gegen den FCSG?

Nau.ch: A propos «brennen»: YB kommuniziert am Sonntag noch, dass CEO Wanja Greuel gekündigt hat. Offenbar knistert es im Hintergrund bei den Bernern?

Christoph Böhlen: Mit dem Trainerwechsel und dem Nsame-Zoff hat YB schon mehr Schlagzeilen geliefert, als man sich in den letzten Jahren gewohnt war. Man sollte aber unterscheiden: Die Personalie Greuel hat mit dem Sport keinen Zusammenhang. Greuel war bei YB nie für den Sport zuständig. Dafür haben die Young Boys genügend Experten. Das zeigt ja der Erfolg in den letzten Jahren.

YB
Wanja Greuel verlässt die Young Boys. - keystone

Nau.ch: Wechseln wir den Schauplatz: GC holt beim FC Luzern einen Punkt. Wie schätzt Du die Leistung ein, Mischi?

Mischi Wettstein: Man darf sagen: Wenn GC so spielt und dazu noch das Toreschiessen nicht vergisst, bleiben sie in der Super League! Geht das Team von Marco Schällibaum mit dieser Mentalität in die Barrage, bleibt man oben. Es müssen aber auch Tore fallen – das ist und bleibt das grosse Problem bei den Hoppers. Denn ein Blick auf die Challenge League zeigt: Der FC Thun trifft regelmässig!

In Luzern zeigte GC die beste Leistung seit Monaten. Ich bin sicher, dass es Schälli richtet, denn: Ich will auch in der nächsten Saison mein Zürcher Stadt-Derby haben!

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Es ist vielleicht eine Träumerei, aber: Mit einem Sieg morgen gegen Yverdon wären es schon 37 Punkte. Zieht man diese Pace auch gegen Basel und Lausanne durch, ist theoretisch sogar die direkte Rettung möglich.

Mischi Wettstein: Ich habe noch eine Ergänzung zum Spiel gegen den FCL: Amir Abrashi als Kettenhund gegen FCL-Spielmacher Ardon Jashari einzusetzen, war ein cleverer Schachzug. Er war in der ersten Halbzeit in seinen Aktionen sehr eingegrenzt. Der GC-Captain hätte ihn wohl sogar bis auf die Toilette begleitet. Als Abrashi dann draussen war, leitet der FCL-Captain den Ausgleich ein. Das ist kein Zufall.

Nau.ch: Der FC Basel kommt in Lausanne zu einem 0:0, verhindert damit den vierten Nuller im vierten Saisonduell.

Christoph Böhlen: Das sind Spiele, die wirklich nur noch hartgesottene Fans interessieren. Es ist absolute Kehraus-Stimmung, der sportliche Wert tendiert gegen Null. Eigentlich geht es für die Spieler nur noch darum, sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen – ansonsten ist die Saison gelaufen. Das betrifft natürlich nicht nur den FC Basel – und man muss Milde walten lassen. Es ist absolut verständlich.

FC Basel
Der FC Basel und Lausanne trennen sich torlos. - keystone

Mischi Wettstein: Trotz all der Kehraus-Stimmung: Man muss beispielsweise Ouchy ein Kränzchen winden, sie geben bis zum Schluss Vollgas und verfälschen die Liga nicht. Zudem machen Mulaj und Heule Werbung in eigener Sache. Sie machen sich interessant, auch nächste Saison in der Super League zu spielen.

Christoph Böhlen: In diese Kategorie fällt für mich auch Yverdon-Stürmer Kevin Carlos. Der 23-Jährige dürfte sich mit seinen Leistungen in die Notizbücher einiger Teams gespielt haben.

Nau.ch: Beim Kantonsderby bezwingt der FCZ die Winterthurer und ist damit wieder die Nummer 1 in Zürich. Verdient?

Mischi Wettstein: Ich habe den Eindruck, dass der FCZ unter Ricardo Moniz wieder mehr als Team auftritt. Es ist ein klarer Plan ersichtlich, jeder weiss, was er zu tun hat. Dann treffen auch noch zwei Abwehrspieler. Das zeigt, dass jeder für jeden geht. Ich sehe eine positive Entwicklung, aber die muss auch bestätigt werden.

Christoph Böhlen: Vielleicht ist beim FC Winterthur auch ein wenig die Luft draussen. Aber gegen den FCZ sah ich sie nicht schlechter! Stillharts Lattenknaller zum 2:2 hätte das Spiel ebenso verändern können, wie der mögliche Penalty bei der Szene mit Ltaief. Für meinen Geschmack hätte man da durchaus pfeifen können. Und mit dem Ausgleich hätte das Pendel dann wieder für das Rahmen-Team ausgeschlagen.

Mischi Wettstein: Wichtig: Die Leistung, mit dem FCW unter die ersten 6 zu kommen, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Aktuell fehlt ein wenig das Spielglück, das Momentum ist zudem wohl auch weg. Aber man konnte ja auch nicht erwarten, dass Winti jetzt auch noch die Championship Group aufmischt. Sie werden weiter um Platz 5 kämpfen, aber ich denke, der FCZ setzt sich am Ende durch.

Mit der Nicht-Penalty-Entscheidung darf man aus FCW-Sicht bestimmt hadern. Es ist ein 50:50-Entscheid. Es lenkt aber etwas davon ab, dass man seine möglichen Chancen nicht genutzt hat und die Abwehr auch keinen makellosen Sonntag erwischt hat.

Patrick Rahmen
Patrick Rahmen und der FC Winterthur unterliegen dem FCZ. - keystone

Nau.ch: Beim 1:1 in St.Gallen verpasst es Servette, noch etwas Druck auf YB zu machen. Dein Fazit, Mischi?

Mischi Wettstein: Ich war ein wenig enttäuscht. Nichts gegen meine geschätzten Ostschweizer und ihr geiles Publikum: Aber ich hätte mich bei einem Servette-Sieg über ein kleines bisschen «Spannung» in der Liga gefreut. So sind es aber sieben Punkte Rückstand auf YB.

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Erneut geht der Blick über die Landesgrenzen hinaus: Es ist grossartig, was Bo Henriksen mit Mainz macht. Die Rheinhessen schlagen mal eben den CL-Finalisten BVB 3:0. Im Kampf gegen die Relegation zeichnet sich für den letzten Spieltag ein Hitchcock-Finale ab.

Ich sehe Urs Fischers Ex-Club Union Berlin brutal gefährdet. Die spielen gegen Freiburg, die Breisgauer werden sich im letzten Spiel unter Christian Streich nicht lumpen lassen. Sie wollen ihrem Kulttrainer einen Sieg zum Abschluss schenken.

Christoph Böhlen: Ich bleibe auch in Deutschland, gehe aber eine Liga tiefer: Nach Kiel steigt jetzt auch der FC St.Pauli auf. Das ist natürlich doppelt und dreifach bitter für den HSV, der mittlerweile zum Dino in der 2. Bundesliga wird.

Ich bin gespannt, ob Steffen Baumgart in der nächsten Saison in der Lage ist, den Aufstiegsfluch endlich zu durchbrechen. Denn sind wir ehrlich: Der HSV gehört in die Bundesliga!

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
Super League - Championship Group (20.10.2024)SpSNUTorePkt
1.BSC Young Boys LogoBSC Young Boys38237876:3477
2.FC Lugano LogoFC Lugano382013567:5165
3.Servette LogoServette3818101059:4364
4.FC Zürich LogoFC Zürich3816101253:4160
5.FC St. Gallen LogoFC St. Gallen381613960:5157
6.FC Winterthur LogoFC Winterthur3813151060:7149
Super League - Championship Group (20.10.2024)SpPkt
1.BSC Young Boys LogoBSC Young Boys3877
2.FC Lugano LogoFC Lugano3865
3.Servette LogoServette3864
4.FC Zürich LogoFC Zürich3860
5.FC St. Gallen LogoFC St. Gallen3857
6.FC Winterthur LogoFC Winterthur3849

Kommentare

User #4927 (nicht angemeldet)

Ich als YB - Fan seit über 50 Jahren bin ab dem mühsamen Gekicke in dieser Saison ( mit wenigen Ausnahmen ) gar nicht amüsiert..! Dass man so noch Meister wird, ist eigentlich Himmeltraurig ! Das zeigt eindeutig, wie sackschwach unsere Liga ist ! Und was von Bergen zusammengekauft hat mit all den Millionen, lässt auch zu wünschen übrig..! Schade ! So richtig Freude kommt bei mir nicht auf..!

User #4554 (nicht angemeldet)

GC schafft den Klassener halt wenn ... sie den FC Thun in der Barrage schlagen. Ich sage: Hopp Thun.

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