Hillsborough Stadium: Liverpool gedenkt den 96 Opfern
Die grösste Tragödie der britischen Sportgeschichte jährt sich zum 30. Mal. Während eines Fussballspiels verloren im Hillsborough Stadium 96 Menschen ihr Leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 15. April 1989 kam es im Spiel Liverpool gegen Nottingham Forest zu einer Tragödie.
- Einer Massenpanik fielen 96 Menschen zum Opfer.
- Die Stadt Liverpool gedenkt heute den Verstorbenen.
- Das Gerichtsverfahren ist immer noch im Gang.
Um 15.06 Uhr (Ortszeit) wird heute in der britischen Stadt Liverpool eine Schweigeminute eingelegt und anschliessend läuten die Glocken der Stadthalle 96 mal. Dies zu Ehren der 96 Menschen, die 1989 im Fussballspiel Liverpool - Nottingham Forest in einer Massenpanik ihr Leben liessen.
30 years ago today, 96 children, women and men lost their lives at Hillsborough.
— Liverpool FC (@LFC) April 14, 2019
Our thoughts are with all those affected by the tragedy and the 96 fans who will never be forgotten. pic.twitter.com/gD8pinxbxN
Das jüngste Opfer war der 10-jährige Jon-Paul Gilhooley, Cousin von Steven Gerrard, der später Captain des FC Liverpool wurde. Unter den 96 verstorbenen Fans befanden sich 37 Jugendliche, die meisten davon gingen noch zur Schule.
6 Minuten im Hillsborough Stadium, 96 Menschen sterben
Die Frage nach der Schuld ist noch heute nicht beantwortet. Es war damals schon beim Einwärmen der Spieler offensichtlich, dass das Gedränge bei den Eingangstoren enorm war. Dennoch entschied sich der Fussballverband dazu, die Partie ohne Verzögerung durchzuführen.
Der Schiedsrichter gab das Spiel frei, sechs Minuten wurden gespielt – dann wurde abgebrochen. Es waren sechs Minuten, die Leben kosteten. Hinter den Metallzäunen, wo sich die Fans von Liverpool befanden, entstand eine Massenpanik, Menschen wurden erdrückt und konnten nicht gerettet werden.
Die Schuldfrage ist ungeklärt
Weshalb mussten am 15. April 1989 fast 100 Menschen sterben? War dies ein behördliches Versagen? Klar ist: Nie zuvor waren auf der Westtribüne im Hillsborough Stadium in Sheffield so viele Personen anwesend.
Menschen wurden hochgehievt und die Fluchttore geöffnet, damit noch mehr Fans in den bereits überfüllten Block strömen konnten. Dass dies jahrelang als Unfall deklariert wurde, war für die Angehörigen der Opfer eine Katastrophe.
Erst 2014, 25 Jahre nach der Tragödie, wurde der Fall neu aufgerollt. 27 Jahre später befand eine Untersuchungskommission, dass die 96 Opfer von Sheffield «rechtswidrig getötet» wurden. Demzufolge waren die Auslöser der Tragödie schwere Fehler der Polizei und nicht – wie jahrelang behauptet – das Fehlverhalten der Fans.
Die Ermittlungen gegen Polizeichef David Duckenfield laufen bis heute. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten – verliess vor einer Woche den Strafgerichtshof aber ohne Verurteilung. Der Prozess dauerte 29 Stunden.
«Sun»–Boykott dauert an
Für die Fans des Traditionsclubs, insbesondere für die Angehörigen, ist es von enormer Bedeutung, dass die Schuld nicht an ihnen haften bleibt. «The Sun»hat sich in der Affäre immer wieder gegen die Zuschauer gerichtet. Dies hat zur Folge, dass die ganze Stadt bis heute einen Boykott gegen die Zeitung führt.
Drei Jahrzehnte sind nun seit der Tragödie vergangen, und noch immer fällt ein Normalzustand schwer. Gestern wurde im Spiel FC Liverpool - Chelsea zum 30. Mal den Opfern gedacht – mit einer beeindruckenden Choreographie.