Murat Yakin über sein Comeback, Patron Constantin und das GC Ende

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Sion,

Murat Yakin hat sein Abenteuer beim FC Sion begonnen. Im Interview spricht er über den heissesten Trainerstuhl der Schweiz.

Murat Yakin stellt sich im Interview auch seinen skeptischen Betrachtern. (Symbolbild)
Murat Yakin stellt sich im Interview auch seinen skeptischen Betrachtern. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Yakin ist seit dieser Saison Trainer des FC Sion.
  • In einem umfassenden Interview gibt er Einblicke in sein neues Abenteuer.

Murat Yakin ist im Kosmos FC Sion angekommen. Er sagt: «Constantin hat als Geldgeber und Präsident das Recht, Resultate einzufordern. Aber hier gibt es kein Phantom, das im Hintergrund aktiv ist.»

Skeptische Betrachter warfen die Frage auf, weshalb sich Murat Yakin (44) auf den heissesten Trainerstuhl der Schweiz gesetzt hat. Der zweifache Meistercoach versteht diese Haltung nicht und spricht im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA stattdessen über freundschaftliche und respektvolle Begegnungen im Wallis.

Ihr Eindruck der ersten Tage im Wallis?

Murat Yakin: «Das Zusammenspiel mit dem Präsidenten und seinem Sohn funktioniert. Die Entscheidungswege sind extrem kurz, das ist gut. Der Stab arbeitet enthusiastisch, die Leute leben für den Klub, für den Fussball, die Infrastruktur ist hervorragend. Ich bin beeindruckt davon, was CC hier alles zur Verfügung stellt. Ganz nach italienischem Stil! Alles unter einem Dach, in einem familiären Rahmen - das gefällt mir.»

Der Patron gilt als ungeduldiger Mensch.

«Mir ist auch klar, dass am Ende einzig und allein die Resultate entscheidend sind. Alles andere zählt nicht. Da unterscheidet sich der FC Sion nicht von anderen Profi-Klubs. Constantin hat als Geldgeber und Präsident das Recht, Resultate einzufordern. Aber hier gibt es kein Phantom, das im Hintergrund aktiv ist.»

Es gab Kommentatoren, die sofort die Frage aufwarfen: «Warum tut sich Yakin das an?» Was entgegnen Sie?

«Wenn ich mir immer alle Ratschläge anhören würde, könnte ich vermutlich aufhören. Ich habe es im Leben immer so gehalten, selber zu entscheiden. Ich weiss genau, was ich zu tun habe. Damit bin ich am besten gefahren. Ich stelle mir nie die Frage, ob ich am falschen Ort sein könnte.»

Warum Sion?

«In der Schweiz gibt es zehn Super-League-Klubs und zehn Challenge-League-Vereine; Sion gehört zu den attraktivsten Vereinen. Für mich ist es eine Chance, wieder aktiv dabei zu sein, Sions Talente weiterzubringen, mit einer guten Mannschaft etwas bewirken zu können.»

Welches Bild haben Sie von Christian Constantin? Viele nehmen ihn als höchst umstrittene Persönlichkeit wahr.

«Wir sind uns auf verschiedenen Ebenen immer wieder begegnet. Einmal war ich noch Spieler, dann als Trainer. Ich habe diese Begegnungen als überaus respektvoll und herzlich in Erinnerung. Mit Barth (Constantins Sohn) tauschte ich mich immer wieder mal aus.»

Betrachten Sie den neuen Job primär als grosse Challenge?

«Angst habe ich sicher nicht, sonst hätte ich diesen Vertrag nicht unterschrieben. Ich weiss, was verlangt wird. Und eben: Ich habe CC als professionellen Schaffer und Macher kennen gelernt.»

Haben Sie nach der Freistellung bei GC ein rasches Comeback angestrebt?

«Distanz benötigte ich nicht. Die Lust und Freude, wieder auf dem Platz zu stehen, war sehr gross. Eine Pause tut zwischendurch gut, aufgrund meiner familiären Situation mit den kleinen Kindern bin ich natürlich auch mal gerne zu Hause. Aber wenn ein spannender Anruf kommt, bin ich sofort bereit. Eine Aufwärmphase brauche ich nicht.»

Empfanden Sie das frühzeitige Ende in Niederhasli als persönliche Niederlage? Haben Sie sich über die Kritik an Ihre Adresse geärgert?

«Es begann ja gut und mit einem ziemlichen Medien-Hype um meine Person, den ich ganz bestimmt nicht gesucht habe. Mir wurden einige Schilder umgehängt, ich war plötzlich der Mann mit dem Zauberstab, Winnetou - die Journalisten waren erfinderisch. Und im Umfeld gab es rasch einmal unangenehme Entwicklungen. Am Ende stand ich ziemlich alleine da, der Support blieb aus. Aber wir haben alle unseren Teil zu diesem Missverständnis beigetragen, da klammere ich mich nicht aus.»

Fiel der Empfang beim FC Sion moderater aus?

«Hier spricht man mich nicht mit dem Vornamen an, hier sagt jeder Coach oder Mister. Vieles ergibt sich hier einfach. Den Präsidenten muss man nirgends vorstellen, die Hierarchie ist bekannt.»

Sion hat viel Tradition zu bieten und gehört im Cup zu den erfolgreichsten Equipen der Schweiz. Aber in der Liga kommt der momentan letztplatzierte Verein zu selten auf Touren.

«Wir haben ein grosses Kader und einige wichtige Spieler, die derzeit verletzt fehlen wie beispielsweise Keeper Mitrjuschkin. Cunha ging zu Leipzig, andere Leistungsträger wurden ebenfalls verkauft. Einige der Neuen waren in grossen Ligen beschäftigt und erhalten hier eine zweite Chance.»

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