Premier League: Labour-Chef will Fussball von Milliardären befreien
Labour-Chef Jeremy Corbyn will die Premier League von Milliardären befreien. Und die Clubs in die Hände ihrer Mitglieder zurückgeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Corbyn sprach sich in einer Rede in Newcastle für einen Strukturwandel aus.
- Demnach sollen die Vereine in die Hände ihrer Mitglieder gehen.
- Momentan sind die grosse Mehrzahl der Top-Clubs in Europa in Privatbesitz.
Jeremy Corbyn ist nicht dafür bekannt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Der britische Labour-Chef sprach am Wochenende vor Parteimitgliedern in Newcastle, rührte im Hinblick auf eine mögliche Neuwahl die Werbetrommel. Und sprach auch über Fussball, wie die lokale Zeitung «Chronicle Live» berichtet.
«Ich bin sicher, dass heute Abend Newcastle-United-Fans hier sind», sagte Corbyn. «Aber ihr seid wahrscheinlich nicht besonders glücklich damit, wie der Club geführt wird, nicht wahr?»
4-0 down the Newcastle fans are absolutely brilliant still 👏 Mike Ashley you don’t know what you have ! #LeiNew@MagpieChannel_ @TrueGeordieTG pic.twitter.com/Mx3LKwi4Tv
— CHAPPY (@Lee_Chappy) September 29, 2019
Unzufriedenheit mit Mike Ashley
In Newcastle ist die Unzufriedenheit über Besitzer Mike Ashley gross. Man sehnt sich nach der ruhmreichen Vergangenheit zurück, in der man viermal englischer Meister wurde. Zudem sechsmal den FA Cup gewann. Oder zumindest an die 90er- und die frühen 00er-Jahre, wo man teilweise noch um die Spitzenplätze mitspielen konnte.
Seit Ashley den Verein 2006 übernahm, war ein 5. Platz in der Premier League das höchste der Gefühle. Die Normalität: Newcastle United figurierte stets zwischen Rang 10 und 18 – und stieg dabei in 13 Jahren zweimal ab. Davor waren es in über 120 Jahren Clubgeschichte total vier Abstiege aus der Premier League.
Here's a pic Mike Ashley having a beer in the ground, something the rest of us would get arrested and banned for. pic.twitter.com/D6jq3gCM89
— STAND (@STANDfanzine) August 5, 2014
Auf ein Bier mit den Fans
Dabei war der 2,8 Milliarden schwere CEO von «Sport Direct» ursprünglich bei den Fans beliebt. Er trieb sich in Bars und Pubs herum, trank mit den Fans. Und schaute sich die Spiele von der Tribüne aus an, nicht etwa aus der VIP-Lounge.
Mit der Ausbootung des beliebten Trainers Kevin Keegan verlor Ashley die Gunst der Fans allerdings. Im September 2008 wollte er den Club aufgrund anhaltender Proteste gegen sich verkaufen. Während er in Asien potenzielle Käufer scoutete, bildete sich in der Heimat weiterer Widerstand. Der «Newcastle United Supporters Club», mit dem Zweck, die Interessen der Fans gegenüber dem Vorstand zu vertreten.
Football is part of our lives, our community and it's the place where people go to socialise and enjoy each other's company. Let's take the beautiful game away from the billionaires and hand it to the fans instead.https://t.co/xBH4vPTknM
— Jeremy Corbyn (@jeremycorbyn) October 6, 2019
Sportliche Misere in der Premier League
Auch wegen des Abstiegs fand Mike Ashley keinen Käufer für Newcastle. Die sportliche Misere in der Premier League ging weiter, 2016 folgte der zweite Abstieg unter dem Milliardär. Der sich jeglichen Rest-Kredit bei den Fans verspielte, indem er sagte, es sei ein Fehler gewesen, Newcastle zu kaufen.
Vor einem Jahr wurde zudem bekannt, dass der Verein, als einer der wenigen in der Premier League, ein Transfer-Plus erwirtschaftete. «Where has the money gone, Mike?» wurde zum viralen Vorwurf an Ashley. Weil Newcastle das durch Transfers verdiente Geld nicht neu investierte, wollen die Fans wissen, wohin das Geld verschwunden ist.
Auch deshalb fallen die Worte von Jeremy Corbyn bei seiner Rede in Newcastle auf fruchtbaren Boden.
Jeremy Corbyn: «Fussball ist unser Leben»
«Fussball sollte nicht nur ein Business sein», sagte er. «Fussball ist unser Leben, unsere Gemeinschaft, der Ort, wo Leute einander begegnen. Lasst uns das ‹Beautiful Game› den Milliardären wegnehmen und stattdessen den Fans geben.»
In England, wie in den meisten anderen europäischen Profiligen, gehören die Clubs reichen Besitzern. Manchester United, beispielsweise, gehört der Glazer-Familie, Chelsea Roman Abramowitsch. PSG gehört Qatar Sports Investments, Juve der Agnelli-Familie.
Real Madrid und FC Barcelona gehören den Fans
Damit sind sie effektiv keine Vereine, sondern gewinnorientierte Unternehmen. Dabei gibt es durchaus Beispiele für Fussball-Teams, die ihre ursprüngliche Vereinsstruktur beibehalten haben. Und damit immer noch Erfolg haben.
Real Madrid und der FC Barcelona beispielsweise, die seit 2000 zusammen zehn Champions-League-Titel holten. Und immer noch im Besitz ihrer Vereinsmitglieder sind. Oder auch der FC Bayern München, der zumindest zu 75% den Mitgliedern gehört.