Steht der FC Lugano vor dem finanziellen Aus, Angelo Renzetti?
Beim FC Lugano ist die finanzielle Zukunft nicht vollends geklärt. Mehrheitsaktionär Angelo Renzetti macht das Überleben von einem neuen Investor abhängig.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit drei Punkten aus zwei Spielen ist der FC Lugano ordentlich in die Saison gestartet.
- Neben dem Platz geht der Kampf um die Besitzverhältnisse weiter.
- Klub-Boss Angelo Renzetti wünscht sich eine schnelle Lösung.
Nau.ch: Herr Renzetti, wie ist die Situation beim FC Lugano?
Angelo Renzetti: In meinen elf Jahren, in denen ich den Klub führe, habe ich immer eine Lizenz in erster Instanz erhalten. Jetzt habe ich Leonid Novoselskiy, der 40 Prozent Anteile besitzt, die Chance gegeben, den Verein ganz zu übernehmen.
Nun hat Novoselskiy einen Brasilianer ins Tessin geholt. Dieser Investor hat den Klub innert 14 Tagen zerstört. Ich habe die finanziellen Möglichkeiten nicht mehr, den FC Lugano zu verwalten. Darum habe ich jetzt eine seriöse Investorengruppe gefunden, die übernehmen könnte.
Jetzt habe ich Novoselskiy gesagt, dass er entweder alle Aktien übernimmt oder wir verkaufen und retten damit den Verein. Die neuen Investoren sind nur bereit zu übernehmen, wenn sie 100 Prozent bekommen.
Nau.ch: Was geschieht beim FC Lugano, wenn Leonid Novoselskiy den Verkauf an die neuen Investoren ablehnt?
Angelo Renzetti: Wenn er mit dem Brasilianer, nach dem gemäss meinen Informationen sogar international gefahndet wird, weitermachen will, dann muss ich eine andere Lösung suchen. Die einzige Chance, die mir dann noch bleiben würde, wäre eine Kapitalerhöhung durchzuführen.
Novoselskiy hatte zwei Jahre Zeit, eine Lösung zu finden. Das Einzige, was er gefunden hat, ist dieser Brasilianer, welcher nicht seriös arbeitet.
Falls er die finanziellen Mittel nicht aufbringen kann, bitten ich ihn, Platz für einen seriösen Investor zu machen. Ansonsten richtet er bei der Stadt, dem Klub und den Fans einen riesigen Schaden an.
Nau.ch: Gibt es eine Deadline, an die sich Novoselskiy halten muss?
Angelo Renzetti: Die neuen Investoren wollen sofort einsteigen, weil ihnen nur noch vier Wochen bleiben, um Transfers zu tätigen. Darum muss die ganze Sache dringend in den nächsten Tagen über die Bühne gehen.
Nau.ch: Wie stehen die Zeichen?
Angelo Renzetti: Am Mittwoch habe ich mit ihm ein Gespräch. Dann hoffe ich, dass Novoselskiy die Verantwortung gegenüber der Stadt und dem Klub übernimmt.
Nau.ch: Wenn er nicht einlenkt, stirbt dann der FC Lugano?
Angelo Renzetti: Der Verein wird nicht von heute auf morgen sterben, es bliebe noch eine Verschnaufpause. Allerdings würde man eine grosse Chance verpassen, weil die neuen Investoren bereit sind, viel Geld zu investieren und Geschichte zu schreiben.
Nau.ch: Sind es ausländische Investoren?
Angelo Renzetti: Ja, genau.
Gut möglich, dass dabei um den US-Amerikaner Joe Mansueto (64) handelt. Er ist Eigentümer des MLS-Klubs Chicago Fire, der von Raphael Wicky trainiert wird und wo Georg Heitz als Sportchef amtet.
Mansuetos Vermögen wird auf umgerechnet rund 5 Milliarden Franken geschätzt. Vermittler des Mega-Deals könnte das Büro «HWH» von Bernhard Heusler sein.