Ein Saisoneinstieg in den Olympia-Sommer ohne Anlaufzeit

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Bern,

Mujinga und Ditaji Kambundji gönnen sich keine Anlaufzeit. Mit einem Start von null auf hundert lancieren sie für die Elite von Swiss-Athletics die Olympia-Saison mit dem Start an zwei Diamond-League-Meetings.

Mujinga Kambundji
Ditaji und Mujinga Kambundji bereiten sich auf die Saison vor. - keystone

Die Reise der Kambundji-Schwestern nach China zu den Diamond-League-Meetings vom Samstag in Xiamen und einer Woche später in Schanghai zeigt weitere Gemeinsamkeiten. Weder Mujinga noch Ditaji sind je so früh in die Sommer-Saison eingestiegen – und beide brennen nach einem Winter ohne Wettkämpfe auf eine Standortbestimmung.

Das sommerliche Wetter am vergangenen Freitag beim Training im Leichtathletik-Stadion Wankdorf in Bern täuscht über die Tatsache hinweg, dass heuer für Mujinga und Ditaji Kambundji die ersten Wettkämpfe in der Freiluftsaison bereits im April erfolgen. Für das Herantasten an die Bestform geben sich die beiden keine Zeit, sie messen sich in der höchsten Meeting-Kategorie gleich gegen die Weltbesten.

«Nein, es bleibt keine Anlaufzeit», sagt Mujinga Kambundji mit einem Schmunzeln. «Aber das ist gut so. Ich habe das in früheren Jahren das eine oder andere Mal auch schon so gemacht.» Für ihre zehn Jahre jüngere Schwester hingegen bedeutet der Einstieg auf Top-Niveau eine Premiere. «Ich freue mich primär auf die Wettkämpfe», betont die 21-Jährige. «Ich habe eine sehr lange Zeit nur trainiert.»

Ihren letzten grossen Auftritt hatte die Hürdenläuferin vor fünf Monaten, als sie Anfang November zur Schweizer Leichtathletin des Jahres 2023 erkoren wurde. Diesen Titel hatte sich die WM-Finalistin von Budapest auch verdient, weil sie in der vergangenen Saison den Schweizer Rekord über 100 m Hürden auf 12,47 Sekunden gesenkt hatte.

«Ich setze mir keine Zeiten in den Kopf», sagt Ditaji Kambundji mit Blick auf die Reise nach China. «Ich will Antworten zu meinem Formstand. Und die besten Antworten dazu erhält man im Wettkampf.» Sie sehe sich immer noch als junge Athletin, die sich in allen Bereichen steigern könne. Auch ihre Schwester hebt den Wert der Standortbestimmung hervor: «Ich fühle mich gut, kann aber nicht recht einschätzen, was dies im Wettkampf heisst. Man erhält die Rückmeldung, woran man noch arbeiten muss.»

Im vergangenen Sommer beschränkten sich die Rückmeldungen bei der routinierten Sprinterin primär auf den Aspekt, ob die gereizte Plantarfaszie den Belastungen stand hält. «Dieses Thema habe ich nicht ad acta legen können. Ich darf die Gefahr einer Entzündung nicht vernachlässigen. Ich muss die Sache im Auge behalten», gibt die 31-Jährige zu bedenken. «Andererseits plagen mich die Beschwerden nicht wie letztes Jahr. Ich kann fast alles machen. Die kommende Saison habe ich normal aufgebaut.»

Mujinga Kambundji schiesst in China für zwei 200-m-Sprints aus den Blöcken. «Ich beginne die Saison gerne auf Überdistanzen», sagt sie. Und mit diesen Distanzen testet sie auch den Fuss, der im letzten Jahr insbesondere im Kurvenlauf schmerzte. Beim Meeting in Xiamen misst sich die Europameisterin primär mit fünf Amerikanerinnen, angeführt von 100-m-Weltmeisterin Sha'Carri Richardson.

Ditaji Kambundji trifft im Hürdensprint unter anderen auf Devynne Charlton von den Bahamas, die in der Hallensaison den Weltrekord gesenkt hat. «Es sind schon krasse Werte, die gelaufen wurden», meint die Bernerin. «Aber ich habe eine weitere Steigerung des Niveaus erwartet.»

Im Olympia-Jahr gilt es, früh die Top-Form zu erreichen. Die meisten Athletinnen und Athleten aus Übersee müssen sich in den nationalen Trials bewähren, und auf dem hiesigen Kontinent stehen bereits Anfang Juni die Europameisterschaften in Rom an. «Dieses Programm ist eine Challenge. Mich nimmt selber wunder, bei wem der Plan aufgeht, an beiden Wettkämpfen topfit zu sein», sagt die jüngere der Kambundji-Schwestern. Mujinga hingegen meint: «Der Kalender ist weder gut noch schlecht. Wir stellen uns seit vergangenem Herbst darauf ein. Der einzige Nachteil: Ich musste die Hallensaison auslassen.»

Im vorletzten Sommer haben die beiden Bernerinnen bewiesen, dass sie mit einem solchen Terminstress umzugehen wissen. Mujinga Kambundji lief bloss drei Wochen nach den Weltmeisterschaften in Eugene an den Europameisterschaften in München zu Gold und Silber, ihre Schwester rundete den Medaillensatz mit Bronze ab. Heuer liegen zwischen den beiden Highlights sechs Wochen – und es gilt auch keinen Jetlag zu verdauen.

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