Catherine Debrunner gewinnt als erste Schweizerin dreimal Gold bei denselben Paralympics. Aber der Sturz von Teamkollegin Manuela Schär trübt ihre Freude.
Paralympics Catherine Debrunner
Catherine Debrunner hat in Paris bereits drei Goldmedaillen gewonnen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Catherine Debrunner ist mit dreimal Gold die grosse Schweizer Figur an den Paralympics.
  • Das Edelmetall legt sie jeweils auf ihren Nachttisch – ist das das Geheimrezept?
  • Die Spiele in Paris fahren für die Ostschweizerin mit weiteren Medaillenchancen fort.
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Als Catherine Debrunner im Gang zu den Katakomben des Stade de France steht, könnte sie sich uneingeschränkt freuen. Schliesslich hat sie über 1500 m wieder Gold geholt, wie schon über 5000 m und 800 m. Wieder mit paralympischem Rekord.

Aber als die Mikrofone auf sie gerichtet sind, gibt es etwas, das sie von «gemischten Gefühlen» sprechen lässt. Denn in diesem Regenrennen auf der rutschigen Bahn gab es auch den Sturz ihrer Teamkollegin Manuela Schär, die just zu Beginn der letzten Runde mit der Chinesin Zhou Zhaoqian kollidierte. «Ich erlebe gerade ein Chaos der Gefühle», sagt die Thurgauerin.

Verfolgst du die Paralympics?

Schär selber wählt ähnliche Worte, nachdem sie an den Paralympics nach der Goldmedaille über 800 m, die für sie eine grosse Befreiung gewesen sei, eine neuerliche Enttäuschung zu verdauen hat. Sie spricht von einem «ärgerlichen und unnötigen Fehler». Sie habe der Chinesin zu wenig Platz gelassen. Und weil sie dann nicht gleichzeitig den Regulator ihres Vorderrades betätigt hätten, sei es zum Zusammenstoss gekommen.

Die 39-jährige Luzernerin, die in Paris ihre letzten Bahnrennen absolviert, wirkt erstaunlich ruhig und gefasst. Und sie verliert auch nach derartigen Vorkommnissen den Humor nicht, wenn sie mit einem Lachen Glückwünsche Richtung Teamkollegin schickt. «Mega cool, hat Catherine gewonnen. Ich hatte da leider gerade andere Probleme.»

Dreimal Gold an Paralympics

Debrunner hätte sich den Verlauf des Rennens zwar anders vorgestellt. Sie hätte «überhaupt nicht» damit gerechnet, die ganze Zeit vorne zu bleiben. Als sie dann aber gemerkt habe, dass niemand nach vorne gehen und Führungsarbeit machen wolle, habe sie ihre Taktik angepasst und das Rennen von der Spitze aus kontrolliert.

«Ich bin überglücklich und auch stolz, dass es aufgegangen ist», sagt Debrunner, der gar nicht bewusst ist, Historisches geschafft zu haben.

Sie ist nämlich die erste Schweizer Frau, die an denselben Paralympics drei Goldmedaillen gewinnt. «Ich bin nicht so gut mit Statistiken, aber es ehrt mich natürlich extrem. In der Schweiz gab es so viele gute Rollstuhlsportlerinnen. Dass ich etwas als Erste erreichen kann, ist eine riesige Ehre für mich.»

Paralympics Catherine Debrunner
Catherine Debrunner zeigt an den Paralympics herausragende Leistungen. - keystone

Doch wie schafft es die 29-Jährige, trotz des strengen Programms jeden Tag nicht nur wieder bereit zu sein, sondern auch gleich Rekorde zu brechen? Sie nehme sich bewusst zurück in allem, was nicht ihren Sport betreffe, sagt Debrunner. Sie gebe nur wenige Interviews, fokussiere sich nach ihren Pflichten im Stade de France auf die Erholung, schlafe viel.

«Ich habe die Goldmedaillen auf meinem Nachttisch. Vielleicht schlafe ich deshalb so gut», sagt sie und lacht.

Weitere Medaillen für Debrunner möglich

Am Mittwoch macht Catherine Debrunner mit dem Rennen über 100 m einen Abstecher in die Kurzstrecken. An der WM im letzten Jahr gab es über diese Distanz Silber für die Ostschweizerin. «Es ist schon eine Umstellung von taktischen Rennen auf Sprintrennen», sagt Debrunner. «Aber ich habe ja etwas Zeit, mich vorzubereiten.»

Danach stehen an den Paralympics noch die 400 m und zum Abschluss der Marathon im Programm. Siegchancen hat Debrunner überall. Hoffentlich ist der Nachttisch gross genug.

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